Stadionausbau beim 1. FC Union: Baggern für die Bundesliga
Für den 1. FC Union wird der Aufstieg immer realistischer – der Klub bereitet an der Alten Försterei schon den Stadionausbau vor.
An Tagen nach den Spielen, wenn die Fußballfans davongezogen sind, bestimmt die Natur wieder das Ambiente rund ums Stadion an der alten Försterei. Jogger, Radfahrer und Spaziergänger teilen sich die Wege, begleitet vom Singsang der Vögel und den scheuen Blicken der Eichhörnchen. Ein wahres Idyll, dieses Fleckchen Berliner Erde, das zumindest in Stadionnähe bald nicht mehr ganz so idyllisch sein wird.
In absehbarer Zeit werden die Bagger anrollen, um sich mal wieder das Stadion vorzunehmen. Der „Berliner Morgenpost“ verriet Unions Präsident Dirk Zingler, dass demnächst die Erweiterung der Alten Försterei anstehe. Laut Zingler haben sich die Lizenzbedingungen des Deutschen Fußball-Bundes verändert, ab dem 1. Juli 2017 müssen Vereine, die in der Bundesliga spielen, über mindestens 8000 Sitzplätze im Stadion verfügen. In der Alten Försterei gibt es derzeit etwas mehr als dreieinhalb tausend Sitzplätze. Für Zweitliga-Fußball mag das gerade noch so durchgehen, Bundesligaansprüchen genügt das nicht mehr.
Dass Union Berlin in der kommenden Saison zum ersten Mal überhaupt in der höchsten deutschen Spielklasse zu finden ist, wird nach dem 2:1-Sieg gegen Hannover 96 immer realistischer. Fünfter sind die Berliner nach neun Spielen, liegen aber nur zwei Punkte hinter Tabellenführer Eintracht Braunschweig. Union befindet sich, auch das wurde gegen Hannover deutlich, auf Augenhöhe mit den besten Mannschaften der Zweiten Liga.
„Das ist ein Zeichen, ganz klar. Ein Sieg gegen einen Aufstiegsfavoriten wie Hannover gibt uns viel Selbstvertrauen. Es ist wichtig zu sehen, dass wir auch einen Topgegner schlagen können“, sagt Kapitän Felix Kroos, der als einer der Wenigen im Berliner Kader selbst über Bundesligaerfahrung verfügt. Kroos spielte bei Werder Bremen, ehe es ihn in den Berliner Südosten verschlug. Sein Wechsel war verbunden mit der Zusage seitens des Vereins, in einer konkurrenzfähigen Mannschaften um den Aufstieg mitspielen zu können. Und konkurrenzfähig ist Union allemal. Von den vier besser platzierten Mannschaften hat man jetzt gegen zwei (Hannover und Würzburg) gewonnen. Auf Heidenheim und Braunschweig treffen die Berliner im Dezember. In der Vergangenheit hatte Union gerade in den Spitzenspielen oft nicht gut ausgesehen, aber die Vergangenheit ist ganz weit weg im Herbst 2016.
Der sportliche Erfolg weckt Begehrlichkeiten und wird den Klub verändern
Union ist derzeit die Mannschaft der Stunde in der Zweiten Liga, von den letzten sechs Spielen konnten fünf gewonnen werden. Klar, dass der Traum von der Bundesliga immer realer wird, auch wenn gerade einmal die Hälfte der Hinrunde absolviert ist. Der sportliche Erfolg weckt Begehrlichkeiten und wird den Klub verändern. Schon seit längerer Zeit sind die Spiele in der Alten Försterei stets ausverkauft, was das Heimkontingent angeht. Bei Spitzenspielen wie gegen Hannover wird es für Menschen, die kein Vereinsmitglied sind, immer schwerer, an Karten zu kommen. Präsident Zingler hatte immer wieder betont, dass sich der Klub in Zukunft wird öffnen müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben und seine Ziele erreichen zu können.
Wie die Umbauarbeiten im Detail aussehen sollen, will Union seinen Mitglieder zeitnah im Rahmen einer außerordentlichen Veranstaltung präsentieren. Diskussionsfreudig sind die Unioner seit ihren Anfängen, nur das die Grundsatzentscheidung dieses Mal unumstößlich ist. Gebaut wird ganz sicher – und zwar während des laufenden Spielbetriebs. Ein Umzug, etwa in den Jahnsportpark wie vor acht Jahren, steht nicht zur Debatte. Dabei wäre das durchaus eine Überlegung wert, jedenfalls für jene, die dem Aberglauben zusprechen. Den letzten Aufstieg feierte Union in der Saison 2008/09 in Prenzlauer Berg. Damals konnte in der Alten Försterei wegen Umbauarbeiten nicht gespielt werden.