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Wütend. Alexander Zverev stand im Achtelfinale auf verlorenem Posten.
© Andy Brownbill/AP/dpa
Update

Achtelfinale der Australian Open: Auch Alexander Zverev erwischt einen gebrauchten Tag

Alexander Zverev tat es bei den Australian Open Angelique Kerber gleich und verpasste die Revanche. Einen kleinen Grund zu feiern, gibt es trotzdem.

Fünf. Sechs. Sieben. Und noch ein achtes Mal hackte Alexander Zverev seinen Tennisschläger mit ungezügelter Wucht auf den azurblauen Boden der Rod-Laver-Arena. Dann schmiss er sein völlig zerstörtes Arbeitsgerät lieblos zur Seite, als wäre alles, was in den vergangenen 45 Minuten so gründlich schief gegangen war in seinem ersten Achtelfinale der Australian Open, allein Schuld seines Schlägers gewesen. "Ich war so wütend, das musste raus", meinte Zverev später. Geholfen hatte es beim Stand von 1:6 und 1:4 kaum, sich so spektakulär abzureagieren, dass der Videoclip rasant im Internet einschlug.

An diesem Tag hätte ihm rein gar nichts geholfen, da war sich Zverev hinterher sicher. Wie Angelique Kerber am Vortag erlebte der Weltranglistenvierte einen tiefschwarzen Tag und den nächsten herben Rückschlag beim Versuch, seinen ersten Grand-Slam-Titel zu gewinnen. Er unterlag dem Kanadier Milos Raonic nach zwei Stunden mit 1:6, 1:6 und 6:7.

Zverev wusste, dass es ein schwerer Tag wird

"Schon als ich auf den Platz kam, merkte ich, dass das ein schwerer Tag wird", erklärte Zverev tief enttäuscht. Gegen den ebenso aufschlaggewaltigen Raonic, derzeit nach vielen Verletzungen die Nummer 17 der Welt, kann man verlieren. Besonders, da Raonic bereits Schwergewichte wie Stan Wawrinka und Nick Kyrgios aus dem Turnier befördert hatte. Doch die Art und Weise, wie sich Zverev über weite Strecken in diesem Match verkaufte, war erschreckend. "Ich habe generell nicht gut gespielt", gestand der 21-jährige Hamburger ein, "besonders in den ersten beiden Sätzen war es schrecklich."

Zverev war mit einem Break gegen Raonic gestartet, doch danach gewann er kein einziges seiner Aufschlagspiele im ersten Satz. Zverev ließ zwölf Breakchancen zu, Raonic nutzte drei. Im zweiten Durchgang das fast identische Bild: Drei Breaks für den Kanadier, der nach nur einer Stunde Spielzeit mit 2:0 in den Sätzen führte. "So viele Breaks sind mir noch nie passiert", merkte Zverev an. 20 Doppelfehler wurden es zudem am Ende für ihn, Raonic dagegen schlug 15 Asse und mit bis zu 223 km/h schnell auf. 

Bei Zverev lief nichts zusammen, weder beim Aufschlag noch von der Grundlinie. Raonic' Spiel mutet zwar ein wenig mechanisch an, doch der 28 Jahre alte Kanadier lieferte erneut einen starken Auftritt ab: Er kontrollierte die Grundlinienduelle, variierte aber auch viel und suchte oft den Weg ans Netz. Zverev dagegen fremdelt weiter mit dem Netzspiel, taktisch hatte er auch keine Asse im Ärmel. "Ich habe unglaublich gespielt, ich habe viele Dinge sehr gut gemacht", freute sich Raonic, der vom ehemaligen Wimbledonsieger Goran Ivanisevic trainiert wird: "Ich wollte ihn aus dem Gleichgewicht bringen." Das schaffe er und Zverev wusste sich lange nicht zu helfen.

Vor Federer: Zverev am Montag Nummer drei

Er motzte viel in Richtung seiner Box, in der sein Trainer Ivan Lendl hinter seiner dunkel verspiegelten Sonnenbrille reglos saß. Raonic spielte einfach ruhig seinen Plan herunter, traf oft die Linien und war auch noch mit der Netzkante im Bunde. Zverev trieb das alles zur Weißglut. Im dritten Satz fing sich Zverev jedoch und es entwickelte sich das Spiel, welches man sich im Vorfeld zwischen den beiden Hünen erwartet hatte. Zverev hatte zumindest seinen Kampfgeist wiederentdeckt, aber Raonic blieb stabil. Beim Stand von 4:5 hatte der Kanadier beim Aufschlag Zverev zwei Matchbälle, vergab sie jedoch. Es blieb eng und der Tiebreak musste entscheiden. Wieder zwang Raonic seinen Gegner mit fiesen Slicebällen tief in die Knie. Schließlich verwandelte er seinen dritten Matchball mit einem Vorhandvolley. 

So aussichtslos seine Lage lange schien, hätte Zverev die Partie mit dem dritten Satz trotzdem noch drehen können. Doch offenbar glaubte er gestern nie an seine Siegchance. "Dass ich den Tiebreak überhaupt erreicht habe, ist schon ein Wunder", meinte er: "Selbst wenn ich den dritten Satz gewonnen hätte, glaube ich nicht, dass ich das Match gewonnen hätte." Champions klingen da anders, aber Zverev wirkte müde, ein wenig ausgelaugt. Nur 36 Tage nach seinem Sieg bei den Tour-Finals in London hatte seine neue Saison beim Hopman Cup in Perth begonnen. Keine zwei Wochen Urlaub, dann begann die Schinderei der Fitnessgrundlagen. "Ich hatte nicht viel Zeit für mich", sinnierte Zverev.

Ab Montag wird er dennoch als Nummer drei der Weltrangliste geführt werden, einen Platz vor Roger Federer. Doch das war gestern kein echter Trost.

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