Kommentar: Beckham in Amerika: Viel verdient, wenig erreicht
David Beckham sollte dem Fußball in den USA zum Durchbruch verhelfen. Nach mäßigem Erfolg zieht es ihn nun zum AC Mailand. Christian Hönicke über Beckhams bevorstehende Rückkehr.
Vor zwei Jahren war es mal wieder soweit. Es wurde verkündet, dass der Fußball in den USA kurz vor dem Durchbruch in Richtung Sonne stünde – als Anlass diente diesmal die Verpflichtung David Beckhams durch Los Angeles Galaxy. Der – fürstlich entlohnte – Botschafter aus England sollte erreichen, woran einst Franz Beckenbauer, Pelé und die WM 1994 scheiterten: den Sport auch in den Stadien zwischen New York und Kalifornien populär zu machen. Das Spiel mit den vielen Schauspieleinlagen und den wenigen Toren verharrte dort allen Bemühungen zum Trotz in einer Existenz im Zwielicht. Es galt den meisten Amerikanern einfach als zu weich, zu wenig männlich, zu – sprechen wir es aus – metrosexuell.
David Beckham mag einer der bekanntesten Fußballer der Welt sein, aber ob der Mann mit den wechselnden Strähnchen der Richtige ist, dieses Image zu korrigieren, sei einmal dahingestellt. Immerhin – der Fußball hat ein paar Fortschritte gemacht im Land der Homeruns und Touchdowns. Als Breitensport ist er an Colleges und unter Frauen schon länger populär. Neuerdings arbeitet sich die Major League Soccer im Kampf um Platz vier der großen Sportarten angeblich sogar an die Eishockeyliga heran.
Nun aber will Beckham zurück und verhandelt mit Los Angeles über einen Wechsel zum AC Mailand, an den er gerade ausgeliehen ist. Wenn man die Empörung in Amerika darüber als Maßstab für die von ihm entfachte Soccer-Begeisterung nimmt, kann man nur zu folgendem Schluss gelangen: Der Fußball in den USA steht kurz vor dem Durchbruch – weiterhin.
Christian Hönicke