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Mann ohne Schwächen. Bernhard Langer beim Training in Augusta.
© AFP

US Masters im Golf: Bernhard Langer: Der Platzüberreife

Seit 30 Jahren spielt Bernhard Langer auf konstant hohem Niveau Golf - bei den US Masters in Augusta träumt der 56-Jährige sogar noch vom Titel.

Es ist Dienstagabend, das Putting-Grün des Augusta National Golf Clubs liegt schon im Schatten. Auf dem 18. Grün dahinter trudeln die letzten Spieler von ihrer Proberunde ein. Feierabendstimmung. Bernhard Langer steht auf dem Putting-Grün und trainiert. Er hat seine Anzughose an, die grüne Krawatte sitzt perfekt gebunden am weißen Hemdkragen. In einer halben Stunde beginnt das Champions Dinner für die ehemaligen Sieger des US Masters. Kein Nick Faldo, kein Ian Woosnam, kein Angel Cabrera käme auf die Idee, sich noch schnell die Golfschuhe anzuziehen, das Grüne Jackett abzustreifen und Putts zu trainieren. Schon gar nicht, wenn er wie Bernhard Langer stark erkältet wäre und einen Großteil des Tages im Bett verbracht hätte. Aus der Perspektive des 56-Jährigen aber wäre es fahrlässig nicht zu trainieren: Er hat zu diesem Turnier gemeldet, weil er wie immer an seine Siegchance glaubt. Einen Titel gewinnen aber kann der zweifache Masters-Champion der Jahre 1985 und 1993 nur, wenn er optimal vorbereitet ist.

Irgendwann während dieser Trainingseinheit erscheint der Kollege Darren Clarke, der nicht zum Champions Dinner von Titelverteidiger Adam Scott gehen darf, weil es bei ihm noch nicht geklappt hat mit einem Sieg in Augusta. Man spricht ein paar Worte. Clarke hat abgenommen, was nicht so einfach war, weil Essen und Trinken eben schon immer seine Schwächen waren. Jeder Mensch, antwortet Langer ihm, habe irgendeine Schwäche. Welche das bei Langer sein soll, weiß kein Mensch. Er war seit Beginn seines Profilebens 1972 immer schlank, immer fit, immer vorbereitet, er kennt jede Entfernungsmarke auf dem Platz, hat die Windrichtungen im Griff und alles geordnet, was sich ordnen lässt. „Er ist der ultimative Champion“, sagt der Platzaufseher, der in diesem Jahr das Putting-Grün bewacht. Und ein US-Journalist fragt: „Wie kommt es denn in Deutschland an, dass er jetzt bei den Senioren so gut ist?“ Die Antwort darauf lautet wohl, dass Bernhard Langer nicht mehr wirklich im Fokus der deutschen Golf-Öffentlichkeit steht. Dass übersehen wird, dass hier ein Sportler seit mehr als 30 Jahren Weltspitze ist.

Bernhard Langer dominiert die Champions Tour der über 50-Jährigen schier nach Belieben. Seit 2008 hat er nur einmal nicht den „Charles Schwab Cup“ für den besten Spieler gewonnen. In dieser Saison ist er fünfmal angetreten, hat ein Turnier gewonnen und vier Top-5-Platzierungen belegt. Bei 131 Championstour-Veranstaltungen hat er nicht einen Cut verpasst und 19 Titel geholt. „Man muss gesund sein. Man muss einen ziemlich ordentlichen Schwung haben“, sagt Langer. „Man sollte ein gutes kurzes Spiel haben, das mit dem langen Spiel mithalten kann. Man muss geradeaus denken und mental stark sein und das Platzmanagement muss gut sein.“ Sonst nichts.

Langer ist bei diesen US Masters auf seine keineswegs überhebliche Art selbstbewusst, weil er weiß, dass er Chancen auf den Titel hat. „Ich war immer der Meinung, dass früher oder später jemand, der älter ist als 50, ein Major gewinnen wird,“ sagt er. Langer, der vergangenes Jahr in Augusta vom neunten Platz in die Finalrunde startete, am Ende 25. wurde, und der 54-jährige Fred Couples sind in dieser Woche dafür die besten Anwärter. Wobei die Frage, wie lang sich der Platz spielen wird, ihre Chancen massiv beeinflusst. Sind die Fairways nass, rollt der Ball wenig, sinken ihre Aussichten deutlich, weil dann der Schlag ins Grün zu lang wird. „Wenn sich der Platz so spielt, dass man an jedem Loch ein mittleres oder langes Eisen braucht, kann man es vergessen“, sagt Couples, der zumindest vom Abschlag weg noch deutlich länger ist als Langer.

Die Stärken des Anhauseners liegen im konstant hohen Niveau seines kompletten Spiels, was ein Vergleich seiner statistischen Werte auf der Champions Tour mit jenen von Martin Kaymer auf der US PGA Tour zeigt. Bei der Drivelänge liegt Kaymer mit 276 gegenüber 255 Metern klar vorn. Mit Prozentwerten von 63 bei der Drive-Genauigkeit, 67 bei Grüntreffern und 45 beim Retten des Pars hat er gegen seinen älteren Kollegen mit 78, 80 und 66 Prozent keine Chance.

Gut möglich also, dass die Drivelänge dieser Tage bei den jungen Spielern im Feld eine Schwäche von Bernhard Langer ist – aber er wird akribisch nach Mitteln und Wegen suchen, diese zu überwinden.

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