Olympische Spiele 2024: Berlin verpasst den Start für die Olympia-Bewerbung
Die Bewerbung der Stadt Berlin für die Ausrichtung der Sommerspiele im Jahr 2024 scheint schon im Ansatz zu scheitern – beim internen Konkurrenten Hamburg sieht es dagegen besser aus.
Wenn Berlin auf absehbare Zeit noch einmal Olympische Spiele austragen möchte, müsste die Stadt eigentlich schon auf der Laufstrecke sein. Es verfestigt sich jedoch der Eindruck, dass Berlin noch nicht einmal im Startblock steht. Am Dienstag schickte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) einen Katalog mit 13 Fragen an die beiden möglichen Kandidaten Berlin und Hamburg. Bis zum 31. August müssen sie unter anderem beantworten, warum sie Olympische und Paralympische Spiele ausrichten wollen, wie die Bürger davon profitieren und was der Gewinn für die olympische Bewegung und den deutschen Sport wäre.
Noch im Dezember entscheidet der DOSB dann, ob und wenn ja mit welcher Stadt er sich um die Sommerspiele 2024 bewirbt. Nach einer Podiumsdiskussion des Landessportbunds, der Stiftung Zukunft Berlin und der Deutschen Olympischen Gesellschaft am Dienstagabend im Olympiastadion wurden jedoch auch unter den Befürwortern einer Bewerbung vor allem Zweifel erörtert.
Da wirkte auf jeden Fall das Scheitern des Senatsplans zur Randbebauung des Tempelhofer Feldes nach. Denn wie will der Senat die Bevölkerung vom Sinn einer Olympiabewerbung überzeugen, wenn er schon mit einem weit überschaubareren Projekt nicht durchkommt? „Ich werde da langsam unruhig“, sagte Thomas Härtel, ehemaliger Sport-Staatssekretär und jetzt Vizepräsident des Deutschen Behindertensportverbands. „Berlin braucht die Olympischen und die Paralympischen Spiele“, aber es müsse zu denken geben, wenn der Senat trotz der Unterstützung großer gesellschaftlicher Verbände wie dem Landessportbund, der Industrie- und Handelskammer und anderen beim Volksentscheid nicht erfolgreich war.
Gerhard Janetzky, Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft Berlin, sagt: „Es gibt zur Zeit keinen, der die Fahne für eine Olympiabewerbung in die Hand nimmt. Eigentlich müsste das der Regierende Bürgermeister oder der Sportsenator tun.“
Klaus Wowereit soll über Sportverbände gelästert haben
Klaus Wowereits Rolle dabei ist allerdings umstritten. Als der Deutsche Olympische Sportbund kürzlich informell mit dem Regierenden Bürgermeister und Vertretern des Berliner Sports über die Olympiabewerbung diskutierte, waren die Vertreter des Sports unangenehm berührt. „Wir wären am liebsten nach einer halben Stunde aufgestanden und gegangen“, sagt ein Teilnehmer, so sehr habe Wowereit über das Internationale Olympische Komitee (IOC) und das Gebaren der Sportverbände gelästert. Bei einer Podiumsdiskussion des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller hatte Wowereit gesagt: „Man muss sich gut überlegen, ob man sich auf das IOC einlässt.“ Seinem Mantra „Berlin ist bereit für Olympische Spiele“ nahm er dadurch jedenfalls die Kraft.
Der interne Konkurrent Hamburg scheint da weniger grundsätzliche Vorbehalte zu haben. Hamburg hat nun erst einmal eine Studie in Auftrag gegeben, bevor es sich an die Beantwortung des Fragenkatalogs macht. Volker Hassemer, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Zukunft Berlin, sieht das als Vorteil für Berlin. „Studien werden vor allem dann in Auftrag gegeben, wenn Politiker keine Antworten haben.“
Ist Berlin im Falle einer gescheiterten Olympia-Bewerbung bereit, sich nochmal zu bewerben?
Wie Berliner Politiker der Bevölkerung den Nutzen einer Olympiabewerbung begreiflich machen wollen, ist derzeit allerdings auch nicht klar. Und die Zeit, um die Bevölkerung in dieser ersten Phase mitzunehmen, sei ohnehin zu knapp, sagte Stefan Klos, der mit seiner Agentur Proprojekt an den Olympiabewerbungen Leipzigs für 2012 und Münchens für 2018 ebenso beteiligt war wie an der erfolgreichen Kampagne Katars für die Fußball-WM 2022.
Der Sportökonom Professor Holger Preuß von der Universität Mainz versuchte zwar, den Bewerbern Mut zu machen, indem er aufschlüsselte, dass Olympische Spiele eine Stadt nicht in Schulden treiben, sondern stattdessen große Infrastrukturprojekte ermöglichten. Das lasse sich historisch belegen. Eine einfache Botschaft als Startschuss für eine Bewerbungskampagne kam jedoch nicht heraus. Gerhard Janetzky will eine Olympiabewerbung mit einem Stadtentwicklungsplan verknüpfen.
„Die Berliner Agenda 2030 wird die Vision sein, die wir brauchen. Olympische Spiele sind mehr als die Addition von Weltmeisterschaften mit Infrastruktur obendrauf.“ Der Weg müsse das Ziel sein. Da kommt die letzte der 13 Fragen des DOSB an Berlin ins Spiel: „Eine Bewerbung ist oft nicht im ersten Anlauf erfolgreich. Wären Sie im Fall eines Scheiterns der Bewerbung grundsätzlich bereit und interessiert an einem weiteren Bewerbungsverfahren?“