Supercup im Volleyball: BR Volleys scheitern deutlich gegen VfB Friedrichshafen
Aus Berliner Sicht und auch aus Sicht der Volleyball-Bundesliga verlief der Supercup vor allem: ernüchternd.
Der neue Volleyball-Supercup hat viele Verwendungsmöglichkeiten. Die siegreichen Spieler des VfB Friedrichshafen verwendeten die Trophäe als Vase für ihre Blumensträuße, die Gewinnerinnen des MTV Stuttgart kühlten darin eine Flasche Sekt.
Bei seiner Premiere am Samstag in der Arena am Ostbahnhof zeigte der neue Pokal sein Potenzial, zumindest als Behälter. Das bekamen jedoch nicht viele Zuschauer mit, die meisten der ohnehin nur 5642 Ticketinhaber waren bei der Siegerehrung schon auf dem Heimweg. Zuvor war die theoretisch 11 000 Zuschauer fassende Halle nur halb voll – beziehungsweise: halb leer – gewesen, je nach Sichtweise, und damit wohl eine Nummer zu groß für das Event.
Für die BR Volleys war das gut, so bekamen nicht allzu viele Fans ihre überraschend einseitige 0:3 (16:25, 20:25, 21:25)-Klatsche gegen Friedrichshafen in weniger als anderthalb Stunden mit. „Das war überhaupt nicht schön, wir wollten den Cup beim ersten Mal in Berlin gewinnen“, sagte Volleys-Manager Kaweh Niroomand. „Ich hoffe, die Niederlage kam zur rechten Zeit.“ In einer Woche beginnt für die Berliner die Bundesliga-Saison. „Friedrichshafen wird das Selbstvertrauen geben und unsere Mannschaft hoffentlich wachrütteln“, sagte Niroomand. VfB-Trainer Vital Heynen sagte nach dem ersten Titel mit seiner neuen Mannschaft: „Berlin kann besser spielen.“
Doch die Volleys zeigten taktische Schwächen in der Annahme, dazu suchen mehrere Spieler noch ihre Fitness oder Form. Nach der Vorbereitung und den Testspielturnieren hatte der Manager seine Mannschaft anders erwartet. „Ich dachte, wir wären einen Schritt weiter“, sagte Niroomand, „es wird ein schwerer Saisonstart.“ Zumindest kehrt Außenangreifer Steven Marshall diese Woche ins Training zurück.
Die Frage ist, ob der Volleyball-Supercup in dieser Form noch einmal wiederkehrt. Die meisten Beteiligten bemühten sich angesichts der Zuschauerzahlen um die Glas-halb-voll-Sicht. „Das ist eine Superveranstaltung, sie braucht nur Zeit“, sagte Heynen. „Ich hoffe, sie findet im nächsten Jahr wieder statt.“ Noch zwei Jahre läuft der Vertrag der Volleyball-Bundesliga mit einem privaten Fernsehsender, der den Supercup zwar mitfinanzierte, aber nicht übertrug. Die Spiele der Männer und Frauen waren nur im Internet bei den Öffentlich-Rechtlichen live zu sehen. Auch die Organisation ließ noch einiges zu wünschen übrig, das Spiel der Volleys etwa verzögerte sich um eine Dreiviertelstunde. Es gab viel Leerlauf, dafür oft viel zu laute Musik und während der Spiele Stille. „Man hätte gerne 10 000 Zuschauer in einer Halle, die 10 000 Zuschauer fasst“, sagte Nationalspielerin Mareen Apitz vom Dresdner SC, der das Finale gegen Stuttgart 1:3 (20:25, 23:25, 26:24, 20:25) verlor. Die Frage lautet, ob die Großarena am Ostbahnhof das richtige Gefäß für den Supercup ist. „Volleyball braucht solche Großveranstaltungen“, sagte Niroomand, „aber nicht in Berlin, hier gibt es einfach zu viel Angebot.“ Die Volleyball-Bundesliga will sich kommende Woche treffen und ein Fazit der Veranstaltung ziehen, auch finanziell. Zu der Standort-Frage sagte Bundesliga-Geschäftsführer Klaus-Peter Jung: „Alles ist möglich.“