Randale im Stadion: Angriff nach Abpfiff
Knapp 300 Dynamo-Anhänger haben nach der Pokalniederlage am Samstag den Gästeblock gestürmt. Es kam zu zahlreichen Festnahmen, 18 Polizisten sollen verletzt worden sein.
Die Spieler des BFC Dynamo standen noch vor ihrer Fankurve und ließen sich feiern. „Hoch soll’n se leben“, sang der Anhang der Berliner trotz der 0:3 (0:2)-Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern. Doch die feierliche Stimmung währte nicht mehr lange. Auf der anderen Seite formierte sich bereits das Rollkommando. Weil die Lauterer Anhänger kurz vor Ende des Spiels mit weißen Taschentüchern gewinkt hatten, fühlten sich knapp 300 BFC-Fans so weit provoziert, dass sie nach dem Abpfiff eigenhändig zur Rache schritten. Sie stürmten den Fanblock der Lauterer. Nach Angaben der Polizei waren allein 18 verletzte Polizisten zu beklagen. Von 27 vermeintlichen Tätern wurden die Personaldaten aufgenommen, zudem wurden insgesamt 50 Ermittlungsverfahren eröffnet.
Es war das böse Ende eines bis dahin durchaus gelungenen Fußballnachmittags. 10.104 Zuschauer wollten den Pokalauftritt des Berliner Fünftligisten sehen, so viele wie nie zuvor nach der Wende bei einem Spiel des zehnmaligen DDR-Meisters. Und die Stimmung war prächtig, obwohl sich die Angelegenheit denkbar einseitig gestaltete. Nach knapp einer halben Stunde war die Begegnung durch die Tore von Ivo Ilicevic und Christian Tiffert entschieden, kurz nach der Pause ließ Thanos Petsos im Anschluss an eine Ecke das 3:0 folgen. Der Berliner Pokalsieger mühte sich war, doch ein wenig fehlte ihm der Mut, um das Spiel ausgeglichener zu gestalten. „Wir waren gar nicht in der Lage, in die Zweikämpfe zu kommen“, sagte BFC-Trainer Heiko Bonan. „Aber Lautern ist auch nicht unser Niveau.“
Die Fans des BFC feierten ihre Mannschaft trotzdem und machten eine Menge Alarm. Dass der Klub mit Teilen seiner Fanszene jedoch immer noch auf dünnem Eis wandelt, zeigte sich eine gute Viertelstunde vor Schluss, als auf der BFC-Geraden eine ganze Serie von Böllern gezündet wurde, Nebelschwaden über den Platz zogen und die Begegnung für gut fünf Minuten unterbrochen werden musste. Es sollte nur ein harmloses Vorspiel dessen sein, was nach dem Schlusspfiff passierte.
„Es ist eine einzige Katastrophe“, sagte Dynamos Pressesprecher Martin Richter, der bei den Lauterer Fans um Entschuldigung für die Ausschreitungen bat. „50 oder 100 Idioten machen ein Spiel mit 10.000 Leuten kaputt.“ Solche Schlagzeilen wollte der Klub bei seinem ersten nationalen Auftritt seit mehr als einem Jahrzehnt unbedingt vermeiden. Zuletzt hatten alle Beteiligten immer wieder beteuert, dass Dynamo sich geändert habe, und mit Macht gegen das alte Image des Klubs angekämpft. Seit einem Jahr predige er, dass der BFC anders sei, als die Leute immer noch glaubten, sagte Trainer Bonan. „Ich war überzeugt, dass er nicht mehr in dieses Klischee reinpasst, aber heute wurde ich Lügen gestraft.“
Kaiserslauterns Spieler hatten gerade erst die Ehrenrunde vor ihrer Kurve beendet, als die Randale losbrach. Mathias Abel war außer sich, als er in den Kabinengang kam. „So ein Saftladen“, schimpfte der FCK-Verteidiger. „Und die Polizei steht daneben und schaut nur zu.“ In der Tat konnten die Krawallmacher ohne größere Hindernisse in den gegnerischen Block gelangen, nach Auskunft der Polizei hätte das im Stadion der Ordnungsdienst verhindern müssen – der aber hielt sich offensiv zurück. Immerhin bekamen die Polizisten die Situation relativ schnell wieder unter Kontrolle.
Den BFC Dynamo aber werden die Vorfälle vermutlich noch lange beschäftigen. Ein Fan im weinroten BFC-Hemd war fassungslos über so viel Dummheit in den eigenen Reihen: „Die schaffen es noch, dass ich mich schäme, dieses Trikot zu tragen.“
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