Schnellschach-WM mit Magnus Carlsen: Berlin wird blitzgescheit
Die Weltmeisterschaft im Blitz- und Schnellschach kommt in die Stadt – und auch Titelverteidiger Magnus Carlsen. Dahinter steckt auch ein bisschen Politik.
Es ist nur eine kleine Weltmeisterschaft, für die Berlin jetzt den Zuschlag bekommen hat – aber dafür eine der schlauesten. Vom 9. bis zum 15. Oktober findet hier die WM im Blitz- und Schnellschach statt. 200 bis 300 Spieler werden dazu erwartet, unter ihnen auch der beste und bekannteste der Welt: Der Norweger Magnus Carlsen ist nicht nur Weltmeister im Turnierschach, sondern auch Titelverteidiger im Blitz- und Schnellschach.
Man könnte sagen, dass Blitzschach die sportlichste Variante des Spiels ist, auf jeden Fall die mit der meisten Bewegung. „Da sieht man die Figuren übers Brett fliegen“, sagt Uwe Bönsch, der Sportdirektor des Deutschen Schachbunds. Während eine Partie im klassischen Schach bis zu fünf Stunden dauert, sind es im Schnellschach je nach Spielart häufig nur eine Stunde, im Blitzschach oft nur bis zu zehn Minuten. Das heißt, jeder Spieler hat insgesamt nur fünf Minuten Bedenkzeit für seine Züge.
Der Deutsche Schachbund hatte sich gar nicht groß beworben
Am nächsten Dienstag wird die Schachfirma Agon den genauen Austragungsort in Berlin festlegen. „Wir werden unter vier bis fünf Orten entscheiden“, sagt Ilija Merenzon, der Geschäftsführer von Agon. Der Deutsche Schachbund plant rund um die WM weitere Ereignisse, um für seinen Sport zu werben, etwa ein Breitensportturnier oder ein Kinderturnier.
Um die WM. hatten sich Berlin und der Deutsche Schachbund gar nicht groß beworben. Sie wurde ihnen einfach gegeben. Dahinter steckt auch ein bisschen Politik. Obwohl der Deutsche Schachbund mit 90 000 Mitgliedern zu den größeren Schachverbänden gehört, galten die Beziehungen zum Weltverband Fide als gespannt.
Kirsan Iljumschinow, der Präsident des Weltverbands, gilt als Vertrauter Putins. Seine Amtszeit seit 1995 wie seine politische Tätigkeit als Präsident der russischen Teilrepublik Kalmückien wird von Korruptionsvorwürfen umweht. Der Deutsche Schachbund unterstützte 2010 Anatoli Karpow in seiner Kandidatur gegen Iljumschinow, allerdings ohne Erfolg.
Die Beziehung zwischen Welt- und Deutschem Schachbund hat sich inzwischen etwas entspannt, seit dem vergangenen Jahr ist der deutsche Verbandspräsident Herbert Bastian auch Vizepräsident der Fide. Und nun noch der Zuschlag für die WM. Überzeugt hätte den Ausrichter Agon laut Geschäftsführer Merenzon, dass bei der WM im vergangenen Jahr in Sotschi so viele Gäste und so viel Berichterstattung aus Deutschland kamen. Und für Berlin sprach schließlich dreierlei: „Die Vielzahl an Wettkampfstätten, die Hotelpreise und der Regierungssitz.“
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