Schipulin auf dem Podium: Biathlon-Chef stellt Russen an Pranger
Schon wieder siegt Martin Fourcade, schon wieder schaffen es die deutschen Skijäger nicht auf das Podest. Der wichtigste Mann im Biathlon macht Dopingverdächtigungen öffentlich.
Die schweren Dopingverdächtigungen gegen sein Land bringen den Russen Anton Schipulin nicht aus der Ruhe. Entspannt und locker beantwortete der Staffel-Olympiasieger von Sotschi die unangenehmen Fragen zum Thema Doping, sein zweiter Platz beim Sprint in Nove Mesto am Donnerstag war eher Nebensache. „Ich bin sauber, ich habe ein reines Gewissen“, sagte der 29-Jährige, der sich trotz fehlerfreien Schießens Weltcup-Spitzenreiter Martin Fourcade geschlagen geben musste.
Der Franzose musste zwar einmal in die Strafrunde, holte sich mit einem Vorsprung von 1,6 Sekunden aber trotzdem seinen fünften Saisonerfolg und den 52. Weltcup-Erfolg seiner Karriere. „Als erstes möchte ich die Beweise sehen, die Fakten“, sagte Fourcade in der ARD zum sich anbahnenden Doping-Skandal. 31 russische Biathleten stehen unter Verdacht. Beweise forderte auch Schipulin: „Ich hoffe, dass die Wahrheit rauskommt. Aber bevor man jemanden verurteilt, braucht man eindeutige Beweise. Sonst macht das keinen Sinn.“
Die deutschen Skijäger schafften es nicht auf das Podest. Arnd Peiffer blieb zwar fehlerfrei, lag als Elfter aber über eine halbe Minute hinter Fourcade. Danach fand der Harzer klare Worte. „Ich habe angefangen, den McLaren-Report durchzulesen. Es sind eine Menge Indizien“, sagte Peiffer, der schon zuvor klar Stellung gegen Doping bezogen und lebenslange Sperren gefordert hatte. Aber es sei „ein juristisches Problem, Athleten zu sperren, wenn keine Fakten vorliegen“, meinte er.
Es sollen auch aktive Sportler unter den Verdächtigten sein
Pfeiffer forderte den Biathlon-Weltverband IBU zum Handeln auf. Von Vorverteilungen hält er nichts: „Ich bin der Meinung, dass die Russen im Biathlon nichts Außergewöhnliches machen, auch bei Olympia nicht. Das waren normale Leistungen, da ist keiner, wo ich sage, das kann ich mir überhaupt nicht erklären.“ In Sotschi hatten die Russen mit Schlussläufer Schipulin vor Deutschland gesiegt.
Je einen Fehler schossen Erik Lesser als 15. und Simon Schempp als 17. Benedikt Doll lag nach drei Fehlern über eine Minute zurück und schaffte es als 25. genau wie Matthias Bischl auf Rang 46 locker in den Verfolgungswettkampf. Matthias Dorfer dagegen verpasste das Jagdrennen am Samstag.
Vor dem Rennen hatte Weltverbandschef Anders Besseberg die Vorwürfe gegen Russland öffentlich gemacht. Dem Weltverband IBU liege eine Liste mit 31 dopingverdächtigen russischen Athleten vor, sagte der Norweger. Darunter seien auch Sportler, die noch aktiv laufen würden. Einige der Athleten seien schon gesperrt, andere hätten ihre Karriere bereits beendet. Hinzu kämen Athletinnen oder Athleten, die bislang noch gar nicht bei internationalen Wettbewerben aufgetaucht seien. Namen nannte der Norweger allerdings nicht.
„Wenn nur zehn Prozent davon stimmt, ist das eine Katastophe. Aber vorher will ich Beweise sehen. Es ist schade für unseren Sport. Für mich sind alle sauber, solange sie nicht überführt sind“, sagte Rekord-Olympiasieger und Weltmeister Ole Einar Björndalen aus Norwegen.
Dass keine Namen veröffentlicht werden, begrüßt Damen-Bundestrainer Gerald Hönig, dessen Mannschaft um Weltcup-Spitzenreiterin Laura Dahlmeier am Freitag im größten Biathlon-Stadion der Welt ran muss. „Mit einer Vorverurteilung oder einem Rundumschlag wäre ich ganz vorsichtig.“ Schweden-Coach Wolfgang Pichler, der selbst einmal in Russland als Biathlon-Coach angestellt war, sagte: „Das ist ein Angriff auf den Sport. Zur Tagesordnung kann man nicht mehr übergehen.“ Experten aus fünf Nationen haben bereits begonnen, die Vorwürfe aus dem McLaren-Report aufzuarbeiten. Möglicherweise gibt es schon kurz vor Weihnachten Ergebnisse - am 22. Dezember sollen erste Ergebnisse vorliegen. (dpa)
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