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Jubel in St. Petersburg: Die deutsche Mannschaft feiert mit dem Pokal.
© dpa/Christian Charisius

Confed-Cup und WM 2018: Auch in Rio kam der WM-Sieg von der Bank

Die jungen deutschen Sieger des Confed-Cups werden keinen WM-Helden aus der Nationalelf verdrängen. Aber sie wären da, wenn Überraschungen gebraucht werden. Ein Kommentar.

Als Joachim Löw vor ein paar Wochen den Confed-Cup als „ein Geschenk“ bezeichnete, klang das doch verdächtig nach einer Regie-Anweisung aus dem Fifa-Hauptquartier am Zürichberg. Wer braucht dieses Turnier? Der Confed-Cup galt in Deutschland als die überflüssigste Veranstaltung seit der Eröffnungsparty für den BER, aber die wurde immerhin noch abgesagt. 

Mit dem aufregenden Spiel der deutschen B-Mannschaft, gekrönt am Sonntag durch den Sieg im Finale über Chile, hat sich der Wind gedreht. Mittlerweile debattiert die Öffentlichkeit schon darüber, welcher der arrivierten Stars denn im kommenden Sommer bei der WM in Russland seinen Platz räumen muss für die Confed-Cup-Helden Timo Werner, Leon Goretzka oder Lars Stindl.

Das eine wie das andere ist natürlich ein ziemlicher Blödsinn.

Nein, der Confed-Cup ist keine entbehrliche Kopfgeburt wie etwa die Klub-Weltmeisterschaft oder der europäische Supercup. Der WM-Gastgeber darf ein Jahr vor der größten Sportveranstaltung der Welt die Abläufe proben, so wie das übrigens auch Deutschland sehr gern getan hat vor dem Sommermärchen 2006. Die Ablehnung zwischen Hannover und Nürnberg hielt sich damals in doch sehr engen Grenzen.

In diesem Jahr hat die, nun ja, Mini-WM dem Weltmeister eine einmalige Gelegenheit gegeben. Der Bundestrainer Joachim Löw durfte auf höchstem Niveau testen, welcher Kandidat sich aus der zweiten Reihe für einen Platz im WM-Aufgebot aufdrängt. Diese Eignung lässt sich schwerlich überprüfen im Rahmen von Freundschaftsspielen, bei denen sich keiner verletzen will und zur Halbzeit die halbe Mannschaft ausgewechselt wird.

Nationalelf braucht keine Neuaufstellung

Der Confed-Cup in Russland war kein besseres Freundschaftsturnier, sondern knallharter Wettkampf. Wer daran zweifelt, darf in der Retrospektive gern noch mal erleben, mit welcher Wucht, Leidenschaft und Aggressivität der Südamerika-Meister Chile die jungen deutschen Hüpfer im Finale bis zum Schluss bekämpfte.

Aber natürlich wird keiner der Protagonisten von St. Petersburg einen WM-Helden von 2014 aus dem Kader kicken. Oliver Bierhoff , der Manager der Nationalmannschaft, hat das  mit dem schönen Satz illustriert: „Ich wage zu bezweifeln, dass der Toni Kroos sich jetzt Sorgen macht.“

Deutschland hat eine großartige Nationalmannschaft, die keines grundlegenden Revirements bedarf. Das Confed-Cup-Casting diente nicht einer Neuausrichtung für die erste Elf.  Timo Werner, Leon Goretzka und Lars Stindl werden Thomas Müller, Sami Khedira und Mesut Özil auf absehbare Zeit nicht verdrängen. Aber sie stehen bereit für den Fall, dass es kritischen Phasen Überraschungsmomente geschaffen werden müssen.

Fußball ist ein Spiel, das mit den Füßen gespielt und im Kopf entschieden wird. So wie die überragenden Interpreten des Confed-Cup-Teams in St. Petersburg 90 Minuten lang die Chilenen ärgerten, können sie das auch im späten Mikrokosmos eines WM-Spiels gegen Brasilien, Argentinien oder Spanien tun. 

2014 in Rio kam der WM-Sieg von der Bank in der Person von Mario Götze. Warum sollte Timo Werner nicht der Götze von Moskau 2018 werden?

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