Basketball-Euroleague: Alba gelingt überraschender 80:70-Sieg über Barcelona
Der Start misslang gründlich, doch dann fand Alba Berlin gegen den Favoriten aus Barcelona zu einer überragenden Defensivleistung. Die Spanier, eines der besten Teams in Europa, kassierten eine seltene Niederlage.
Die Arena am Ostbahnhof ist gerade zur beliebtesten Basketball-Halle in der Euroleague gewählt worden. Das könnte sich bald ändern, zumindest bei den europäischen Spitzenteams. Alba Berlin gelang am Freitagabend eine kleine Sensation. Gegen den FC Barcelona gab es einen überraschenden 80:70 (39:40)-Sieg vor 9.379 Zuschauern. Dank einer überragenden Defensivleistung in der zweiten Hälfte gewannen die Berliner ihr Auftaktspiel in die Top-16-Phase.
Bei einer starken Mannschaftsleistung glänzten Reggie Rediding, Leon Radosevic und Jamel McLean mit je 16 Punkten. „Ein super Auftakt, wir haben unseren Underdog-Status ein bisschen verloren“, sagte Albas Niels Giffey. Dabei steht der FC Barcelona in seinem Basketball-Ruhm der Fußballabteilung wenig nach, der 18-fache spanische Meister stand 14 Mal seit 1988 im Final Four, so oft wie kein anderer Klub in Europa. Man könnte sagen, dass die Spanier wieder als einer der Favoriten auf den Titel gelten, doch das ist nicht etwa eine schwierige Aussage, weil sich Katalanen oft nicht als Spanier verstehen, sondern weil kein einziger Spanier im internationalen Kader der Gäste stand. Barcelona schmückt sich eher mit menschlichen Türmen, die aus dem Ausland importiert werden. Der Kroate Ante Tomic mit 2,17 Metern Körpergröße, der Pole Maciej Lampe mit 2,11 Metern und der Deutsche Tibor Pleiß mit 2,15 Metern bilden schon beeindruckende Barrieren vor dem Korb.
Fehlstart und schneller Rückstand für Alba
Vielleicht wirkten die Berliner deshalb ein wenig zu angespannt und gehemmt in den Anfangsminuten. Der nach einem Virus wieder genesene Jamel McLean wirkte einmal regelrecht erschrocken als er im Schatten der Riesen angespielt wurde. Die Berliner versuchten die Wurfwinkel anzupassen, doch verfehlten zunächst den Korb damit. Die ersten zehn Punkte der Partie erzielten die Gäste. Die Berliner wirkten weiter verunsichert, auch von kleinen Remplern und Tricks der Katalanen, die die Schiedsrichter oft jedoch nicht ahndeten. Wenn Barcelonas große Spieler im Griff waren, dann übernahm eben der brasilianische Spielmacher Marcelinho Huertas das Punkten.
Beim 5:19 lag Alba schon im ersten Viertel mit 14 Zählern zurück. „Es ist noch so lange zu spielen“, munterte der Hallensprecher das Publikum auf. Es wirkte, bei Fans und Spielern. Die Berliner agierten aggressiver in der Defensive, attackierten früher und halbierten den Rückstand bis zum Viertelende auf 16:23. Den Berlinern schien nun ein entscheidender Vorteil aufzufallen: Sie waren schneller und wendiger als die Gegner. Immer wieder fanden sie Lücken, zum Korb zu ziehen, abzuschließen oder noch einmal klug zu passen. Zudem machten es die Reservisten teilweise besser als die Starter. Marko Banic hatte Starcenter Tomic halbwegs im Griff, Alex Renfroe glich mit einem Dreipunktspiel zum 31:31 aus. Albas zweiter Center Leon Radosevic zeigte offensiv ein gutes Arsenal an Finten und Würfen, brachte Alba 33:31 in Führung. Dennoch ging Barcelona auch wegen einiger fragwürdiger Pfiffe der Referees wieder in Führung.
Meisterleistung der Defensive
„Wir sind ganz dicht dran“, munterte der Hallensprecher wieder auf. Nach dem Seitenwechsel waren die Berliner noch näher dran: Nur acht Punkte erlaubten sie einem der besten Ensembles Europas im ganzen dritten Viertel. Eine defensive Meisterleistung, mit einer Mischung aus Einsatz, Cleverness und Herz. Gegen Ende des Viertels hatte Alba auch offensiv einen Lauf und führte plötzlich mit 13 Punkten gegen den Favoriten, 61:48.
Die Führung baute Alba sogar noch auf 16 Zähler aus im Schlussviertel gegen die Spanier, die bisher erst eines von zehn Euroleague-Spielen verloren hatten und das nach Verlängerung. Beliebter macht das die Arena am Ostbahnhof nur beim eigenen, den Sensationssieg stehend feiernden Anhang, der dazu über die Gäste „Ihr seid nur ein Fußballverein!“ spottete.
Dominik Bardow