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Gute Laune bei Herthas Trainer Pal Dardai.
© dpa

Nach dem Trainingslager in Schladming: Bei Hertha BSC wissen sie nicht, wo sie stehen

Trainer Pal Dardai ist grundsätzlich zufrieden mit der Woche in Österreich. Doch es bleiben einige Fragen offen.

Am Anfang der Reise standen technische Probleme, die nichts mit Fußball zu tun hatten. So mussten sich die Profis von Hertha BSC am Flughafen Tegel mit Kartenspielen und anderen Sachen die Zeit vertreiben. Fast sechs Stunden Verspätung hatte der Flieger, der die Profis des Fußball-Bundesligisten vor einer Woche nach Österreich bringen sollte. „Zu meiner Zeit hätte das noch einen Aufstand gegeben“, sagte Trainer Pal Dardai und grinste, „aber die Jungs haben das gut runtergeschluckt, ohne zu meckern oder zu maulen.“
Nicht meckern und nicht maulen: So lassen sich bis auf ganz wenige Ausnahmen auch die Aussagen von Chefcoach Dardai nach sieben intensiven Trainingstagen zusammenfassen. „Die Umgebung, das Hotel, das Essen, die Abläufe, der Platz – alles top“, zählte der Ungar beim Bilanzgespräch auf. Nur ein Umstand brachte die geplante Vorbereitung durcheinander: dass eines der drei angesetzten Testspiele – gegen den saudi-arabischen Erstligisten al Shabab Riad – nicht wie geplant über die Bühne gehen konnte. „Die haben so kurzfristig abgesagt, dass wir keinen Ersatz mehr gefunden haben“, sagte Dardai, „das war gar nicht nach meinem Geschmack.“ Weil es den Plan torpedierte, jeden der mitgereisten 25 Spieler einmal über die volle Distanz zu sehen.
Abgesehen davon verliefen die Tage in der Steiermark weitestgehend störungsfrei. Dardai jedenfalls zog ein positives Fazit: „Alle haben gut mitgezogen, keiner hat sich schwer verletzt – ich bin zufrieden“, sagte er. Obendrein gab es noch die positive Nachricht zu vermelden, dass sich Marvin Plattenhardts kolportierter Wechsel nach England zerschlagen hat. Am Donnerstag war die Transferperiode in der Premier League ausgelaufen – und Plattenhardt ist weiterhin für die Berliner aufgelaufen. „Ein Wechsel hätte unsere Möglichkeiten auf dem Markt vergrößert, keine Frage“, sagte Manager Michael Preetz, „andererseits hätten wir einen Nationalspieler und Leistungsträger verloren.“

Zwei Leistungsträger fehlen

Nun wissen die Berliner zumindest personell, woran sie sind. Auf die sportliche Gemengelage trifft das nur bedingt zu. „Es ist wirklich schwer einzuschätzen, wo wir stehen“, sagte Dardai nach dem zweiten Trainingslager, „aber das ist jedes Jahr das gleiche, nicht nur bei uns, sondern auch bei vielen anderen Bundesligisten.“ Eine zentrale Erkenntnis nach sieben Tagen Schladming lautet aber auch: Ein, zwei erfahrene Spieler würden dem Berliner Kader wohl ganz gut tun. Gerade jetzt, da in Davie Selke und Vladimir Darida zwei Leistungsträger bis auf Weiteres ausfallen. Dardai zeigte sich diesbezüglich jedoch gelassen: „Wenn kein Spieler mehr kommt, schaue ich mir die Toptalente unserer Akademie an“, sagte er, „und wenn doch, müssen die Jungs noch warten.“
Immerhin hat ein Spieler eine solide Vorbereitung absolviert, der die Erwartungen seit seiner Verpflichtung vor zwei Jahren selten bis nie erfüllt hat, nicht zuletzt wegen immer wiederkehrender Verletzungen: Ondrej Duda. „Er hat die Vorbereitung überlebt und die Robustheit, die er für die Bundesliga braucht“, sagte Dardai, „ich bin sehr gespannt auf ihn.“ Ein Sonderlob vom Trainer gab es überdies für die Neuzugänge Lukas Klünter, Javairo Dilrosun, Pascal Köpke und die Eigengewächse Palko Dardai, Julius Kade, Dennis Jastrzembski und Muhammed Kiprit. „Sie haben richtig Druck gemacht und sich angeboten“, sagte Dardai, „aber sie sind noch sehr jung und unerfahren, deswegen dürfen wir nicht zu viel erwarten.“ Vielmehr werde es auf die arrivierten Kräfte ankommen, etwa Vedad Ibisevic, Salomon Kalou, Per Skjelbred oder Fabian Lustenberger. Dardai sagt: „Von denen darf sich niemand verletzen, dann können wir Probleme bekommen.“
Um das Problem der Ausrechenbarkeit zu umgehen, haben die Berliner den Fokus darauf gelegt, neue taktische Varianten einzustudieren. Auch in dieser Hinsicht zeigte sich Dardai zufrieden. „Die Jungs haben das ganz schnell kapiert und gut mitgemacht“, sagte der Trainer, schließlich sei das Ganze auch kein Hexenwerk. „Es geht um Raumbeherrschung und Abstände, um Absprachen und Routine“, sagte Dardai. „Und das sah schon ganz gut aus.“

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