Eishockey: Bereit für die nächste Überraschung
Am Freitag beginnt für das deutsche Team die WM in Dänemark gegen den Gastgeber. Die Auswahl hat ein ganz anderes Gesicht als beim Olympia-Wunder.
Mit sieben Nordamerika-Spielern und zehn Olympia-Zweiten fühlt sich das deutsche Eishockey-Nationalteam bereit für die nächste Überraschung. Das NHL-Trio Leon Draisaitl, Dennis Seidenberg und Korbinian Holzer führt die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) bei der WM-Herausforderung in Dänemark an, die am Freitag (20.15 Uhr/Sport1) mit der Vorrundenpartie gegen den Gastgeber beginnt.
„Wir möchten weiter unter den Top-Acht-Nationen in der Weltrangliste bleiben“, gab Bundestrainer Marco Sturm als Ziel des aktuellen Siebten aus. Knapp zehn Wochen nach dem dramatisch verlorenen Finale bei den Winterspielen von Pyeongchang muss der Coach allerdings zahlreiche Ausfälle verkraften und gestiegene Erwartungen erfüllen.
Stürmer Dominik Kahun wird zwar nach seiner Vertragsunterschrift beim NHL-Team Chicago Blackhawks am Dienstag mit in den Flieger nach Dänemark steigen und als einer von sieben Spielern erst drei Tage vor dem Auftakt in die Vorbereitung einsteigen. Gleich 15 Silbergewinner werden bei dem Turnier in Herning und Kopenhagen allerdings fehlen.
Nach dem Finale in der Deutschen Eishockey Liga sagten auch der bei Olympia überragende Torhüter Danny aus den Birken vom deutschen Meister München ebenso wie seine Teamkollegen Frank Mauer und Daryl Boyle sowie Berlins Abwehrspieler Frank Hördler verletzungsbedingt ab. Brooks Macek fehlt aus privaten Gründen.
Vorliebe für Talente aus Nordamerika
Mit der hohen Zahl von Ausfällen hatte auch Sturm vorher nicht kalkuliert. Der historische Final-Einzug bei den Winterspielen habe „die Situation total verändert“, hatte der Bayer der Deutschen Presse-Agentur vor der Bekanntgabe des Kaders gesagt. „Wenn wir nach drei, vier Spielen wieder nach Hause gefahren wären, hätte der eine oder andere, der jetzt abgesagt hat oder zurückgetreten ist, noch mal eine WM gespielt. Es kam eigentlich alles anders als geplant.“ Nach dem Karriere-Ende von Verteidiger-Star Christian Ehrhoff und den Rücktritten aus dem Nationalteam von Marcel Goc und Patrick Reimer werden die NHL-Profis noch mehr als sonst gefordert sein.
Nach den abschließenden Testspielen strich Sturm Mannheims Olympia-Teilnehmer Sinan Akdag aus seinem 25 Mann starken Aufgebot, wie aus der DEB-Mitteilung vom Montag hervorgeht. Auch mit sieben WM-Debütanten spricht Sturm von einer „gesunden Mischung im Kader“.
Aus dem Torhüter-Trio hat nur der Ingolstädter Timo Pielmeier WM-Erfahrung, auf den erfahrenen Mannheimer Dennis Endras hatte der Coach freiwillig verzichtet. Dabei ist Deutschland gerade auf dieser Position auf überragende Leistungen angewiesen.
Sturm setzt darauf, dass NHL-Torhüter Philipp Grubauer im Laufe der Vorrunde dazustoßen könnte. Für den 26-Jährigen ist die Saison mit den Washington Capitals allerdings frühestens am 5. Mai und nur im Falle des Ausscheidens vorzeitig beendet. Sollten sich die Capitals gegen Pittsburgh behaupten, könnte indes Penguins-Stürmer Tom Kühnhackl nach Dänemark nachreisen.
Der WM-Kader zeigt auch Sturms Vorliebe für Talente aus Nordamerika. In Manuel Wiederer (21) vertraut der deutsche NHL-Rekordprofi einem Stürmer aus der unterklassigen AHL ohne Länderspiel-Einsatz. AHL-Angreifer Markus Eisenschmid (23) holte er ebenso schon in der Vorbereitung dazu wie College-Spieler Marc Michaelis (22). (dpa)