Zum Treffen mit Erdogan: Bierhoffs unbeholfener Zick-Zack-Kurs zu Özil und Gündogan
Zuerst wollte DFB-Direktor Oliver Bierhoff die Diskussionen um Özil und Gündogan für beendet erklären, jetzt rudert er zurück. Das offenbart die Hilflosigkeit des DFB. Ein Kommentar.
Ein Foto schreibt Geschichte. Eine für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) sehr unschöne Geschichte. Nachdem Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Erdogan posiert haben, erlebt die Spitze des größten deutschen Sportverbandes kurz vor der Weltmeisterschaft in Russland stürmische Tage.
Nach den Pfiffen gegen Gündogan im finalen WM-Testspiel gegen Saudi-Arabien sucht Oliver Bierhoff nach gewinnbringender Taktik – und findet sie nicht. Der Direktor des DFB hat nun den Weg zur "Bild"-Zeitung als Notausgang gewählt.
Aus dem anfänglichen Jetzt-ist-Schluss-Basta, keine Özil-Gündogan-Diskussion, ist bei Bierhoff ein devotes Tut-mir-leid-ich-bin-falsch-verstanden-worden geworden. War nicht so gemeint, sagt er. Natürlich dürfe man diskutieren. Über Gündogan und Özil. Auch wenn Letzterer nichts sagen werde, da sei er sich sicher. Das ist Zick-zack-Rhetorik und nicht mehr.
In meinen Augen ist die Aufregung um Özil und Gündogan geprägt von unglaublicher Doppelmoral. Einerseits Brot und Spiele für Putin, andererseits aber bloß keine Fotos für Erdogan.
schreibt NutzerIn MrDoe
Längst ist die Situation zu vertrackt, als dass Bierhoffs Hin-und-Her-Rudern noch helfen würde. Der DFB kommt so aus der Nummer nicht raus. Dass aus dem Aufruf, das Thema nun zu beenden, bei Oliver Bierhoff nun eine Bitte geworden ist, wirkt unbeholfen.
Rückmeldung aus Russland
Dass der einstige Nationalspieler eine seltsame Figur abgibt, ist selbst in der deutschen Delegation in Russland angekommen. Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fußball-Liga hatte dem DFB Fehler in der Aufarbeitung des Falles mit dem Foto vorgeworfen. Auch das ärgert Bierhoff nun.
Vielleicht hat Bierhoff auch nur bei seiner Lieblingskanzlerin abgeschaut. Angela Merkel hat zu Gündogan und Özil auch wenig Substanzielles sagen wollen und wie der DFB-Direktor viel mehr um Ruhe beim pfeifenden Fan-Volk gebeten – denn schließlich brauche man nun alle, um gut abzuschneiden.
Also Thema aussitzen, ausschwitzen, ausspielen und dann ist alles gut? Das wird nicht funktionieren, auch nicht, wenn die Nationalmannschaft in fünf Wochen Weltmeister wird. Dafür ist dieses Thema ein zu substanzielles, das unsere Gesellschaft mitbestimmt. Özil und Gündogan haben eine Diskussion angestoßen.