Wimbledon: Angelique Kerber: Schritt zurück nach vorn
Nächste Enttäuschung für Angelique Kerber. Aber der Auftritt von Deutschlands bester Tennisspielerin in Wimbledon macht auch Hoffnung. Ein Kommentar.
Ein bisschen paradox ist es schon. Da spielt Angelique Kerber endlich wieder gutes Tennis, muss die Weltranglistenführung aber dennoch abgeben. Im Achtelfinale von Wimbledon zeigte die Deutsche gegen Garbine Muguruza jene Qualitäten, die sie im vergangenen Jahr zur Nummer eins gemacht hatten: großen Willen, noch mehr Kampfgeist und nimmermüde Beine. Dass ihre gute Leistung nicht zum Weiterkommen reichte, ist für Kerber enttäuschend, sie kann daraus aber zumindest Hoffnung schöpfen für die zweite Jahreshälfte.
Und vielleicht fühlt sie sich in der Rolle der Jägerin auch wohler als in der der Gejagten. Mit dem Druck, die Beste der Welt zu sein, kam Kerber nicht wirklich gut klar. Sie spielte Zittertennis, wirkte auf dem Platz zeitweise völlig verunsichert und ohne Selbstvertrauen. Wimbledon war in dieser Hinsicht ein Schritt nach vorn. Der Glaube an die eigene Stärke war bei ihr wieder spürbar.
Allerdings muss Kerber auch an ihrem Tennis arbeiten. Ihr Aufschlag bleibt ein besserer Einwurf, zu oft spielt sie fast ausschließlich aus der Defensive heraus und schafft es nicht, wie von ihr selbst gefordert, aktiv und offensiv zu agieren. Dass sie diese Passivität abstellen kann, hat sie im Jahr 2016 eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Warum also sollte das nicht wieder klappen?
Die Nummer eins mag Kerber zwar los sein, außer Reichweite ist die Spitzenposition für sie aber nicht. Dazu ist das derzeitige Frauentennis insgesamt auf keinem wirklich hohen Niveau. Angelique Kerber trägt daran eine Mitschuld – sie besitzt allerdings die Fähigkeiten, das wieder zu ändern.