Hertha-Torwart Marius Gersbeck: Aus dem Fanblock in den Kasten
Herthas Torhüter Marius Gersbeck überzeugt bei seinem Debüt beim 2:1-Sieg in Dortmund. "Wahrscheinlich hat er noch gar nicht begriffen, was er heute geleistet hat", sagt Trainer Jos Luhukay.
Marius Gersbeck musste sämtliche Interviews auf der Stelle abbrechen. Sein Typ wurde verlangt. Die Tür zur Hertha-Kabine ging auf, Gersbeck verschwand – und sofort drang lauter Jubel auf den Flur. Die Feierlichkeiten wollten gar kein Ende nehmen. Der junge Mann steckte all das erstaunlich locker weg. Ein paar Minuten später kehrte er zurück und sprach einfach weiter, als wäre nichts passiert.
„Wahrscheinlich hat er noch gar nicht begriffen, was er heute geleistet hat“, sagte Jos Luhukay, der Trainer der Berliner. Gersbeck ist 18 Jahre alt, er war vor der Saison Torhüter Nummer vier bei Hertha BSC – und hat am Samstag in Dortmund vor 80.645 Zuschauern sein Debüt in der Fußball-Bundesliga gegeben. Ist das ein Traum, vor so einer Kulisse als Profi anzufangen? Oder wäre einem ein sanfterer Einstieg in einem etwas kleineren Stadion nicht lieber? „Das habe ich mich vorher auch gefragt“, antwortete Gersbeck. „Im Nachhinein ist es natürlich ein Traum.“
Dabei fing es alles andere als traumhaft an. Die erste Chance der Dortmunder führte gleich zum 0:1 – weil Gersbeck aus dem Tor kam und dann zu lange zögerte. Umso bemerkenswerter war es, wie er mit seinem Missgeschick umging: „Natürlich denkt man kurz: Scheiße. Aber dann geht’s weiter.“ Gersbeck hinterließ einen recht entspannten Eindruck. Er wirkte ruhig am Ball, war stets auf der Höhe des Spiels, sicher bei Flanken und könnte sich vor der Pause gleich zweimal in Eins-gegen-eins-Duellen auszeichnen. Erst rettete er gegen Robert Lewandowski, später gegen Henrich Mchitarjan.
Gersbeck ist selbst seit Jahren Hertha-Fan und ein Kind der Ostkurve. „Normalerweise steht er im Block, heute stand er im Kasten“, sagte Sami Allagui. Nach dem Schlusspfiff war das anders. Da kletterte Marius Gersbeck auf den Zaun zu Herthas Fans. Trainer Jos Luhukay hatte schon Sorgen, „er kommt nicht mehr zurück“. Sie sollten sich, wie alle anderen Sorgen an diesem Tag, als unbegründet erweisen.