DFB-Pokalfinale im Olympiastadion: Bayern siegt 3:2 gegen Stuttgart und holt das Triple
In der ersten Halbzeit brauchen die Bayern erst einen Elfmeter zur Führung, nach der Pause scheint dann nach zwei Gomez-Toren alles klar. Doch dann kommt der VfB noch einmal zurück und ärgert den Favoriten mächtig.
Roter Rauch stieg auf über der Ostkurve des Olympiastadions, wo sonst die Fans von Hertha BSC stehen und diesmal die Bayern feierten. Pyrotechnik, natürlich verboten und ein wenig voreilig während eines dramatischen Pokalfinales, aber wer wollte sich schon dafür interessieren an diesem Abend von Berlin? Der rote Rauch signalisierte: Mission erfüllt! Zum Abschied von Trainer Jupp Heynckes, der sich am Dienstag bei einer Pressekonferenz zu seiner beruflichen Zukunft äußern will, zelebrierte der FC Bayern den größtmöglichen Erfolg: das Triple, den Gewinn von deutscher Meisterschaft, Champions League und am Samstag nun auch den des DFB-Pokals. Vor 75 420 Zuschauern machten es die Münchner spannend und besiegten den VfB Stuttgart nach komfortabler 3:0-Führung denkbar knapp 3:2 (1:0). Die Tore schossen Thomas Müller und Mario Gomez, der gleich zweimal traf, wie auch der Stuttgarter Martin Harnik, der das Spiel in seiner späten Phase dramatisch zuspitzte. „Es war sehr interessant, die Bayern mal zittern zu sehen“, sagte Stuttgarts Manager Fredi Bobic.
Eine Woche nach dem Champions-League-Finale war den Bayern deutlich anzusehen, wie viel Kraft und Emotionen und Konzentration sie in London gelassen hatten. Die Qualität des Spiels hatte mit der von Wembley sehr viel weniger zu tun. Die Stuttgarter spielten nicht das aggressive Dortmunder Pressing. Sie wollten mitspielen, und das gelang ihnen sehr gut. Alexandru Maxim hätte sie sogar früh in Führung schießen können, und wer weiß, wie die Bayern darauf reagiert hätten.
Symptomatisch für die anfängliche Münchner Orientierungslosigkeit stand eine Szene Mitte der ersten Halbzeit. Nach Maxims Freistoß erwischte Vedad Ibisevic mit seinem Kopfball Manuel Neuer auf dem falschen Fuß. Irgendwie riss der Münchner noch den Arm hoch, aber der Ball sprang direkt zu Georg Niedermeier, der ihn nur noch über die Linie hätte drücken müssen, doch wieder war Neuer zur Stelle und verhinderte mit einem grandiosen Reflex das 0:1.
So viel lässt der FC Bayern selten zu, noch dazu in so bedeutenden Spielen. Wer diese Gunst des Augenblicks verstreichen lässt, sitzt später beim Bankett nur in der zweiten Reihe. So geschah es auch gestern. Die Bayern zogen das Tempo an und erspielten sich mit ihrer Offensivkraft jene Chancen, für die sie auch an schwächeren Tagen immer gut sind. Erst kam Tasci einen Schritt zu spät gegen Arjen Robben, der allerdings so spektakulär flog, dass ihm Schiedsrichter Manuel Gräfe einen Elfmeter verwehrte.
Bei der nächsten Rangelei im Stuttgarter Strafraum kannte Gräfe keine Nachsicht. Ibrahima Traoré hatte im Laufduell mit Philipp Lahm den Arm ausgefahren und den Münchner Kapitän damit ins Straucheln gebracht. Nach allerlei Diskussionen verwandelte Thomas Müller den fälligen Elfmeter. Mario Gomez verpasste kurz darauf noch vor der Pause das 2:0, aber das holte er schnell nach. Ganze zwei Minuten Hoffnung auf eine erfolgreichere zweiten Halbzeit gönnten die Bayern dem VfB. Dann flankte Lahm von rechts auf Gomez, der schoss sich allein vor dem leeren Tor selbst an und traute sich gar nicht so recht zu jubeln. Nach ähnlichem Muster erzielte Gomez das 3:0, diesmal hatte Müller geflankt. Da feierten die Münchner Fans schon sich selbst, den scheidenden Heynckes und ihren Präsidenten Uli Hoeneß, was der offensichtlich zahlreich im Stadion vertretene Bund der Steuerzahler mit einigen Pfiffen quittierte.
Stuttgart schien geschlagen, war es eigentlich auch und dann wieder doch nicht. Nach Harniks Kopfball zum 1:3 waren die Münchner mal wieder von allen guten Abwehrgeistern verlassen. Shinji Okazaki bekam ganz allein vor Neuer den Ball nicht ins Tor. Antonio Rüdiger schoss den Ball im Strafraum an die Hand von Jerome Boateng, aber Schiedsrichter Gräfe entschied auf Ecke. In deren Folge traf Okazaki den Pfosten und Harnik im zweiten Nachsetzen endlich ins Tor. 2:3, das Olympiastadion bebte, für zehn Minuten plus vier Minuten Nachspielzeit. Dann flog Jupp Heynckes in die Arme von Sport-Vorstand Matthias Sammer und später noch öfter in die Luft und in die Arme der Bayern-Spieler, als sie vor der Ostkurve Vollzug meldeten: Das Triple ist geschafft!
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