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In der vergangenen Saison setzte sich der VfB Friedrichshafen in einer dramatischen Finalserie gegen die BR Volleys mit 3:2-Siegen durch.
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Saisonstart in der Volleyball-Bundesliga: BR Volleys und VfB Friedrichshafen: Die Lokomotiven der Liga

Ein neuer Vermarkter, bessere Grundstrukturen bei den Klubs - es tut sich was in der Volleyball-Bundesliga. Ein Ausblick auf die neue Saison.

Von Johannes Nedo

Keiner scherte aus der Reihe, und das war auch nicht anders zu erwarten. Als die elf Trainer der Volleyball-Bundesligisten wie immer vor Saisonbeginn von der Liga gefragt wurden, wer um den Titel spielen würde, gaben alle nur eine Antwort: die BR Volleys und der VfB Friedrichshafen. Auch in den Begründungen ähnelten sich die Trainer sehr. Berlin und Friedrichshafen hätten eben die höchsten Etats, die stärksten Spieler und die meisten Fans, sagten sie. 

Die Prognosen nach den Meisterschaftsfavoriten fallen schon seit Jahren so aus. Zu sehr haben die Berliner und die Friedrichshafener zuletzt die Liga dominiert. Volleys-Manager Kaweh Niroomand freut sich natürlich, wenn seine Mannschaft stets als Titelkandidat genannt wird, schließlich spricht das auch für das Ansehen seines Klubs bei den Kollegen. Andererseits hätte er es schon auch gerne, wenn die Liga etwas spannender werden würde. Wenn nicht schon im Voraus klar wäre, dass der Meister eigentlich nur Berlin oder Friedrichshafen heißen kann.

Und ein bisschen Bewegung hat Niroomand in diesem Punkt vor dieser Saison dann doch erkannt. Zwar ist noch kein großer dritter Titelanwärter herangewachsen, doch der Volleys-Manager betont: „Es gibt gute Bestrebungen bei den anderen Vereinen. Klubs wie Bühl, Düren oder Rottenburg könnten große Stolpersteine für uns werden.“ So scheint es keine Koketterie, wenn er sagt: „Vielleicht ist die Lage gar nicht so eindeutig.“

Insgesamt glaubt Niroomand, einen „Aufwärtstrend in der Liga“ ausgemacht zu haben. Der 62-Jährige erklärt dies mit einigen Beobachtungen: So hätten sich die Grundstrukturen der anderen Vereine verbessert, generell werde professioneller gearbeitet, sagt er. Überdies konnte auch die Volleyball-Bundesliga vor dieser Saison positive Entwicklungen vermelden. Mit ProSiebenSat.1 wurde ein Vermarkter-Vertrag geschlossen. Dank dieser Unterstützung sei es wahrscheinlich, dass möglichst bald ein Liga-Sponsor gefunden wird, sagt Niroomand. Außerdem werden nun alle Bundesliga-Spiele im Livestream bei Sportdeutschland.tv im Internet ausgestrahlt. Damit verbindet sich auch die Hoffnung, demnächst mit den Play-offs oder dem Finale sogar live im Fernsehen vertreten zu sein. „Es tut sich also was“, betont Niroomand, der angesichts dieser guten Nachrichten noch deutliche Wachstumschancen für die Liga sieht: „Ich würde mir wünschen, dass wir in Zukunft 14 Mannschaften in der Bundesliga haben – es gibt noch reichlich Stellen auf der Landkarte, wo Deutschland präsent sein muss.“

Aufsteiger United Volleys Rhein-Main eröffnet die Saison am Freitag gegen Meister Friedrichshafen

Damit zielt der Volleys-Manager besonders auf weitere Großstädte ab. Der Aufsteiger United Volleys Rhein-Main ist da ganz nach seinem Geschmack. Denn die Rüsselsheimer wagen sich nun nach Frankfurt, in eine große, 5000-Zuschauer-fassende Halle. Dort tragen sie am Freitagabend (19.30 Uhr) die Auftaktpartie dieser Saison gegen Friedrichshafen aus. Andere Klubs eifern also den Berlinern nach, die einst von der eher piefigen Sömmeringhalle in die Max-Schmeling-Halle umzogen. Niroomand sieht es als Zeichen dafür, dass die Volleys mit der Art, wie sie ihren Sport präsentieren, eben auch eine Lokomotiv-Funktion für die Liga haben, wie er immer wieder betont. In diesem Punkt stimmt ihm sogar der große Rivale aus Friedrichshafen zu. „Die Berliner machen das sehr gut“, sagt VfB-Trainer Stelian Moculescu.

Diese Vorreiterrolle motiviere die anderen Vereine, verkündet stolz Michael Evers, der Präsident der Volleyball-Bundesliga. „Viele orientieren sich an den Top zwei“, sagt er. „Wir müssen einen Event für die Zuschauer erzeugen. Und vor allem Berlin hatte da den Mut, richtige Schritte zu gehen.“ Der Weg in die Großstädte könnte ein Weg sein zu mehr Präsenz in der Öffentlichkeit, betont Evers. Oder auch ein Fußball-Bundesligist, der die Volleyball-Sparte stark fördert, so wie es Bayern München im Basketball praktiziert. „Wir sind mit der Liga auf einem guten Weg“, sagt der 56-Jährige. „Aber wir brauchen einen langen Atem.“ Evers ist optimistisch, aber nicht euphorisch – das gilt auch für seine sportliche Einschätzung der Liga. Er stimmt Niroomand zu, dass die anderen Vereine gegenüber Berlin und Friedrichshafen aufgeholt haben: „Der Abstand wird geringer.“ Evers sagt aber auch: „Für die anderen wird es aber trotzdem sehr schwer, an die beiden Topklubs heranzukommen. Die werden noch viel Wasser schlucken müssen.“ Beim Meistertipp schert eben keiner aus der Reihe.

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