Zum Schweinsteiger-Wechsel: Arne Friedrich: "Basti wird sich wohlfühlen in Chicago"
Auch Arne Friedrich spielte einmal bei Chicago Fire. Der Ex-Nationalspieler über Schweinsteigers Wechsel, die Stadt Chicago und seine Zeit in den USA.
Herr Friedrich, haben Sie Bastian Schweinsteiger ein Engagement beim US-Profiklub Chicago Fire empfohlen?
Sie meinen, weil ich dort auch mal ein Weilchen gespielt habe? Nein, wir haben zwar immer mal wieder Kontakt und unterhalten uns, wenn wir uns sehen, aber mit seiner aktuellen Entscheidung habe ich nichts zu tun. Gleichwohl hat es mich nicht überrascht.
Inwiefern?
Der Basti hat ja immer mal wieder davon gesprochen, dass er sich durchaus vorstellen kann, in die USA zu wechseln und in der MLS zu spielen. Ehrlich gesagt, habe ich mit einer solchen Entscheidung auch gerechnet. Nur vielleicht nicht, dass es dann doch so schnell ging.
Sie sind vor genau fünf Jahren zu Chicago Fire gewechselt. Wie bewerten Sie den Schritt Ihres langjährigen Mitspielers in der Nationalmannschaft?
Ich freue mich für Basti. Ich denke, es wird für beide Seiten eine gute Sache sein. Basti wird der Mannschaft auf dem Platz enorm weiterhelfen können. Er besitzt als Weltmeister Strahlkraft und wird medial ziehen. Darüber hinaus wird er Chicago Fire auch dabei behilflich sein, den Verein und dessen direktes Umfeld auf ein neues Level zu heben. Ich weiß ja, wie es bei mir damals war. Ich habe beinahe täglich mit Trainer Frank Klopas zusammengesessen, ich war in Entscheidungen involviert, wie Abläufe rund um das Team zu optimieren sind. Das war eine ganz andere Art Entwicklungshilfe. Damals erreichten wir die Play-offs. Und hier wird sich auch Basti stark mit einbringen.
Was erwartet Schweinsteiger in Chicago?
Erst einmal eine ganz wundervolle Stadt. Glauben Sie mir, ich bin damals viel rumgekommen in den Staaten, aber Chicago ist etwas ganz Besonderes. Diese Stadt ist kräftig, sie ist international, kulinarisch absolute Weltklasse und eine echte Sportstadt. Und dann ist da ja noch der Lake Michigan – eine wahnsinnig tolle Kombination. Basti und seine Frau werden sich wohlfühlen.
Haben Sie noch Kontakt zum Klub?
Aber ja, ich verfolge regelmäßig die Spiele von Fire über die MLS-App. Von meinen damaligen Mitspielern ist zwar keiner mehr aktiv, aber mit General-Manager Nelson Rodriguez und Eigner Andrew Hauptman stehe ich im Kontakt.
Deutsche Fußballer haben in Chicago eine lange Tradition. 30 Jahre vor Ihnen spielten die ehemaligen Herthaner Karl-Heinz Granitza, Hans Weiner und Arno Steffenhagen sehr erfolgreich für Chicago Sting.
Ich weiß, das ist zwar lange her, aber irgendwie präsent. Ich bin sehr warmherzig empfangen worden. Ich habe gespürt, dass der Respekt in dieser Stadt uns Deutschen gegenüber immens ist. Das wird der Basti auch erfahren. Gerade ihn als Weltstar werden sie in Chicago ganz besonders willkommen heißen. Er wird eine wundervolle Zeit dort haben.
Wie hat sich Chicago Fire seit Ihres Weggangs entwickelt?
Gut, denn das ist ein sehr seriös und professionell geführter Verein. Sportlich lief es zuletzt nicht ganz so gut. Aber das kommt. Eine sportliche Einordnung ist schwierig. Ich denke, dass das Niveau in etwa vergleichbar ist mit dem der drei, vier Spitzenteams der Zweiten Liga bei uns. Die Spieler in der MLS sind deutlich fitter geworden, können sich aber taktisch noch entwickeln. Die Fan-Basis stimmt absolut, aber mit den Top-Ligen Europas kann sich die MLS noch nicht vergleichen. Dafür fehlt es den Klubs noch an Strukturen und am Unterbau. Aber sie arbeiten daran. In Chicago ist ein Trainings-Dome gebaut worden für den Nachwuchs, und bald wird Fire in Downtown spielen. Derzeit spielen sie noch im Vorort Bridgeview, rund 20 Kilometer südlich des Zentrums gelegen. Ich denke, ich werde bald mal wieder rüberfliegen und Basti besuchen.
Interview: Michael Rosentritt
Arne Friedrich, 37, spielte 82 Mal für die deutsche Nationalelf. Nach Stationen bei Arminia Bielefeld, Hertha BSC und Wolfsburg stand er 2012/13 bei Chicago Fire unter Vertrag.
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