WM 2014 - Argentiniens Trainer: Alejandro Sabella - träge, aber oho!
Argentiniens Nationaltrainer Alejandro Sabella setzt bei der Fußball-WM auf die Taktik der Zurückhaltung. "Auch der Coach kann mal einen schlechten Tag haben", sagt er. So hat er es mit seinem Team bis ins Finale geschafft.
Joachim Löws Gegenspieler im Finale der Fußball-WM ist auch ein Masterplaner. Wie Löw sammelte Alejandro Sabella als Assistenz-Coach bei einer WM schon seine Erfahrungen – und kann Argentinien am Sonntag in Rio de Janeiro nun zum dritten WM-Titel führen. Warum Mitfavorit Argentinien nur so verhalten und pragmatisch-ökonomisch in die WM gestartet war, erklärt sich auch aus einer Lehre, die Sabella aus dem Viertelfinal-Aus 1998 in Frankreich als Co-Trainer von Daniel Passarella zog. „In bestimmten Turniersituationen würde ich mehr darauf achten, dass wir besser mit unseren Energien haushalten“, sagte Sabella noch vor der WM in einem Fifa-Interview.
Und bei seiner ersten Pressekonferenz in Brasilien machte der 59-Jährige deutlich, dass alle Strategien, alle Planungen letztlich auf sieben Spiele, sprich das Erreichen dieses Finales ausgelegt sind.
Sabella wies vor rund vier Wochen schon darauf hin, welche körperliche Belastung die Mittagsspiele bei dieser WM bedeuten würden – Argentinien hatte vier davon. Außerdem thematisierte er die Reisestrapazen und sagte, dass manche Teams womöglich schon zu Beginn zu viele Kräfte lassen würden. Alles sachlich, alles durchdacht.
Überhaupt war Sabella, ein eher ruhiger Trainer mit subtilem Witz und einfallsreichen Lobeshymnen für seinen Superstar Lionel Messi („Wasser in der Wüste“) seit dem Einzug ins WM-Quartier Cidade do Galo beeindruckend gefestigt und gelassen. Dass er als Spieler, der es auf vier Länderspiele brachte, den Spitznamen „Pachorra“ bekam, was so viel wie Trägheit oder Phlegma bedeutet, sagt manches aus.
Auch nach Kritik von Lionel Messi bewahrte Alejandro Sabella stets Ruhe und Contenance
Als die Fragen nach Messis Einfluss und dessen öffentlicher Kritik an der defensiven 5-3-2-Formation in der ersten Halbzeit beim wenig erbaulichen Auftaktmatch gegen Bosnien-Herzegowina (2:1) nicht enden wollten, bewahrte Sabella stets Ruhe und Contenance. Er selbst schickte Messi sogar höchstpersönlich zur Pressekonferenz am Tag nach dem ersten Gruppenspiel. Und der Kapitän der „Albiceleste“ bekräftigte dort seine kritische Einschätzung.
„Meine Spieler dürfen frei reden, was sie wollen. Ich sagen ihnen doch nicht, was sie bei einer Pressekonferenz sagen sollen“, betonte Sabella danach. Sabella sei bei den Spielern „für seine offene Art und seine Zugänglichkeit beliebt“, schreibt die Fifa. „Wir wissen, dass der Trainerstab sehr offen für alle Meinungen ist“, sagt Abwehrspieler José Basanta. Sabella bevorzugt den offenen Dialog, die Entscheidungen trifft letztlich er. Der Fußball-Lehrer mit dem schütteren Haar hält sich für alles andere als unfehlbar. „Auch der Coach kann mal einen schlechten Tag haben.“ (Tsp/dpa)