Deutscher Eishockey-Bund beschließt Reformen: Bis 2026 an die Weltspitze
Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) richtet sich sportlich und wirtschaftlich neu aus. Die Mitglieder stimmten am Samstag in Frankfurt/Main überraschend einstimmig für die von Präsident Franz Reindl geplanten Reformen.
„Das ist ein überwältigendes Ergebnis und ein wichtiger Fingerzeig“, sagte Reindl. Auch alle Landesverbände (LEV) stimmten der neuen Satzung nach langer Diskussion zu. „Mit den Unruhen im Vorfeld ist das ein Traumergebnis“, meinte Reindl. Zuvor hatten die größten LEV Widerstand angekündigt, da ihre Macht künftig beschnitten wird. Damit kehren auch die Proficlubs aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und DEL 2 unter das Dach des DEB zurück und sollen mit ihren Mitgliedsbeiträgen zur Sanierung des klammen Verbandes beitragen. „Die Aufnahme der Proficlubs ist ein Meilenstein“, meinte Reindl.
„Wir sind überzeugt von der neuen Mannschaft, bei der erstmals der Sport im Vordergrund steht“, sagte DEL-Aufsichtsratschef Jürgen Arnold über die neue Führung um Ex-Nationalspieler Reindl. Das Präsidium war im vergangenen Jahr gewählt worden. Mit den Geldern der Clubs und der Einführung von Einzellizenzgebühren plant der DEB nun mit Mehreinnahmen von rund 500 000 Euro pro Jahr. Allerdings muss die Gebührenordnung - Grundlage für die Sanierung - noch von den Mitgliederversammlungen der LEV abgesegnet werden.
160 000 Euro Gewinn im Jahr 2014
Statt der bislang zusammen 50 Prozent der gesamten Stimmanteile haben die LEV künftig nur noch zusammen ein Drittel der Stimmen. Auch erhalten sie weniger Geld für ihre Basisarbeit. Vor allem finanziell war ein Neuanfang dringend notwendig. Laut DEB-Präsidium hätte ohne einen Neuanfang bereits Ende Mai die Insolvenz gedroht. „Dem Patienten geht es so schlecht. Wir müssen jetzt schleunigst eine Notoperation durchführen. Für Schönheitsoperationen ist danach wieder Zeit“, sagte Schatzmeister Berthold Wipfler.
Das vergangene Jahr schloss der Verband zwar mit einem Gewinn von knapp 160 000 Euro ab. Bereits für das laufende Geschäftsjahr kalkuliert der DEB indes mit einem Minus von knapp 660 000 Jahr, für 2016 gar mit einem Minus von knapp einer Million Euro. Unter Reindls Vorgänger Uwe Harnos hatte der Verband ein Minus von teilweise über 600 000 Euro pro Jahr erwirtschaftet. Der Gewinn der Heim-WM 2010 in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro ist längst aufgebraucht. „Wir sind am Anschlag. Wenn sich heute nichts ändert, ist der DEB ein Abwicklungsverhältnis“, berichtete Vize-Präsident Wipfler.
Fokus auf Jugend-Förderung
Mit der Satzungsänderung und den Mehreinnahmen will Reindl auch sein Sportkonzept finanzieren. Damit soll das Nationalteam bis 2026 an die Weltspitze geführt werden. Aktuell ist die Situation ernüchternd: Das Nationalteam von Bundestrainer Pat Cortina verpasste 2013 erstmals überhaupt die Olympia-Qualifikation. Bei der WM im Mai in Tschechien dürfte es einzig um den Klassenverbleib gehen. Die Frauen und die U20 sind bereits abgestiegen. „Wir sind einfach nicht gut genug. Wenn wir uns verbessern wollen, müssen wir Reformen auf den Tisch legen“, sagte Reindl. Im Mittelpunkt des Konzeptes steht vor allem die Jugend-Förderung und die Verbesserung der Trainer-Ausbildung. Reindl erhielt dafür breite Zustimmung.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte vor der Versammlung noch einmal eindringlich Reformen angemahnt. DOSB-Präsident Alfons Hörmann schrieb in einem Brief von der „klaren Erwartungshaltung, sich nun teamorientiert auf neue Konzepte zu einigen“. Reindl hatte zuvor von Hinweisen vom DOSB berichtet, dem DEB ohne Reformen öffentliche Fördermittel zu streichen. Im vergangenen Jahr hatte der DOSB dies bereits beim Deutschen Curling-Verband umgesetzt. (dpa)