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Ausgejubelt. Mitte Juli siegte Kuci noch im Eurobowl, nun muss er gehen.
© Imago

American Football: Berlin Adler entlassen überraschend Coach Kim Kuci

Die Berlin Adler trennen sich mitten in der Saison von ihrem Trainer Kim Kuci – stecken Finanzprobleme des Footballvereins dahinter?

Es ist gerade einmal zwei Wochen her, da feierten die Berlin Adler den Gewinn des europäischen Vereinswettbewerbs Eurobowl im American Football. Für Kim Kuci war es der erste große Erfolg in seiner Trainerkarriere. Wenn der sechsmalige Deutsche Meister am Sonntag (15 Uhr) die Kiel Baltic Hurricanes zum Punktspiel der German Football League (GFL) im Jahn-Sportpark empfängt, ist der Coach allerdings nicht mehr da. In der Zwischenzeit hat der Klub Kuci nämlich gefeuert. Eine überraschende Maßnahme, die anschließend der Öffentlichkeit mit einer fatalen (Nicht-)Informationspolitik versucht wurde zu erklären.

Nur in Nebensätzen in einer Mitteilung der Vereinsführung auf der Homepage wurde der bereits vollzogene Schritt bekannt gegeben. Die Rede war stattdessen von „strategischer Neuausrichtung“, Setzen auf Eigengewächse, Treue zur Adler-Tradition. Auf der Insider-Website football-aktuell.de ist dagegen zu lesen, „dass die Adler vor großen finanziellen Problemen stehen, scheint nicht ganz unrichtig“. Im Raum stünden Zahlungskürzungen bei Importspielern um 20 Prozent. Die Tatsache, dass einige dieser Akteure im Moment nicht zur Verfügung stehen, ist ein Indiz dafür. Es ist seit langem in der GFL Usus, dass in solch einer Lage Krankheiten oder familiäre Dinge in der Heimat als Abwesenheitsgründe für die Öffentlichkeit herhalten.

„Vor Krankheit und anderem ist man nicht gefeit, aber wir haben durchaus die Absicht, weiter in unserer besten Aufstellung anzutreten“, sagt dagegen die für Marketing zuständige Adler-Vizepräsidentin Diana Hoge. Allerdings sei zum Beispiel der Eurobowl-Triumph „teuer erkauft“ gewesen, weil es einige Berliner Akteure erwischt habe. Entgegen aktueller Spekulationen gebe es aber „keine finanziellen Gründe“ für die Trennung von Kuci, der erst im November 2013 vom Stadtrivalen Rebels zu den Adlern kam und eine Reihe von Leistungsträgern wie Quarterback Darius Outlaw von dort mitbrachte. „Es gab unterschiedliche Auffassungen, nicht nur in sportlicher Hinsicht. Deshalb war es auch keine Entscheidung über Nacht“, teilt Hoge mit und wiederholt mit tibetanischer Monotonie die Formel von der „Neuausrichtung zum Wohle des Traditionsvereins“.

Die Adler sprechen von der "Neuausrichtung zum Wohle des Traditionsvereins"

Die „Fähigkeiten als Trainer“ wolle man Kuci aber keineswegs absprechen. Dass der das anders sieht, liegt in der Natur der Sache. „Beschämt, traurig, fassungslos, mit gebrochenem Herzen“, beschreibt der 40-Jährige sein derzeitiges Innenleben. Dass Präsident Steve Seehawer in seinem Anruf bei Kuci nach verkündetem Ende der Kooperation aufrief, nun das Beste daraus zu machen, war kein großer Trost. Das Spiel gegen Kiel noch zu coachen, lehnte er ab. Kuci wollte die Saison mit den Adlern zu Ende bringen, „Anstand, Ehre und Gesicht wahren“. Doch an weiteren Gesprächen bestand kein Interesse. Man könnte mutmaßen, Kuci sei für die Adler nur eine taktische Besetzung gewesen. Einer, der mit Spielern, Verbindungen und Ideen ein Paket an Entwicklungschancen nach verkorkster Vorjahressaison mitbrachte – und nun, so Kuci resignativ, „nicht mehr gebraucht wird“.

Mit dem Eurobowl ist das Jahr 2014 erfolgstechnisch für die Adler gerettet. In der GFL ist man derzeit nur Fünfter von acht Vereinen der Gruppe Nord und droht die Play-offs zu verpassen. Zwar stehen, Kiel inklusive, noch fünf Heimpartien in Serie an. Aber in vier davon – gegen Kiel, Braunschweig, Dresden und Köln – tritt man gegen die aktuell besser Platzierten an. Nur die beiden Ersten haben im Play-off-Viertelfinale Heimrecht, die anderen müssen reisen – und das verursacht Kosten. Die Halbfinal-Chancen, wiederum auswärts, wären dann noch vager. Vielleicht, aber das bestätigt Diana Hoge natürlich nicht, wäre den Adlern deshalb eine Nicht-Play-off-Teilnahme gar nicht so unrecht. Und danach darf es in der nächsten Saison gerne eine Neuauflage der „Kopf in den Sand“-Strategie (football-aktuell.de) geben.

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