"Da ist etwas kaputt gegangen": Boris Becker mischt sich in Diskussionen um Alexander Zverev ein
Nach dem Achtelfinal-Erfolg in Hamburg genießt Alexander Zverev einfach den Sieg. Doch schnell holen ihn die Themen abseits des Platzes ein.
Am Ende schien es, als wollte Alexander Zverev die ganze Welt umarmen. Wie beseelt stand er auf dem Centre Court von Hamburg und genoss den warmen Applaus der 5000 Zuschauer. „Ich spüre die positive Energie, so viel Liebe von euch“, schwelgte Zverev, „ich danke euch.“ Wie den verlorenen Sohn hatten ihn die Hamburger zwar nicht gefeiert, aber das merkt Zverev gar nicht. Nach der Katerstimmung der vergangenen Monate erlebt der Weltranglistenfünfte die Auftritte beim Tennisturnier in seiner Heimatstadt offenbar wie im Rausch. Jedes noch so kleine Quäntchen Glücksgefühl potenziert sich gerade für ihn. Nach einer Saison, die bisher zum Vergessen ist. „Ich hoffe, dass das jetzt nur der Anfang ist“, sagte Zverev.
Auch Boris Becker tut das. Der Chef des Männertennis im Deutschen Tennisbund (DTB) saß in der ersten Reihe, als Zverev den Argentinier Federico Delbonis mit 6:4 und 7:6 bezwang und ins Viertelfinale der Hamburg Open einzog. Mit Sorge betrachtet Becker die erste Krise, die der 22-Jährige in seiner Karriere durchlebt. Besonders das schwierige Verhältnis, das Zverev zu seinem Coach Ivan Lendl pflegt. „Wenn man einen hochkarätigen Trainer hat wie Lendl, dann muss man ihn immer bei sich haben“, betonte Becker: „Entweder man macht es richtig oder man lässt es.“
Der dreimalige Wimbledonsieger war selbst im Gespräch als Zverev-Coach, doch „ich will auf keinen Fall mehr 30 Wochen im Jahr reisen.“ Allerdings sei er „sehr eng befreundet“ mit Zverev. Seit zwei Jahren sieht er sich in seiner Funktion beim DTB auch als ein Mentor für Zverev. Aber mehr nicht.
Lendl ist in Hamburg nicht dabei, an Zverevs Seite ist wieder sein Vater, der ein Problem mit der Doppelrolle mit Lendl hat. Doch seinen Jüngsten würde er nie im Stich lassen und ist nach seiner Auszeit während Wimbledon wieder vor Ort. „Es ist nicht so, dass ich Ivan jede Woche in meinem Leben brauche“, wiegelte Zverev ab: „Da würden wir ja beide durchdrehen. Ich genieße die Arbeit mit ihm, aber er muss nicht immer dabei sein.“ Lendl sei auch extrem teuer, so heißt es, und das sei der Grund für die sporadischen Trainer-Einsätze.
Becker jedoch ließ gestern tiefer blicken und plauderte aus, dass bei den Tour Finals in London im vergangenen November etwas zwischen Zverev und Lendl vorgefallen sei. „Irgendetwas ist zwischen ihnen passiert und da ist etwas kaputt gegangen. Ich will aber nicht mehr sagen.“ Aber dann schob Becker doch hinterher: „Apey spielte dabei eine Rolle, irgendetwas ist passiert.“
Immer wieder Apey. Den andauernden Rechtsstreit mit seinem Ex-Manager Patrico Apey führte Zverev als einen der Hauptgründe an, warum es in dieser Saison nicht mehr laufen will. Auch die Arbeitseinstellung von Lendl hatte Zverev in dieser Woche öffentlich kritisiert, doch Beckers Behauptungen stützte er nicht: „Boris weiß offenbar mehr als ich. Wenn arbeitsmäßig etwas passiert wäre, wären wir nicht mehr zusammen.“ Gerüchte über einen Bruch zwischen ihm und Lendl machen allerdings schon länger die Runde. Zumindest dieses Mal entschied sich Zverev dafür, zu schweigen. Doch die Störgeräusche bleiben, da kann das Hamburger Heimatfeeling nur bedingt helfen.