0:0 im Spitzenspiel gegen Bayern: Borussia Dortmund taumelt, fällt aber nicht
Am Ende muss Borussia Dortmund mit dem 0:0 zufrieden sein - der FC Bayern war die bessere Mannschaft.
Sie hatten niemanden getäuscht, die Dortmunder, sich nicht größer gemacht als sie eigentlich sind. Das zeigten die 90 Minuten auf dem Rasen, und vielleicht stand auch deshalb hinterher Trainer Thomas Tuchel am Mikrofon und sagte: „Ich bin sehr glücklich, was die Mannschaft abgeliefert hat.“ Die Bundesliga hatte vom offenen Meisterschaftskampf geschwärmt, die Dortmunder vom Größenunterschied zum FC Bayern gesprochen. So gesehen war das 0:0 am Samstagabend auf jeden Fall kein Misserfolg.
Neue Sequenzen für die Ruhmeshalle der Dortmunder werden im Sommer allerdings auch nicht eingeplant werden müssen. Keine neuen Bilder von Meisterfeierlichkeiten. Der Herausforderer kam gegen den Branchenprimus vor 81 359 Zuschauern im ausverkauften Dortmunder Stadion eben doch nicht zu einem Tor, und der Rückstand auf die Bayern bleibt bei fünf Zählern. Ein Unentschieden, das ist eigentlich zu wenig, und doch darf sich der BVB glücklich schätzen, weil er vor allem in der zweiten Halbzeit die eindeutig unterlegene Mannschaft war.
Der alte und wahrscheinlich neue Meister hatte eine Vielzahl bester Möglichkeiten, das Gipfeltreffen zu entscheiden, die er jedoch sämtlich vergab. „Wir hatten das Ding hier in der zweiten Hälfte ganz klar im Griff“, analysierte Thomas Müller nach dem Abpfiff: „Es war ein intensives Spiel, aber für unser Chancenplus können wir uns nichts kaufen.“ Sein Trainer Pep Guardiola ergänzte: „Es war ein gutes Spiel für den deutschen Fußball.“
Und natürlich für die Münchner, die einen großen Schritt Richtung Titelverteidigung machten. Guardiola setzte beim Gipfeltreffen auf körperliche Präsenz und beorderte robuste Spieler wie Xabi Alonso und Arturo Vidal in die Startformation. Dafür musste mit Thiago als Vertreter der Filigrantechniker auf die Bank. Vidal führte sich gleich mit zwei robusten Attacken ein, Alonso sah nach 20 Minuten die Gelbe Karte, als er Mchitarjan mit offener Sohle umgrätschte.
Da hatte das Spiel bereits mächtig Fahrt aufgenommen. Es gab kein Abtasten, von der ersten Minute an ging es mit größtmöglicher Leidenschaft zur Sache. Es war ein unglaublich intensives und temporeiches Fußballspiel – kein Zweifel, hier begegneten sich die beiden mit Abstand besten deutschen Mannschaften. Die Bayern waren über weite Strecken die bestimmende Mannschaft mit der reiferen Spielanlage, doch die Dortmunder hielten mit überfallartigen Kontern dagegen.
Tuchel hatte die Taktik gewählt, seine Hintermannschaft in der Rückwärtsbewegung mit einer Fünferkette zu verdichten, doch das hielt den Rekordmeister nicht davon ab, beherzt nach vorne zu spielen. So entwickelte sich ein rasanter Schlagabtausch, bei dem Reus, Durm und Aubameyang gute Chancen für den BVB hatten, auf der anderen Seite hätten Müller, Robben und Lewandowski treffen können. Die größte Chance der ersten Hälfte hatte jedoch Douglas Costa, als der BVB nach eigener Ecke völlig offen stand. Der Brasilianer war allein durch, doch Torhüter Roman Bürki rettete glänzend. So blieb es bis zum Pausenpfiff beim torlosen Remis.
Auch nach dem Seitenwechsel bestimmten vor allem die Gäste den Rhythmus. In der 54. Minute hätte Vidal nach Flanke von Müller die Führung erzielen können, doch sein Kopfball strich knapp am rechten Pfosten des Dortmunder Tores vorbei. Auch der Schuss von Robben wenige Sequenzen später traf nicht ins Ziel, sondern rauschte über die Querlatte. Noch enger wurde es nach einer guten Stunde, als Vidal den Ball nach einer Ecke an die Latte drosch. Bürki war noch mit den Händen am Ball und verhinderte mit einem fantastischen Reflex den Rückstand, der längst fällig war. Das Unentschieden hing für die Borussia am seidenen Faden, weil es immer seltener gelang, durch Gegenangriffe für Entlastung zu sorgen.
Dortmund taumelte, fiel aber nicht. Es war ein torloses Unentschieden, mit dem der Revierklub nach diesen 90 Minuten sehr gut leben kann, das aber trotzdem zu wenig sein dürfte, um die Bayern im Titelrennen noch ins Straucheln zu bringen. „Die Situation ist unverändert“, sagte Tuchel, der bemüht war, Gelassenheit auszustrahlen: „Wir werden unseren Weg weitergehen und uns den Hunger bewahren.“