Heute Hertha-Trainer, damals Siegtorschütze: Als Pal Dardai gegen den FC Bayern zum Helden wurde
Wie schlägt man die übermächtigen Bayern? Herthas heutiger Trainer Pal Dardai erinnerte sich vor einem Jahr bei uns an sein Siegtor gegen die Münchner im Dezember 2001.
Häppchen? Natürlich gab es auch Häppchen, so wie immer eigentlich. Dazu wurden üblicherweise ein paar Muntermacher gereicht, Sektchen hier, Bierchen da. Ach, du auch hier? Prösterchen. Eine Sache war dann aber doch ganz anders an diesem 2. Dezember 2001 im Berliner Olympiastadion. „Als ich nach dem Spiel den Vip-Raum betreten habe, konnte ich gar nicht glauben, was sich da gerade abspielt“, sagt Pal Dardai im Rückblick. „Die Menschen sind aufgestanden und haben mir applaudiert“, ergänzt der Ungar, „das war total neu für mich, es war mir fast schon ein bisschen peinlich.“ Musste es aber gar nicht.
Pal Dardai, seinerzeit 25 Jahre jung und zuvor sogar umworben vom FC Bayern München, hatte im wegen Bauarbeiten mit 52.000 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion kurz vor Schluss den 2:1-Siegtreffer gegen den deutschen Rekordmeister erzielt. Nach dem bis heute vorletzten Sieg der Berliner gegen die Bayern reifte bei Dardai alsbald die Erkenntnis, „dass man sich in solchen Spielen verewigen kann bei seinem Klub.“ Dardai erledigte das damals in der 84. Minute, mit einem Schuss unter die Latte. „Es war ein überragender Bewegungsablauf für einen Sechser“, berichtet er lachend, „heute kann ich das ja sagen.“
Sieben Jahre später, am 14. Februar 2009, tat es ihm Andrej Woronin gleich: Beim letzten Hertha-Sieg über die Bayern (2:1) schoss der Ukrainer seinen Klub mit zwei Toren an die Tabellenspitze. Später wurde zwar der VfL Wolfsburg Meister und Hertha BSC verpasste mit Rang vier bekanntlich sogar noch die Teilnahme an der Champions League. „Aber an solche Spiele wird man sich trotzdem immer erinnern“, sagt Dardai, „das sieht man ja schon daran, dass ich zu einem Spiel vor 13 Jahren befragt werde.“
"Wenn die Bayern ihre Normalform abrufen, ist man als Gegner chancenlos"
„Wenn die Bayern einen guten Tag haben und ihre Normalform abrufen, ist man als Gegner so gut wie chancenlos, dafür ist der Kader einfach viel zu stark“, sagt auch Dardai, der mittlerweile Cheftrainer bei Hertha ist. „Aber das ist eben nicht automatisch so“, ergänzt der 39-Jährige, „das Wunderbare am Fußball besteht ja darin, dass das Spiel unberechenbar ist.“
Zum Beleg seiner These führt Dardai die Begegnung aus dem Jahr 2001 an. „Die Bayern hatten auch damals eine richtig große Mannschaft“, sagt der ehemalige Mittelfeldspieler. Wenige Monate zuvor hatten sie gegen den FC Valencia zum ersten Mal in ihrer Geschichte die Champions League gewonnen, nach Berlin kamen die Münchner als frisch gekürter Weltpokalsieger. Oliver Kahn, Thomas Linke, Jens Jeremies, Stefan Effenberg, Giovane Elber – so sah für gewöhnlich die Achse des Teams von Trainer Ottmar Hitzfeld aus.
Zur Verteidigung der Münchner ist allerdings einzubringen, dass sie beim Bundesligaspiel in Berlin wegen der Weltpokal-Reise nicht ihre beste Formation aufs Feld schicken konnten: Für Kahn stand Stefan Wessels im Tor, für Effenberg spielte Thorsten Fink, zudem fehlten neben Jeremies auch Hasan Salihamidzic und Roque Santa Cruz verletzt. „Rein fußballerisch waren wir trotzdem unterlegen“, sagt Dardai, „aber wir haben das eingebracht, was man immer einbringen kann: Wille, Laufbereitschaft, Teamgeist. Das war damals die Grundlage.“ Und wurde auch vom Publikum honoriert.
Nach der Gäste-Führung durch den gebürtigen Berliner Niko Kovac kurz nach der Pause drehten Hertha BSC das Spiel doch noch. Zunächst traf Andreas Neuendorf zum 1:1-Ausgleich, sechs Minuten vor dem Abpfiff verewigte sich schließlich Dardai.
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