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Es geht los! Björn Werner (li.) von den Indianapolis Colts mit Nate Solder von den New England Patriots.
© dpa

Big Four – Die US-Sport-Kolumne: American Football: Was die Fans in der neuen NFL-Saison erwartet

In der Nacht auf Freitag beginnt in den USA die neue Saison in der NFL. Wir stellen zehn wichtige Fragen und erklären, worauf sich die American-Football-Fans in dieser Spielzeit freuen können. 

Kann der amtierende Super-Bowl-Champion seinen Titel verteidigen?

Zuletzt gewannen die New England Patriots 2003 und 2004 zwei Meisterschaften in Folge. Danach scheiterten einige Meister sogar nach der Vorrunde. Das zeigt, die ausgeglichen die Liga durch die Gehaltsobergrenze geworden ist. In diesem Jahr trauen viele Experten den Seattle Seahawks aber zu, ihren Titel zu verteidigen. Das Meisterteam blieb bis auf wenige Ausnahmen zusammen, die Spieler sprechen davon, eine neue Dynastie begründen zu wollen. Hauptkonkurrenten sind die Denver Broncos und die New England Patriots aus der American Football Conference sowie die New Orleans Saints und die Green Bay Packers. Gegen die Packers starten die Seahawks in der Nacht auf Freitag zu Hause in die Saison (2.30 Uhr, live bei Sport 1 US).

Wer kann die Saison 2014 abschreiben?

Die St. Louis Rams. Das Schicksal meint es nicht gut mit dem Champion von 1999. Nicht nur, dass es die Rams in der derzeit mit Abstand stärksten Divison mit den Seattle Seahawks, den San Francisco 49ers und den Arizona Cardinals schon schwer genug haben. Nein, vor wenigen Tagen zog sich Quarterback Sam Bradford auch noch den zweiten Kreuzbandriss innerhalb eines Jahres zu. Ohne ihren wichtigsten Spieler können die Rams gleich für 2015 planen. Dabei ist fraglich, ob Bradford nach zwei so schweren Verletzungen jemals wieder NFL-Niveau erreicht. Dumm gelaufen für die Rams, die in den vergangenen zwei Jahren jeweils sehr hohe Draft-Picks besaßen, aber absichtlich keinen Quarterback auswählten. Wegen Bradford.

Welche Teams könnten überraschen?

Jacksonville zum Beispiel. Die seit Jahren erfolglosen Jaguars scheinen beim Draft vieles richtig gemacht zu haben. Quarterback Blake Bortles zeigte in der Vorbereitung schon sein Talent, zusammen mit Receiver-Neuling Marquise Lee könnte er das Duo der Zukunft bilden. Auch den Tampa Bay Buccaneers mit Lovie Smith, dem ehemaligen Trainer der Chicago Bears und den Minnesota Vikings mit ihren vielen jungen Talenten wird einiges zugetraut.

Muss Peyton Manning um seine Rekordmarken fürchten?

2013 war das Jahr der Superlative für den Quarterback der Denver Broncos. Er warf 55 Touchdown-Pässe, erzielte 5477 Yards Raumgewinn und hatte dadurch großen Anteil daran, dass Denver als erstes Team überhaupt mehr als 600 Punkte in der regulären Spielzeit erzielen konnte. Auf den ersten Blick erscheinen diese Zahlen als Rekorde für die Ewigkeit. Doch das muss nicht sein. Drew Brees in New Orleans und Aaron Rodgers in Green Bay führen selbst unglaublich talentierte Offensiven an, ihre Fähigkeiten bewegen sich auf dem Niveau von Manning. New Englands Tom Brady bekommt in Rob Gronkowski seine liebste Anspielstation zurück. Manning, Brees, Rodgers und Brady sind alle zukünftige Hall-of-Fame-Mitglieder, sie gehören schon jetzt zu den besten Quarterbacks aller Zeiten. Für die Fans kann das nur heißen: zurücklehnen und genießen, solange diese vier noch aktiv sind. 

Schafft es Michael Sam in die NFL?

Der erste offen homosexuelle Spieler wurde von den St. Louis Rams gedrafted, alllerdings entließ der Klub den Verteidiger kurz vor dem Saisonstart. „Eine reine Football-Entscheidung“, sagte Trainer Jeff Fisher. Trotz des Rückschlags könnte Sam in dieser Saison noch in der NFL zum Einsatz kommen. Im Trainingscamp der Rams überzeugte er und zeigte, dass er die nötige Qualität für die Profiliga mitbringt. Die Dallas Cowboys haben Sam vor wenigen Tagen eingeladen um ihn zu testen. Gut möglich, dass er dort bald unterschreibt.

 Was ist neu?

Vor dieser Spielzeit beschloss die NFL einige Regeländerungen. Die wichtigsten: In Zukunft dürfen die Schiedsrichter, wenn sie den Videobeweis als Hilfe bei strittigen Situationen nutzen, Rücksprache mit der NFL halten. Die Eroberung eines freien Balles nach einem Fumble ist nun ebenfalls überprüfbar. Auch das Levi’s Stadion in Santa Clara ist neu. Dort werden die San Francisco 49ers in Zukunft ihre Heimspiele austragen. Allerdings nur an Sonntagen. Abgesehen von Thanksgiving sind keine Spiele unter der Woche möglich. Das erhöhte Verkehrsaufkommen würde die kleine Stadt in Nordkalifornien ins Chaos stürzen, so die Begründung. Nicht neu aber größer sind in dieser Saison die Torstangen. Sie wurden von 30 auf 35 Fuß erhöht.

 Wer verärgert die Traditionalisten?

Die Chicago Bears. Zeit ihres Bestehens waren die Bears für ihre kompromisslose Verteidigung und ihr hervorragendes Laufspiel bekannt. Football der alten Schule eben. Seit der vergangenen Saison erkennen vor allem die alten Fans ihr Team nicht wieder. Trainer Marc Trestman brach mit der Tradition und half dem Team seine Offensivphilosophie über. Seit Trestman da ist, sind Bears-Spiele nun zum Spektakel verkommen, schimpfen die Traditionalisten. Punkte satt, wer will das schon? Zumal die Play-offs verpasst wurden. 2013 belegten die Bears in vielen relevanten Defensiv-Kategorien den letzten Platz. Daran wird sich in der kommenden Saison vermutlich wenig ändern.

 Wo gibt es ein freudiges Wiedersehen?

In Detroit. Dort gehört Ezekiel Ansah, genannt „Ziggy“ zu den talentiertesten Verteidigern. Ansah ist in dieses Football-Ding so reingerutscht, eigentlich kam er aus Ghana in die USA, um Basketball-Profi zu werden. Dafür reichten seine Fähigkeiten nicht, stattdessen rieten ihm die Trainer, es wegen seiner Größe und Schnelligkeit mal mit Football zu versuchen. Ansah hatte noch nie von diesem ihm sonderbar erscheinenden Sport gehört, zuerst konnte er sich nicht einmal richtig die Ausrüstung anziehen. Auf dem College in Utah half ihm ein Spieler Namens Kyle van Noy dabei, Football zu lernen und zu verstehen. Die beiden wurden enge Freunde. Ansah war ein Jahr früher mit dem College fertig und ging nach die Detroit. Nun holten die Lions auch van Noy. Falls Ansah doch noch mal vergessen sollte, wie er seine Schulter-Pads anzulegen hat. 

 Wer kassiert ab?

J.J. Watt ist seit wenigen Tagen der teuerste Verteidiger aller Zeiten in der NFL. Der Defensive End verlängerte seinen Vertrag bei dem Houston Texans um sechs Jahre. Sein Salär: 100 Millionen Dollar. Cincinnatis Quarterback Andy Dalton erwischte es noch besser: Er könnte in den kommenden sechs Jahren mit erfolgsabhängigen Prämien 115 Millionen Dollar verdienen.

 Auf welche Stars müssen die Fans verzichten?

Josh Gordon von den Cleveland Browns wird die komplette Saison 2014 verpassen. Die NFL sperrte den Receiver wegen Verstöße gegen das Drogenmissbrauchs-Gesetz. Aldon Smith von den San Francisco 49ers muss neun Spiele wegen Alkohlmissbrauchs zusehen. Sein Teamkollege NaVorro Bowman fehlt mindestens die Hälfte der Saison wegen eines Kreuzbandrisses. Der Ausfall der beiden Star-Verteidiger trifft die 49ers schwer, San Francisco zählt in diesem Jahr nicht zum engeren Favoritenkreis. Zumindest die ersten vier Spiele wird Wes Welker zusehen müssen. Auch Denvers Receiver wurde die Einnahme verbotener Substanzen nachgewiesen.

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