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Museum für die "Kinder von Golzow"
© ddp

Golzow: Berühmte Langzeitdoku bekommt eigenes Museum

Zu Ehren des Dokumentarstreifens "Kinder von Golzow" über das Leben und den Untergang der DDR gibt es ein neues Museum - natürlich am Ort des Geschehens.

Golzow - Die Grundschüler im kleinen Ort Golzow im Oderbruch üben derzeit ein besonderes Lied ein. „Anmut sparet nicht noch Mühe“ aus dem Jahre 1950 steht sonst nicht auf dem Lehrplan. Doch die Kinderhymne von Bertolt Brecht und Hanns Eisler gehört zum großen Festprogramm am kommenden Dienstag, mit dem sich das Dorf zu dem Grund für seine überregionale Bekanntheit bekennt: Die Schule erhält den Namen „Kinder von Golzow“, und in einigen ihrer Räume eröffnet ein Museum über die längste Filmdokumentation Europas. Im ersten Teil dieser 1961 begonnenen Reihe sangen die damaligen Abc-Schützen die in jener Zeit populäre Kinderhymne. Nun schlagen die heutigen Schüler den Bogen zu ihren in vielen Ländern bekannten Vorgängern.

40 Jahre lang hatten die Filmleute Barbara und Winfried Junge die wenige Tage nach dem Mauerbau eher zufällig ausgesuchte Klasse mit Kamera und Mikrofon begleitet. „Anfangs sollte es tatsächlich nur ein Film über die Einschulung auf dem Lande werden“, erinnert sich Junge, der 1961 als einer der ersten Absolventen der Filmhochschule Babelsberg unbedingt einen Dokumentarstreifen produzieren wollte. „Dann gab mir mein Mentor Karl Gass den Tipp, doch die Geschichte der Kinder zu verfolgen.“ So liegt heute ein sehr emotional geprägtes Porträt des Lebens in der DDR, des Untergangs der kleinen Republik und des ganz unterschiedlich erlebten Neubeginns in der Bundesrepublik vor. Mit listigen Argumenten, einer meisterhaften Überzeugungskunst und dem Geschick, immer wieder Geld für das Projekt zu finden, gelang dem Ehepaar Junge ein beachtliches Werk, das Golzow und seine Kinder auch international bekannt machte.

Fortsetzung folgt - vielleicht

Bürgermeister Klaus-Dieter Lehmann (FDP) führt voller Stolz durch die neuen Museumsräume. „Der im Jahr 2000 eröffnete kleine Raum in einem Nebengebäude konnte die vielen Exponate gar nicht mehr fassen“, erzählt er. „Nun zeigen wir nicht nur einen originalen Schneidetisch, rund 350 Filmrollen und die fast schon legendäre Sammlung von Karteien, auf denen die Filmemacher alle Details des Projektes vermerkten.“ Er träumt sogar von einem „filmischen Geschichtsbuch über Golzow“, das die Umstände der Dreharbeiten einmal festhalten und so die Reihe vielleicht sogar fortsetzen soll.

Im Museum können die Besucher nicht nur alle Filme anschauen, sie auf DVD kaufen und auf Schautafeln die Biografien der Filmhelden verfolgen. Mit Elke Hinkelmann führt auch ein „Kind von Golzow“ selbst durch die Ausstellung. Die heute 54-jährige gelernte Wirtschaftskauffrau spielte zwar keine Hauptrolle wie etwa ihre damaligen Mitschüler Ilona, Brigitte, Marieluise, Dieter, Bernd oder Jürgen, doch sie kann sich an viele Einzelheiten erinnern. „Das war unser Leben“, sagt sie und lobt die Filme als „überaus authentisch“. Sie kennt das Interesse der Besucher, arbeitete sie doch schon von 2000 bis 2002 als ABM-Kraft an der Vorbereitung der ersten Ausstellung.

Im neuen Museum wird sie auch selbst an einem Schneidetisch der Junges arbeiten und mit ihren Kollegen noch nicht veröffentlichtes Material für weitere kleine Filme sichten. Diese könnten dann exklusiv im Museum laufen. Winfried Junge selbst freut sich über das Museum. „Es ist ja schließlich unser Lebenswerk und jetzt auch unser schönes Archiv“, sagt der Regisseur, der vor einigen Jahren bereits zum Ehrenbürger von Golzow ernannt worden ist.

Die Ausstellung in der Karl-Marx- Straße 3 ist dienstags und donnerstags von 12.30 bis 17.30 Uhr, von April bis September auch sonnabends von 12.30 bis 17 Uhr und sonntags von 12.30 bis 16 Uhr geöffnet. Infos bei Tel. 033472/518 82 und www.kinder-von-golzow.de oder www.oderbruchhalle.kulturserver-brandenburg.de.

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