zum Hauptinhalt
Kopf hoch. Raffael und die Gladbacher versuchen die Ruhe zu bewahren.
© dpa

Nach dem Fehlstart in der Bundesliga: Borussia Mönchengladbach sucht die eigene Mitte

Borussia Mönchengladbach pendelt zwischen Abstiegsplatz und Champions League - dieser Alltag bereitet dem Verein Probleme.

Die Spieler von Borussia Mönchengladbach erleben gerade eine Phase der Extreme. Mal sind sie die Schärfsten überhaupt, mal die totalen Deppen: So geht das gerade im Viertagesrhythmus. Nach dem 0:4 zum Auftakt der Bundesliga-Saison bei Borussia Dortmund durften die Gladbacher unter der Woche als Stargäste der Premiere eines Films beiwohnen, der sich ihrem wundersamen Aufschwung vom Abstiegskandidaten zum Champions-League-Teilnehmer widmet. Wiederum nur vier Tage später verloren sie auch ihr zweites Saisonspiel und stürzten durch die 1:2-Heimniederlage gegen Mainz auf den letzten Tabellenplatz. Der nächste Ausschlag nach oben wird allerdings nicht lange auf sich warten lassen. Am Donnerstag werden – ein Höhepunkt für alle Gladbach-Fans – die Vorrundengruppen für die Champions League ausgelost, und Max Eberl, Borussias Sportdirektor, hat sicherheitshalber noch einmal klargestellt: „Wir werden uns nicht für die Champions League abmelden.“

Die Gladbacher tun sich momentan schwer, die eigene Mitte zu finden. Zum ersten Mal seit mehr als vier Jahren sind sie wieder Letzter der Fußball-Bundesliga. Doch die Fallhöhe ist inzwischen eine andere. In drei der vergangenen vier Jahre hat sich der Klub für den Europapokal qualifiziert, nach Platz drei in der Vorsaison galt er manchen sogar schon als seriöser Konkurrent für die Bayern. Sportdirektor Eberl hat solche Prognosen immer für realitätsfern gehalten und auch für diese Saison wieder einen einstelligen Tabellenplatz als Ziel ausgegeben; trotzdem gibt er zu: „Wir haben uns nicht vorgestellt, mit null Punkten zu starten.“

Der Borussia geht derzeit die Leichtigkeit der ersten Jahreshälfte ab. „Man sieht, dass es nicht mehr die gleiche Mannschaft ist“, sagt Trainer Lucien Favre. Neben den verletzten Verteidigern Martin Stranzl und Alvaro Dominguez fehlen Max Kruse (jetzt Wolfsburg) und Christoph Kramer (Leverkusen). Ihr Abgang war von Borussias Fans fast schon routiniert zur Kenntnis genommen worden. Jetzt zeigt sich, wie wichtig die beiden Nationalspieler für den inneren Zusammenhalt des Gladbacher Spiels waren. „Letzte Saison stand die Struktur, die Automatismen haben funktioniert, und wir haben teilweise fantastischen Fußball gespielt“, sagt Eberl. „Momentan ist alles etwas mühsamer.“

Die Defensive wacklig, die Offensive nicht effektiv: Sechs Gegentore haben die Gladbacher bereits kassiert – dafür brauchten sie in der Vorsaison elf Spiele; und ihre zweite Niederlage verbuchten sie damals erst am zwölften Spieltag. „Natürlich wird der Druck jetzt größer“, sagt Patrick Herrmann, der mit dem 1:1 gegen Mainz das bisher einzige Saisontor für den VfL erzielte. Rund um den Ausgleich kamen die Gladbacher gegen die ultradefensiven Mainzer zu einigen guten Chancen, doch solche Spitzfindigkeiten passen nicht in die allgemein verbreitete Tristesse. Genauso wenig wie die, dass Borussia in der vorigen Saison aus den gleichen Begegnungen auch nur einen Punkt mehr holte.

Die Gladbacher wollen sich jedenfalls nicht verrückt machen lassen. „Es gilt: positiv denken, obwohl es nicht einfach ist“, sagt Favre. So ähnlich hat das vermutlich auch Granit Xhaka gemeint, als er auf das Krisengerede angesprochen wurde: „Das ist Schwachsinn.“

Folgen Sie der Tagesspiegel-Sportredaktion auf Twitter:

Zur Startseite