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Schön ranklotzen, Jungs. Im Trainingslager in Bad Saarow hüpfen sich Lustenberger, Allagui und Co. in Form
© imago/Matthias Koch

Hertha im Trainingslager: Allagui und Schieber genießen die Eistonne

Die Rückkehrer Sami Allagui und Julian Schieber bieten Hertha mehr Optionen. Beide haben harte Zeiten hinter sich, und geben jetzt ein motiviertes Comeback.

Wer noch gar keine Vorstellung hat, wie ein Trainingslager von Hertha BSC so läuft und worauf es ankommt, dem genügt diese eine Szene. Es ist Dienstagmorgen, kurz vor zehn, als die wichtigste Zutat dieser Woche in Massen Richtung Trainingsplatz geschleppt wird, den normalerweise der Kreisklasse-Vertreter Eintracht Reichenwalde für seine Zwecke nutzt: Wasser, und zwar in gefrorener Form. Die beiden zusätzlichen Eistonnen, die Pal Dardai, der Trainer des Fußball-Bundesligisten, angefordert hat, sollten im Sinne der Abkühlung schließlich auch ordnungsgemäß gefüllt sein. Zum Zeitpunkt der Lieferung ist der Mannschaftsbus der Berliner zwar noch nicht vorgefahren. Aber die Spieler wissen auch so genau, was ihnen in den nächsten Tagen blüht. Kondition bolzen, Kondition bolzen und – nicht zu vergessen: Kondition bolzen natürlich.

Sami Allagui hat Spaß bei der Vorbereitung

Gemessen an der Ankündigung von Coach Dardai („Alle sollen einen Geschmack davon kriegen, was harte Arbeit und Profifußball bedeuten!“) haben Herthas Profis am Dienstag erstaunlich viel mit dem Ball gearbeitet, zumindest in der Einheit am Vormittag. „Das hat Spaß gemacht, obwohl die Vorbereitung normalerweise kein Spaß ist“, sagt Sami Allagui. Eineinhalb Stunden nach dem ersten Training sitzt der Angreifer im Mannschaftshotel, er ist gut drauf, gesprächig und richtet den Blick irgendwann auf den Scharmützelsee, bevor er einen Satz sagt, den Fußballer gern sagen – weil ihn ihr Arbeitgeber eben gern hört. „Ich persönlich freue mich auf die Vorbereitung, da legt man den Grundstein für das, was noch kommt – und das tut mir richtig gut.“

Herthas Sami Allagui und Julian Schieber sind inzwischen wieder zurück im Training und zurück im Spiel.
Herthas Sami Allagui und Julian Schieber sind inzwischen wieder zurück im Training und zurück im Spiel.
© imago/nph

So abgedroschen das auch klingen mag, angesichts seiner Vorgeschichte muss man es Sami Allagui schon glauben. Zu Beginn der letzten Spielzeit hat sich der Tunesier eine schwere Knieverletzung zugezogen, die ihn fast die ganze Saison außer Kraft setzte. „Zehn Jahre lang hatte ich Glück“, sagt der 30-Jährige rückblickend, „dann hat es einmal richtig geknallt.“ Und dann war auch erst mal Schluss mit Fußball. Stattdessen: OP, Reha, Physiotherapie, das ganze Programm. Ein ähnliches Schicksal ereilte auch einen weiteren Stürmer aus Herthas Kader, nämlich Julian Schieber. „Wir haben uns in dieser Zeit oft ausgetauscht“, sagt Allagui, es waren Dialoge unter Leidensgenossen.

Schieber und Allagui - gefühlt sind sie Neuzugänge

Mittlerweile ist auch Schieber wieder zurück im Spiel und im Training, und weil Hertha bis zum heutigen Tag als einziger Bundesligist noch keinen Spieler verpflichtet hat, kommt Allagui und seinem Sturmkollegen zumindest für den Moment die Rolle der gefühlten Neuzugänge zu. Für Trainer Pal Dardai ergeben sich jedenfalls ganz andere Möglichkeiten angesichts der neuen Vielfalt im Sturm.

In Vedad Ibisevic, Salomon Kalou sowie eben Schieber und Allagui stehen dem Ungarn nun sogar vier Stürmer zur Verfügung, die sich um maximal zwei Planstellen streiten werden. Gut möglich also, dass sich Allagui und/oder einer seiner Kollegen in der Vorbereitung noch mal einer kleinen taktischen Umschulung unterziehen muss, weg vom reinen Stoß- respektive Strafraumstürmer hin zum Flügelstürmer, den Allagui in seiner Zeit in Mainz und bei Hertha ja bereits mehrfach gegeben hat.

Der Interpretation mit den gefühlten Zugängen widerspricht Allagui übrigens entschieden. Obwohl er zwischenzeitlich noch einmal an den FSV Mainz ausgeliehen war. Obwohl er nach seiner Verletzung seit über einem Jahr kein Pflichtspiel im Hertha-Trikot bestritten hat. „Auch wenn ich nicht gespielt habe, war ich immer präsent, habe sehr viel geackert“, sagt der Stürmer. Und: „Alle im Verein haben mir das Gefühl gegeben, dass ich ein wichtiger Teil der Mannschaft bin.“

In jedem Fall werden sie bei Hertha auf die Erfahrungswerte von Allagui zurückgreifen können – weil er der Einzige im Kader ist, der bereits Berührungspunkte mit der Qualifikationsphase zur Europa League hatte, die für Hertha am 28. Juli beginnt. Seinerzeit scheiterten Allagui und Mainz am rumänischen Vertreter Gaz Metan Medias. „So etwas wollen wir natürlich verhindern“, sagt Allagui. „Wir wollen uns qualifizieren und möglichst viele Spiele in dieser Saison machen.“ Das würde auch Sami Allaguis Chancen auf regelmäßige Einsatzzeiten steigern.

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