112:55 gegen Jena: Alba Berlin gewinnt in Karate-Manier
Zum Saisonauftakt lässt Alba den Gästen aus Jena beim 112:55 (22:16, 30:15, 33:9, 27:15) nicht den Hauch einer Chance.
Der Albatros hatte sich zu früh gefreut. Das gefiederte Maskottchen des Berliner Basketball-Bundesligisten stand wie immer bei der Mannschaftsvorstellung im schummrigen Rauch der abgedunkelten Halle und klatschte die Profis von Alba Berlin einen nach dem anderen ab. Als vermeintlich alle durch waren, schaute das Maskottchen in Richtung Spielertunnel und was es dort sah, musste ihm ein bisschen Angst machen. Der verletzte Dennis Clifford, mit 2,13 Meter eine durchaus imposante Gestalt und bei Alba so etwas wie der inoffizielle Spaßbeauftragte, kam angerannt, sprang in Karate-Manier auf den Albatros zu und streckte ihn mit einem Tritt nieder. Mindestens ebenso unsanft wie Clifford bei seinem Einlaufritual gingen dann auch die fitten Berliner Basketballer mit ihren Gegnern um. Im Auftaktspiel der neuen Saison ließ Alba Berlin den Gästen aus Jena am Samstag vor 9113 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof beim 112:55 (22:16, 30:15, 33:9, 27:15) nicht den Hauch einer Chance. „Das Resultat sieht aus wie beim Spiel einer Jugend- gegen eine Bundesligamannschaft“, sagte Jenas Trainer Björn Harmsen.
Sein Berliner Kollege Aito Garcia Reneses hatte sich im Vorfeld sehr über die durch Verletzungen und Länderspieleinsätze erschwerte Vorbereitung beklagt. Mit dem gesamten Kader konnte die spanische Trainerkoryphäe kaum einmal arbeiten und so gab es durchaus einige Fragezeichen, ob Alba an die starke vergangene Saison, die Mitte Juni mit Platz zwei in Meisterschaft und Pokal endete, würde anknüpfen können.
Zwischenzeitlich erzielte Alba 24 Punkte in Folge
In der Startaufstellung standen mit Martin Hermannsson, Rokas Giedraitis und Johannes Thiemann drei Neue und anfangs merkte man durchaus, dass das Zusammenspiel noch nicht so ausgereift war wie gewohnt. Pässe, die sonst mit einem krachenden Dunk vollendet worden wären, landeten am Brett oder im Aus und einige Male ging ein Raunen durch die Halle.
Im ersten Viertel prägte vor allem Thiemann das Geschehen und deutete dabei an, dass er auf der Centerposition ein deutliches Upgrade sein kann. Der deutsche Nationalspieler erzielte insgesamt 18 Punkte und fügte sich mit seiner Athletik gut ein. Dennoch gelang es den Gästen, den Rückstand in den ersten zehn Minuten in Grenzen zu halten. Das änderte sich aber bereits im zweiten Viertel. Alba provozierte nun viele Ballverluste und entdeckte seine Stärke aus der Distanz wieder. Acht Mal warfen die Gastgeber von hinter der Dreierlinie, sechs Versuche fanden den Weg in den Korb. Eine überragende Quote des Teams, das die Dreier schon in der vergangenen Saison am sichersten versenkte.
Dabei war die Bestätigung dieser Stärke keineswegs selbstverständlich gewesen. Mit Spencer Butterfield und Marius Grigonis hat Alba im Sommer zwei absolute Ausnahmekönner in dieser Disziplin verloren. Doch besonders Grigonis‘ litauischer Landsmann Giedraitis ließ erst gar keine Sehnsucht aufkommen. Mit 20 Punkten war er bester Werfer, wobei er alle seine acht Versuche versenkte. „Wir haben schnell gespielt, viele wichtige Würfe getroffen und uns Selbstvertrauen geholt“, sagte Spielmacher Peyton Siva.
Zwischenzeitlich erzielte Alba 24 Punkte in Folge und spätestens zu diesem Zeitpunkt war das beschwingte Gefühl der Vorsaison zurück: Der Gegner wirkte hilflos, während sich Alba in einen Rausch spielte. Aus 20 Punkten Vorsprung wurden 30, dann 40. Eine knappe Minute vor dem Ende entlud sich die Begeisterung der Fans noch einmal. „60 Punkte, 60 Punkte!“, schallte es durch die Halle. Gemeint war der Vorsprung. Am Ende stand der vierthöchste Sieg der Bundesligageschichte zu Buche – und der Albatros hatte sich vom anfänglichen Niederschlag auch wieder erholt.