Deutsche Meisterschaften der Schwimmer: Berlin ist die letzte Chance für Marco Koch
Eigentlich ist die Frist lange abgelaufen. Aber Bundestrainer Henning Lambertz räumt dem früheren Weltmeister Marco Koch noch eine weitere Gelegenheit ein, sich für die EM zu qualifizieren.
Eigentlich würde Henning Lambertz die Deutschen gerne wieder in den Top Zehn sehen – als eine der führenden Schwimmnationen. Zumindest lautet so das Fernziel des Bundestrainers. Wie realistisch dieser Wunsch ist, wird bei den Deutschen Meisterschaften zu sehen sein, die zwischen Donnerstag und Sonntag im Europa-Sportpark in Berlin stattfinden. Für die Athleten ist es die letzte Station vor den Europameisterschaften in Glasgow, die bereits wenige Tage später starten. Damit ist das Turnier in Berlin auch die letzte Chance für die Schwimmer, noch irgendwie in den internationalen Wettbewerb zu rutschen.
Die reguläre Frist für eine Qualifikation nach den vom Schwimmverband vorgegeben Normzeiten war bereits Ende April abgelaufen. 31 Sportler sind dabei. Mit herausragenden Leistungen bei den Deutschen Meisterschaften könnte es durch einen Sonderentscheid des Bundestrainers jedoch auch noch kurzfristig klappen. Herausragend meint Medaillenpotential für die EM, „nicht etwa Hoffnung auf den achten Platz“, präzisierte Lambertz vor Beginn der Wettkämpfe.
Seit zwei Jahren geht es bergab
Es ist klar, auf wen er mit diesem Hinweis anspielt: Marco Koch. Der Experte für Brustschwimmen sorgte in der Vergangenheit für zahlreiche Erfolge. 2014 wurde er Europameister, 2015 Weltmeister, seit 2016 hält er den Weltrekord auf der Kurzbahn. Doch danach ging es für den mittlerweile 28-Jährigen bergab. Vergangenes Jahr bei der Weltmeisterschaft in Budapest war es einer Ausnahmeentscheidung des Bundestrainers zu verdanken, dass Koch überhaupt mitreisen durfte. Die eigentlich geforderte Normzeit hatte er auch damals knapp verpasst. Entsprechend waren die Resultate bei der WM. Mit einem elften Platz schied Koch noch im Halbfinale aus. Kein schlechtes Ergebnis, wenn man nach Lambertz Top-Zehn-Plan rechnet, aber mit dem Weltmeistertitel von 2015 natürlich nicht mehr zu vergleichen: In den zwei Jahren hatte sich Marco Koch um fast zwei Sekunden verschlechtert.
Die Normzeit für die diesjährige EM hat er zuletzt auch bei den German Open im April verpasst. Danach zeigte sich bei Bundestrainer Lambertz die Resignation. Die Zeiten würden seit Jahren schlechter, eine positive Trendentwicklung sei nicht zu beobachten. Kurz vor den Meisterschaften fällt sein Urteil positiver aus: Zumindest im Training der letzten Wochen habe Koch eine sehr gute Form bewiesen. „Er muss hier nun zeigen, dass er wieder da ist.“
Nicht wieder ein Sonderentscheid
Sicherlich, Lambertz könnte Koch wieder dank Sonderentscheid mit zur EM schicken. Doch für den Bundestrainer ist die Situation nicht so einfach. Er und Koch seien sich einig: „Es bringt keinem was, wenn wir Marco mitnehmen, nur weil er irgendwann mal Weltmeister war.“ Das hat mit persönlichen Enttäuschungen zu tun, falls es in Glasgow dann doch nicht klappen sollte. Für Trainer und Verband ist es aber auch eine Frage der Glaubwürdigkeit. Die anspruchsvollen Normzeiten dienen vor allem dazu, die Sportler durch verbindliche Zielvorgaben zu besseren Leistungen anzutreiben. „Das Pferd springt immer nur so hoch wie es muss“, erklärt Lambertz den Ansatz. Das habe man sich bei den Amerikanern abgeschaut und damit gute Erfahrungen gemacht.
In diesem Kontext müsse man schauen, dass Ausnahmeregelungen nicht zur Regel werden. Die Befürchtung: Wenn neben den Leistungen auch der Promibonus von Stars und ehemaligen Erfolgsgaranten ausschlaggebend wird, nagt das zuerst am Fairness-Empfinden und dann an der Leistung aller anderen Athleten und Athletinnen. Und damit wäre dann auch Lambertz’ Ziel gefährdet, dass Deutschland vielleicht irgendwann wieder zur Spitze des Schwimmsports gehört.
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