Vor dem Play-off-Finale: BR Volleys sind wieder Meister der Drucksituationen
Vor Wochen noch wäre der Einzug ins Play-off-Finale für die Berliner Volleyballer eine Überraschung gewesen. Nun wollen die Spieler längst viel mehr.
Im Verlauf dieser Saison gab es rund um die BR Volleys immer wieder eine Frage: Wie wird es die neu formierte Mannschaft schaffen, Spieler wie Robert Kromm oder Paul Carroll zu ersetzen? Spieler, die in den wichtigen Situationen ihre beste Leistungen zeigten. Spieler, die sich nicht verunsichern ließen von Druck und Widerständen.
In einigen Phasen dieser Saison gab es deutliche Zweifel, ob die aktuelle Mannschaft in Kromms und Carrolls Fußstapfen treten kann. Zu wechselhaft waren die Auftritte der Berliner, zu leicht gaben sie Spiele aus der Hand und konnten nicht mehr kontern. Doch nun stehen die Volleys erneut im Play-off-Finale um die deutsche Meisterschaft, zum neunten Mal in Folge. Wieder treffen sie auf den VfB Friedrichshafen.
Und die Diskussion um Kromms und Carrolls adäquate Nachfolge beendete Diagonalangreifer Kyle Russell nach dem entscheidenden 3:0-Sieg gegen die Alpenvolleys Haching am vergangenen Samstag mit einer klaren Ansage: "Wir haben gewonnen, weil wir viele Spieler haben, die wissen, wie sie in wichtigen Situationen unter großem Druck agieren müssen."
Damit hat der US-Amerikaner vollkommen Recht. Die Berliner setzten sich in der Halbfinalserie gegen die deutsch-österreichische Spielgemeinschaft durch, weil sie dann, wenn es darauf ankam, ihren besten Volleyball zeigten. Und die Alpenvolleys verlangten ihnen einiges ab. Die Mannschaft von Trainer Cedric Enard hat sich stetig weiterentwickelt - so gut, dass Manager Kaweh Niroomand zugibt: "Vor acht Wochen hätte ich nicht unbedingt geglaubt, dass wir noch das Finale erreichen." Zu inkonstant waren die Volleys. Doch nun betont Niroomand: "Uns zeichnet wieder eine gewisse Leichtigkeit und großes Selbstvertrauen aus."
In die Finalserie Best of Five gegen Friedrichshafen, die am kommenden Samstag mit einem Auswärtsspiel am Bodensee beginnt, gehen die Berliner voller Zuversicht. Dass sie das letzte Duell mit dem VfB in der Hauptrunde Ende Januar in der Max-Schmeling-Halle mit 0:3 verloren, ficht Russell nicht an. "Wir sind jetzt ein anderes Team", sagt er. "Wir wissen jetzt, wie man gewinnt."
Finalgegner Friedrichshafen sollte gewarnt sein
Seit dieser Partie Ende Januar hat sich bei den Volleys einiges verändert. Die starken nachverpflichteten Spieler Sergej Grankin und Nicolas Rossard haben der Mannschaft einen Schub gegeben. "Wir haben nun aber auch unsere Team-Identität gefunden", sagt Mittelblocker Georg Klein. "Wir wissen jetzt, wie jeder einzelne agiert." Auch Kapitän Sebastian Kühner hebt diesen Punkt hervor. "Jeder ist voll drin in seiner Rolle. Jeder weiß, was er leisten kann. Und das Miteinander ist jetzt besser", sagt der Zuspieler. "Wir sind während der Saison zwar langsamer an unser Leistungsniveau gekommen als Friedrichshafen. Aber die sind auch anfälliger und nicht mehr so dominant wie im Vorjahr." Und auch da siegten die Berliner bekanntlich am Ende.
Durch die Play-offs kam der Hauptrundenerste leichter als die Berliner. Im Viertelfinale als auch im Halbfinale gewann die Mannschaft von Trainer Vital Heynen nach zwei respektive drei Spielen, musste also noch keine Niederlage hinnehmen und bestritt zwei Spiele weniger als die Volleys. Kühner sieht das aber nicht als Nachteil. "Wir haben unseren Rhythmus und wir wurden hart gefordert - das ist die beste Vorbereitung", sagt der 32-Jährige.
Auf jeden Fall wird es eine andere Serie als die gegen die Alpenvolleys, die sehr risikoreich spielten. Friedrichshafen agiert taktischer und ist mehr auf Fehlervermeidung aus. "Wir kennen Friedrichshafen genau", sagt Mittelblocker Klein. "Wir müssen einfach einen kühlen Kopf bewahren." Genau das haben die Berliner zuletzt ja in bester Kromm- und Carroll-Manier getan.