Halbmarathon in Berlin: Batman, Zuckerwürfel und Krämpfe
Es war wieder einmal vieles zu bestaunen am Sonntag beim Halbmarathon in Berlin. Manche Athleten setzten bei dem Ereignis mit rund 24 000 Läufern auf Optik, für andere gibt es nur ein Ziel: irgendwie ankommen.
Batman hatte seine Sonnenbrille lässig in die Haare geschoben. Selbstverständlich war sein Schritt federnd, das gehört sich so für einen Superhelden. Batman war ungefähr 30 Jahre alt und trug nicht bloß sein berühmtes Kostüm, er hatte auch dunkelrote Schuhe an. In dieser Aufmachung stach er natürlich aus der Menge heraus, die am S-Bahnhof Potsdamer Platz vorbeijoggte.
Der Superheld war einer der 23 745 Läufer, die beim Halbmarathon in Berlin auf die Strecke gegangen war; ob er auch zu den 23 527 Athleten gehörte, die ins Ziel kamen, ist unklar. Dazu waren diverse Handbiker und Rollstuhlfahrer auf der Strecke. Immerhin 18 Handbiker und drei Rollis kamen auch ins Ziel.
Einige Athleten dagegen hatten vorher aussteigen müssen, gequält von den üblichen Problemen: Kreislaufschwierigkeiten, Oberschenkel- oder Wadenkrämpfe. Mehrere Menschen musste sogar ins Krankenhaus gebracht werden, allerdings sind dem Veranstalter keine gravierenden Notfälle gemeldet worden. Auch die Polizei teilte bis Redaktionsschluss keine besonderen Vorkommnisse mit.
Die ersten zehn Kilometer lief die 26-Jährige so schnell wie noch nie
Für Franziska Wehinger, 26 Jahre alt, Trainee für Wirtschaftspolitik bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, freilich war der Halbmarathon sehr wohl ein besonderes Vorkommnis. Sie wohnt seit Januar in Kreuzberg und lief zum ersten Mal mit.
Nachdem sie ihre Startnummer abgeholt hatte, war sie eingeschüchtert davon, wie professionell die anderen Läufer wirkten. „Manche haben sogar schon getaktet, in welcher Minute sie ihr T-Shirt wechseln werden.“ Doch am Sonntag, nach 21,0975 Kilometern, war sie begeistert von der ausgelassen und entspannten Stimmung.
Gestartet war sie mit einem Freund. „Ich war froh, dass wir zusammen da waren, allein hätte das nicht so viel Spaß gemacht.“ Zwischen dem Startschuss für die besten Läufer und dem Block der Neulinge lag fast eine Stunde. „Man muss viel warten, aber die Stimmung ist toll.“
Am Start auf der Karl-Marx-Allee lief laute Musik, die Leuten waren so unruhig wie Rennpferde kurz vor dem Öffnen der Startboxen. „Alle waren aufgeregt und total auf Zucker“, sagte Wehinger. Auch sie hatte Energy-Drinks und Zuckerwürfel im Gepäck, legale Wachmacher für unterwegs. Ihr Freund hatte sie zuvor mit dem Nötigsten versorgt. Man muss ja auf Nummer sicher gehen.
Die ersten zehn Kilometer lief die 26-Jährige so schnell wie noch nie. „Wenn ich in dem Tempo weiter gelaufen wäre, hätte ich es fast unter zwei Stunden ins Ziel geschafft.“ Besonders schön war für sie das Gefühl, durch das Brandenburger Tor zu laufen: „Das Rennen war zwischenzeitlich wie eine Sightseeing-Tour durch Berlin, nur mit besserer Musik.“ An vielen Ecken hatten Musiker mit ihren Trommeln den Läufern eingeheizt. „Das hat mir jedes Mal total Antrieb gegeben.“ Hin und wieder sei sie mit drei Sportlern zusammengelaufen. „Wir haben uns immer wieder gegenseitig überholt. Ich glaube, am Ende waren die Jungs aber vor mir“, sagte sie.
Schwer wurde es für die 26-Jährige das erste Mal bei Kilometer 13. Den zweiten Durchhänger hatte sie vier Kilometer später. Aber dann, als alles überstanden war, da kam ihr der Lauf überhaupt nicht mehr anstrengend vor. Und mit ihrer Zeit war sie sowieso zufrieden: 2:12 Stunden. Das nächste Ziel: die zwei Stunden knacken.
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