Nächste Deutsche nach Angelique Kerber: Auch Julia Görges scheitert bei den French Open früh
Nach Angelique Kerber ist auch Julia Görges bei den French Open in Runde eins ausgeschieden. Der Blick in die Zukunft des Frauentennis ist sorgenvoll.
Vor einem Jahr begeisterten Julia Görges und Angelique Kerber noch als Halbfinalistinnen in Wimbledon, bei den French Open erlebten die besten deutschen Tennisspielerinnen einen Erstrunden-Alptraum. Einen Tag nach dem Scheitern ihrer Fed-Cup-Kollegin Kerber schied auch Görges in Paris schon unerwartet früh aus. Die 30-Jährige aus Bad Oldesloe unterlag am Montag der Estin Kaia Kanepi nach 92 Minuten am Ende klar mit 5:7, 1:6.
„Es ist schon bitter, am Ende ging's ein bisschen zu schnell“, sagte Görges. Wie Kerber hatte auch sie zuletzt mit einigen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Bei ihrem Lieblingsturnier in Stuttgart berichtete sie nach ihrer Aufgabe in der ersten Runde von Problemen mit der Halswirbelsäule. In Rom verletzte sie sich am Oberschenkel und sagte für Nürnberg ab. „Körperlich ist es bislang ein sehr bescheidenes Jahr“, sagte Görges, versicherte aber, dass sie ohne Schmerzen gespielt habe und es dem Körper „soweit gut“ gehe.
In der sogenannten Stierkampfarena startete sie gut in das Match und ging schnell mit 4:1 in Führung. Doch je länger das Duell andauerte, desto verunsicherter wirkte Görges. 14 leichte Fehler unterliefen ihr im ersten Durchgang, 31 waren es insgesamt. Im zweiten Satz schien ihre Moral nach dem dritten Spiel gebrochen. Beim Stand von 1:1 ging es elfmal über Einstand. Mehr als eine Viertelstunde dauerte es, bis Kanepi mit 2:1 in Führung ging und den Vorsprung dann ausbaute.
„Heute ist einiges in einigen Situationen gegen mich gelaufen. Sie war die aggressivere Spielerin und hat das Zepter in die Hand genommen“, sagte Görges, die als Nummer 18 in der Weltrangliste 70 Plätze besser notiert ist als Kanepi. Doch vorerst bleibt das Achtelfinale 2015 Görges' bestes Roland-Garros-Resultat.
Kerber bereits am Sonntag ausgeschieden
Kerber, die Weltranglisten-Fünfte aus Kiel, musste sich bereits am Sonntag nach ihrer Zwangspause wegen einer Knöchelverletzung der 18 Jahre alten Russin Anastassija Potapowa klar und deutlich mit 4:6, 2:6 geschlagen geben. Nach 73 Minuten auf dem nur spärlich gefüllten Center Court verwandelte die Nummer 81 der Welt ihren dritten Matchball. „Sie ist noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte“, analysierte die Damen-Chefin im Deutschen Tennis Bund, Barbara Rittner, im TV-Sender Eurosport und machte bei Kerber „Verunsicherung durch mangelnde Matchpraxis“ aus.
Nur drei Spiele hatte die 31-Jährige vor dem zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres auf Sand bestritten. Für den Fed Cup musste Kerber wegen einer Grippe absagen, beim Heimturnier in Stuttgart schied sie früh aus, in Madrid zog sie wegen einer Knöchelverletzung zurück und sagte für das Turnier in Rom ab.
Die fehlende Sicherheit auf dem ohnehin ungeliebten Belag Sand war Kerber deutlich anzumerken. Im ersten Durchgang schaffte es die deutsche Nummer eins noch, dem aggressiven Spielstil der French-Open-Debütantin etwas entgegenzusetzen. Doch insgesamt agierte Kerber viel zu passiv und zurückhaltend. Im zweiten Durchgang geriet sie schnell mit 0:4 in Rückstand, kam noch einmal auf 2:4 heran, doch an eine Wende schien sie selber nicht mehr zu glauben.
Sorgenvoller Blick in die Zukunft des Frauentennis
Kerber schied zum fünften Mal in der ersten Runde der French Open aus und muss damit auch ihre Hoffnungen auf den sogenannten Karriere-Grand-Slam mit Titeln bei allen vier großen Turnieren erst einmal begraben. Potapowa dagegen kam mit ihrem dritten Matchball zu ihrem ersten Sieg überhaupt gegen eine Top-Ten-Spielerin.
Da Antonia Lottner, die einst als eines der vielversprechendsten deutschen Talente galt, ebenfalls ausschied, andere Spielerinnen der Post-Kerber-Görges-Generation wie Carina Witthöft gar nicht in Paris dabei sind oder wie Annika Beck ihre Karriere bereits beendet haben, droht aus deutscher Damen-Sicht ein trostloses Turnier.
Und so dürften die jüngsten Ereignisse auch bei Damen-Chefin Barbara Rittner für den einen oder anderen sorgenvollen Blick in die Zukunft gesorgt haben. Die langjährige Bundestrainerin hatte zuletzt von „Durststrecken“ gesprochen, die das deutsche Damen-Tennis in der Zeit nach Kerber (31), Görges (30) oder Andrea Petkovic (31) überstehen müsse. Einen unerwarteten Vorgeschmack bekommt sie schon jetzt. (dpa)