Champions League: Atletico und der Berg Real
Dem 3:0-Sieg im Halbfinal-Hinspiel will Real Madrid im zweiten Aufeinandertreffen mit Atlético den Einzug ins Champions-League-Finale folgen lassen. Der Stadtrivale geht jedoch betont selbstbewusst ins Rückspiel.
Ein Christiano Ronaldo war das in Reals Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Atletico, ein Ronaldo mit neuer Effektivität: mehr Tore, weniger Schauspielerei. Für Real Madrid heißt das drei Tore Vorsprung aus dem Hinspiel und die begründete Hoffnung auf weitere im Rückspiel. Die Ausgangssituation könnte kaum besser sein, denn zu den geschossenen Tore kommt außerdem die Tatsache, dass Real zu Hause kein Gegentor kassiert hat. Auch das starke Kurzpassspiel funktioniert wie gewohnt und sollte Real Madrid mit Ronaldos Toren ins Finale spielen. Alles andere wäre eine Sensation.
Trotzdem sollte man im Fußball nichts auf die leichte Schulter nehmen und so warnt Abwehrspieler Lucas Vázquez: „Alle Spiele gegen Atlético sind schwer. Es ist ein großes Team.“ Trotz ihrer Größe, waren sie im Hinspiel Real Madrid deutlich unterlegen. Die Konter waren nur sporadisch und Torjäger Antoine Griezmann schaffte es nicht Akzente zu setzen. Möchte Atlético das Unmögliche möglich machen, müssen sie im Rückspiel eine sehr große Schippe drauflegen. Einen Teil ihrer Hoffnungen setzen die Spieler auf die Atmosphäre ihres Heimstadions. Das Vicente Calderón stärkt Atléticos Selbstbewusstsein, ein Gefühl das dringend notwendig ist. Die Fans sollen ihnen den Rücken stärken und die letzten Energiereserven bündeln. Geht es nur nach der Statistik, ist ein Sieg so gut wie sicher. In der Amtszeit von Coach Diego Simeone gab es in 22 Heimspielen in der Champions-League 17 Siege, vier Remis und nur eine Niederlage. Doch auf dem Platz spielt keine Statistik und so kann sich Atlético zu keiner Zeit auf die Berechnungen von Zahlen verlassen.
Um eine Chance zu haben, müsste Griezmann schon ein irres Spiel hinlegen
Die zweite Hoffnung der Spieler und Fans des Außenseiters ist ihr Trainer Diego Simeone. Der Argentinier steht hinter seinem Team und glaubt auch nach dem ernüchternden Hinspiel an die Stärke seiner Spieler. Für ihn ist der Leitspruch "Alles ist möglich" keine Phrase, sondern ein Satz, der wie maßgeschneidert zu Atlético passt. Diesen Ehrgeiz und die Überzeugungskraft Simeones, betont auch der ehemalige Bremer und Wolfsburger Diego, der unter ihm in Madrid spielte. „Er liebt es, zu gewinnen, und er steckt seine Spieler an,“ sagte Diego im Interview der Zeitung „Marca“. „Er ist einer der besten Trainer der Welt.“
Beide Hoffnungen von Atlético sind jedoch nicht die entscheidenden Akteure, die das Spiel letztendlich in der Hand haben. Die Tore müssen auf dem Platz geschossen werden und um den Berg dieser Monsteraufgabe zu erklimmen, wäre es notwendig, dass ein Torjäger wie Griezmann seinem Titel gerecht wird.
Eine realistische Chance besteht also nur, wenn neben den mentalen Faktoren für den Außenseiter, auch die spielerische Stärke vorhanden ist. Die Spieler von Real Madrid können dem Ringen um Selbstbewusstsein und Spielstärke ihre Gegners hingegen gelassen entgegentreten. Für sie ist das Ergebnis des Hinspiels und die Qualität ihres Auftritts bei diesem Motivation genug. Kein möglicher Weg führt für den Favoriten am Finale der Champions League vorbei. Jetzt heißt es nur noch den eigenen Erwartungen und denen der Fußballwelt gerecht werden. dpa/Tsp