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Team für höchste Ansprüche. Elias Harris (l.) und Brad Wanamaker (mit Ball) gehören zu Bambergs wichtigsten Spielern.
© dpa

Basketball-Bundesliga: Baskets Bamberg: Die Titelzulieferer

Dank ihres Mäzens sind die Baskets Bamberg der deutschen Basketball-Konkurrenz enteilt – auch dem heutigen Gegner Alba Berlin.

Im Prinzip sind sie bei Alba Berlin selbst schuld daran, dass ihnen die Baskets Bamberg enteilt sind. Es war Anfang 1996, als Michael Stoschek seinen Unternehmerfreund Carl Steiner erstmals zu einem Spiel der Bayreuther Basketballer begleitete, die Steiner damals sponserte. Alba reiste als Favorit an und verlor überraschend. Berlins Trainer Svetislav Pesic war über die unerwartete Niederlage mächtig erbost und ließ seine Spieler neben dem Bus herlaufen. Stoschek dagegen war, wie er neulich erzählte, „fasziniert, dass so ein kleiner Klub einen großen schlagen kann“. Und beschloss, wie sein Freund Steiner Mäzen zu werden.

Heute sind die Baskets Bamberg ein großer Klub. Seit 2006 sponsert Stoscheks Unternehmen Brose, ein Automobilzulieferer aus der Region, die Franken, die seither sechs Meisterschaften gewannen. Fünf Trophäen waren es allein in den vergangenen sechs Saisons, und so kommen die Bamberger wieder als Titelverteidiger und Tabellenführer am Sonntag in die Arena am Ostbahnhof (17 Uhr, live bei Sport1). Der Spitzenreiter hat mit 9:2 Siegen derzeit zwar die gleiche Bilanz wie der Bundesligazweite Berlin. Aber nicht nur Alba-Geschäftsführer Marco Baldi findet, dass der alte Rivale „auf allen Ebenen ein Niveau erreicht hat, das so hoch ist wie nie zuvor“. So früh wie keine deutsche Mannschaft vorher hat sich Bamberg nach nur sieben Spielen für die Zwischenrunde der Euroleague qualifiziert und ein echtes internationales Spitzenteam beisammen.

„Die Bamberger sind noch stärker als im Vorjahr“, findet nicht nur Alba-Coach Sasa Obradovic. Auch wenn Bamberg erst am Donnerstag beim 65:85 in Tel Aviv antreten musste, werde es selbst in eigener Halle schwer gegen den Meister, „der nicht nur von einem Spieler abhängt, auch wenn Bradley Wanamaker natürlich überragt“. Der US-Spielmacher sei eigentlich ein NBA-Spieler. Für Obradovic ist er einer der drei besten Spieler der Bundesliga-Geschichte, hinter dem halb Europa her gewesen sein soll. Doch mit der Gehaltsofferte Bambergs konnte offensichtlich niemand mithalten.

Auch der Distanzschütze Janis Strelnieks, die Nationalspieler Daniel Theis und Elias Harris sowie Ex-NBA-Profi Darius Müller blieben. Sie erhielten prominente Verstärkung: den Griechen Nikolaos Zisis, der international alles gewonnen hat, den Italiener Nicolo Melli, Euroleague-Spieler des Monats November, sowie die früheren Berliner Lucca Staiger, Yassin Idbihi und Leon Radosevic. Center Radosevic hatte Alba nur bezahlen können, weil sein Ex-Klub Mailand einen Teil des Gehalts übernahm. Über den Umweg Istanbul landete der Kroate vor einem Monat in Bamberg.

Auf 15 Millionen Euro wird das Budget der Baskets geschätzt, so hoch wie das von Bayern München und in etwa doppelt so hoch wie das der Berliner. „Sie agieren oberhalb des deutschen Marktes, wirtschaftlich können wir da nicht mithalten“, sagt Albas Manager Baldi, der die Bamberger zu den reichsten zwölf Klubs in Europa zählt. „Aber aus ihren großen Mitteln machen sie auch etwas.“

Beides hat viel mit Mäzen Stoschek zu tun. 2,5 Milliarden US-Dollar soll sein Vermögen laut „Forbes“ betragen, über 23 000 Menschen arbeiten weltweit für sein Unternehmen. „Unser Produkt ist im Auto versteckt, aber wir haben festgestellt, dass nach Bamberger Meisterschaften die Klicks auf unserer Bewerbungsseite nach oben geschnellt sind“, erzählte er dem BR.

Das Engagement hat nicht nur mit Marketing, sondern auch mit der persönlichen Vorliebe des früheren Springreiters und Rallyefahrers für Sport zu tun. Mit seiner autoritären Art soll Stoschek jedoch viele Menschen im Verein vor den Kopf gestoßen haben. Andere Sponsoren verließen den Verein und 2014 gingen auch der langjährige Meistertrainer Chris Fleming und Geschäftsführer Wolfgang Heyer. Der von Stoschek kontrollierte Aufsichtsrat hatte beschlossen, dass es Zeit für einen Wechsel sei. Für Stoschek „ein normaler Vorgang im Sport“, der ihm Kritik ein brachte, aber auch Erfolg. Die Bamberger streckten auch die Fühler nach Sasa Obradovic aus, „aber es gab nie ein konkretes Angebot“, wie der Alba-Coach versichert. Es übernahm der italienische Spitzencoach Andrea Trinchieri und gewann sofort den Meistertitel, der zumindest intern stets das ehrgeizige Ziel ist.

„Bamberg setzt neue Maßstäbe, ist aber etwas monostrukturell aufgestellt“, findet Baldi. Es sei zwar ehren- und begrüßenswert, dass sich jemand derart im Basketball engagiere, aber die Frage sei, wie nachhaltig es ist, sich auf eine Person zu stützen. Das Beispiel der Artland Dragons, die sich nach Ausstieg des Mäzens in Liga drei zurückzogen, warnt. Stoschek geht zudem auf die 70 zu und zog sich bereits beim Handballklub HSC 2000 Coburg zurück. Alba hängt zwar auch stark von einer Unternehmergruppe ab. Aber alle Diskussionen, dass die Bamberger enteilt seien, hält Baldi für müßig. „Am Sonntag stehen immer noch fünf gegen fünf auf dem Feld.“

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