Mehrwert Eurocup: Alba Berlin: Jugend übt für Europa
Tim Schneider, Bennet Hundt oder Jonas Mattiseck - Alba kann mit seinen Talenten finanzielle Rückstände zu anderen Klubs ein wenig kompensieren.
Rein stimmungstechnisch hätte Alba Berlin wirklich ein besseres Ende im Eurocup verdient gehabt. Sage und schreibe 377 Zuschauer hatten sich am Dienstagabend in der Istanbuler Arena verloren, um das Spiel zwischen Galatasaray Istanbul und Alba zu verfolgen. Die Konstellation dieses Spiels war auch nicht besonders attraktiv: Beide Mannschaften konnten sich nicht mehr für die nächste Runde des europäischen Wettbewerbes qualifizieren, es war eine bedeutungslose Begegnung.
Im Nachhinein muss man aber sagen, dass die vielen Zuschauer, die dem Spiel fern blieben, einiges verpasst haben und jeder einzelne der 377 Zuschauer auf seine Kosten gekommen ist. Die beiden Teams kämpften sich in einem Spiel, das ihnen hätte völlig gleichgültig sein können, in die Verlängerung und am Ende setzten sich die Berliner mit viel Leidenschaft 97:92 durch.
Es war ein gelungener Schlusspunkt für Alba in einem Wettbewerb, in dem Alba eine gute Figur abgab, der aber auch deutlich machte, dass er in der Spitze noch eine Nummer zu groß ist für die Berliner. „Wir haben unser Ziel mit dem Erreichen der Top 16 erfüllt“, sagt Albas Manager Marco Baldi. „Aber klar ist auch, dass es ab den besten 16 eng für uns wird. Da merkt man dann schon den Budget-Unterschied.“
In Tim Schneider, Bennet Hundt oder Jonas Mattiseck hat Alba große Talente
Baldi meint damit Klubs wie Krasnodar aus Russland oder den Istanbuler Verein Darüssafaka, deren finanzielle Mittel um ein Vielfaches über denen der Berliner liegen. Der 55-Jährige versucht sich seit Jahren an der kniffligen Aufgabe, national und mit Abstrichen international vorne mit dabei zu sein, obwohl der Etat das im Grunde nicht hergibt.
Das enthusiastische Berliner Publikum und eine kluge Kaderplanung können finanzielle Rückstände zu den großen Klubs ein klein wenig kompensieren, wettmachen aber können sie dies nicht. Vor allem dann, das zeigten die Niederlagen eben gegen Krasnodar oder Darüssafaka, wenn nicht alle Spieler fit sind. Wichtige Kräfte wie Niels Giffey, Spencer Butterfield oder Peyton Siva fielen bei den Berlinern in dieser Spielzeit schon über mehrere Wochen aus. Dabei sind verletzte Spieler anhand der inzwischen eminent hohen Beanspruchung im europäischen Basketball durchaus einkalkuliert.
„Natürlich haben Klubs wie Darüssafaka oder auch Bayern eine viel größere Tiefe im Kader“, sagt Baldi. „Da können wir nicht mithalten.“ Sein Plan: „Wir müssen unsere jungen Spieler so hinbekommen, dass wir selbst Kadertiefe schaffen.“
Die Voraussetzungen dafür könnten besser kaum sein. In Tim Schneider, Bennet Hundt oder Jonas Mattiseck hat Alba große Talente im Kader, die obendrein allesamt waschechte Berliner sind. „Aus lokalpatriotischer Sicht ist das natürlich eine tolle Sache“, sagt Baldi. „Wann hat man denn das mal, dass im Profisport so viele aus der eigenen Stadt kommen?“ Hinzu kommt, dass die jungen Berliner in Aito Garcia Reneses von einem Mann trainiert werden, der Legendenstatus im europäischen Basketball hat, gerade weil er so ein gutes Auge für Talente hat.
So dürfte der eigentliche Mehrwert des Eurocups für Alba in dieses Saison darin gelegen haben, dass die jungen Spieler Erfahrungen gesammelt haben gegen starke europäische Teams. „Das kann uns für die Zukunft sehr helfen“, sagt Baldi. „Wir können so mit unseren Jungs unseren eigenen, unseren Berliner Weg gehen.“
Baldi ist in diesen Wochen ausgesprochen gut gelaunt. „Jeder Sportinteressierte sieht gerne etwas wachsen“, sagt er. Das tut der Manager offenbar auch, vor allem dann, wenn er das in seinem Klub beobachtet.