Trainingsauftakt bei Hertha BSC: Ante Covic will die Talente von der Leine lassen
Herthas neuer Trainer Ante Covic nimmt die Arbeit auf. Er freut sich, dass zwei Leistungsträger bleiben - und vielleicht neue kommen.
Ante Covic machte auf dem Podium eine Handbewegung und die Kameras der Fotografen klackerten. Daran wird der 43-Jährige sich noch gewöhnen müssen. Selbst Nebensächlichkeiten erfahren in der medial ausgeleuchteten Fußball-Bundesliga größte Aufmerksamkeit. „Hier ist ja was los“, sagte der gebürtige Berliner mit kroatischen Wurzeln. Der frühere Bundesligaspieler, der seit über 15Jahren bei Hertha BSC in unterschiedlichen Funktionen tätig ist, war noch vor der Sommerpause zum Trainer der Profimannschaft ernannt worden.
Sechs Wochen nach dem Saisonfinale und sieben Wochen vor dem Auftakt in die neue Spielzeit startete Hertha am Montag in die Vorbereitung auf die Spielzeit. Am Nachmittag hielt Covic als Cheftrainer seine erste Trainingseinheit ab. Rund 1000 Zuschauer wohnten dem Treiben im Amateurstadion bei. „Ich freue mich riesig über die neue Aufgabe, ich habe das Vergnügen, die erste Mannschaft anleiten zu dürfen.“ Eine Herausforderung wird es für den Nachfolger Pal Dardais auf jeden Fall. Inwiefern es ein Vergnügen wird, wird man frühestens nach den ersten vier Bundesligaspielen sehen, von denen Hertha, beginnend mit dem Saisonauftakt beim FC Bayern München am 16. August, gleich drei auswärts bestreitet.
Noch vor dem ersten offiziellen Auftritt Covics hatte der Verein zwei wesentliche Personalien geklärt. Marko Grujic, 23, unterschrieb einen neuen Leihvertrag für ein weiteres Jahr bei den Blau-Weißen. Und Ondrej Duda, 24, Herthas Topscorer der abgelaufenen Saison, verlängerte seinen eigentlich noch laufenden Vertrag vorzeitig. In der Vorsaison hatte der Slowake elf Tore erzielt und sechs weitere Treffer aufgelegt. Für Covic sind das „wichtige Signale“, dass zwei zentrale und wichtige Spieler sich zu Hertha bekennen. „Beide sind gefragte Spieler. Es ist nicht einfach, solche Qualität in Berlin zu halten.“ Diese Worte passten sehr gut, denn am Montag gab der Klub den Wechsel von Valentino Lazaro zu Inter Mailand bekannt (der Tagesspiegel berichtete).
Durch den Einstieg von Windhorst haben sich die Rahmenbedingungen verändert
In Mirko Dickhaut und Harald Gämperle wurden Covic zwei erfahrene Co-Trainer zur Seite gestellt. Seit mehreren Tagen haben sie Trainingspläne erstellt und eine neue Spielidee ersonnen. „Wir haben ja eine relativ junge Mannschaft und ich weiß, dass man junge Spieler immer auch zügeln muss“, sagte Covic, der zuletzt sechs Jahre die U 23 trainierte und zudem als Spezialtrainer die besten Talente des Vereins betreute. „Ich möchte sie von der Leine lassen“, sagte Covic. Er werde seine Arbeit auch mit dem nötigen Respekt angehen, „die Vorfreude aber überwiegt.“ In der Vorbereitung möchte er weiter an der taktischen Flexibilität mit der Mannschaft arbeiten. Natürlich wolle er dabei berücksichtigen, in welchem System die Spieler sich am sichersten fühlen. „Ich möchte die Spieler in die Position bringen, in der sie ihre Stärken einbringen können“, sagte Covic. „Ich möchte aktiver spielen lassen, aber das möchte ich erst mit der Mannschaft besprechen.“ Erst zum Ende der Vorbereitung wolle man sich auf ein Saisonziel verständigen.
Herthas Manager Michael Preetz hat dafür schon einmal den Korridor vage vorgegeben. Durch den Einstieg des 125-Millionen-Euro-Investors Lars Windhorst hätten sich die Rahmenbedingungen für Hertha verändert. Aber eben nicht dahingehend, „dass wir jetzt Bayern München und Borussia Dortmund angreifen können.“ Das Geld solle dazu dienen, ein Teil der Verbindlichkeiten (rund 110 Millionen Euro) zu reduzieren und den Verein in den nächsten vier, fünf Jahren auch infrastrukturell zu entwickeln. Natürlich werde aber auch ein Teil in die Mannschaft investiert werden. Denn klar sei eben auch, dass Hertha in den nächsten Jahren „weiter oben“ mitspielen möchte, dass die Mannschaft die realistische Chance bekommt, die Europapokalplätze zu attackieren. „Es gibt aber nicht die Verpflichtung, dieses Ziel in dieser Saison zu erreichen“, sagte Preetz.
In enger Abstimmung mit dem neuen Trainer wolle Preetz in den nächsten Tagen und Wochen ermitteln, in welchen Mannschaftsteilen und auf welchen Positionen Bedarf besteht. Grundsätzlich wolle er in Transferfragen „unserer Strategie treu bleiben, auf junge und hungrige Spieler zu setzen, die wir nach oben bringen“. Trotz der neuen finanziellen Möglichkeiten wolle man sorgfältig arbeiten, man werde mit Respekt mit dem Geld umgehen, sagte Preetz, „keine Sorge also, dass wir hier durchdrehen“.
Vor allem aber freuen Covic und Preetz sich auf die anstehenden Derbys mit dem 1. FC Union, dem zweiten Berliner Bundesligisten. „Union hat sich den Aufstieg verdient, aber wir wollen in beiden Spielen die Oberhand behalten“, sagte Preetz, „das ist unser Ziel und muss unser Anspruch sein.“ Oder wie es Ante Covic sagte: „Wir werden alles daran setzen, unsere Fans stolz zu machen.“