81:55-Sieg gegen den FC Bayern München: Alba Berlin führt den Titelverteidiger vor
Alba Berlin gewinnt überraschend deutlich das erste Halbfinal-Spiel gegen den FC Bayern München. Neben dem Ergebnis beeindruckte besonders die Art und Weise, wie die Berliner den Titelverteidiger vorführten.
Als noch drei Minuten zu spielen waren, legte Emir Mutapcic den Kopf in den Nacken und gähnte offen. Der Co-Trainer von Bayern München schien nicht mehr wirklich daran zu glauben, dass bei 25 Punkten Rückstand noch etwas ginge bei Alba Berlin. Und tatsächlich gewannen die Berliner Basketballer das überraschend einseitige erste Halbfinale deutlich 81:55 (39:26) vor 10 345 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof. Vielleicht staunte Mutapcic auch nur, wie dominant und erfrischt die Gastgeber auftraten und den Titelverteidiger regelrecht vorführten in den Play-offs der Bundesliga.
„Ich bin selbst überrascht, wie deutlich es war, wir haben einen guten Job gemacht“, sagte Center Jonas Wohlfahrt-Bottermann, „aber es steht nur 1:0, ein zweiter Sieg in München wird uns nicht geschenkt, das wird ein hartes Stück Arbeit.“ Gewinnt Alba auch das zweite Spiel der „Best of Five"-Serie am Donnerstag in München, könnte ein weiterer Sieg am kommenden Sonntag in Berlin schon den Einzug ins Finale bedeuten.
Vor Spielbeginn gab es Pfiffe gegen die meisten der fünf ehemaligen Berliner im Münchner Team, die lautesten gegen Heiko Schaffartzik, Bryce Taylor erhielt dagegen sogar Applaus. Alba wirkte von Beginn an hochmotiviert, sich für die Finalniederlage im Vorjahr zu revanchieren. Früh führte der Gastgeber 6:2, dann glich der Gast kurz aus, bevor Alba sich mit einem 13:1-Lauf zu Beginn des zweiten Viertels absetzte. In der Defensive verteidigten die Berliner aggressiver als die Münchner und in der Offensive fanden sie immer wieder geduldig und kreativ Lücken zwischen den Bayern-Riesen, bei denen fünf Spieler 2,08 Meter überragen.
Alba Berlin wirkte frisch und energiegeladen
Ihre körperliche Unterlegenheit kompensierten die Berliner durch Schnellig- und Wendigkeit. Münchens Center John Bryant kam kaum hinterher und hatte schon nach wenigen Minuten die Hose durchgeschwitzt. Alba wirkte nach einer Woche Spielpause frisch und energiegeladen, vor allem Reggie Redding und Jamel McLean schienen die Erholung gebraucht zu haben. Die zuletzt überspielt wirkenden Topscorer trafen jeweils alle ihre vier Würfe in der ersten Hälfte, waren am Ende mit je 14 Zählern beste Berliner Werfer. McLean glänzte dazu mit einem eleganten Dunkinglauf zum 23:12.
Hin und wieder ging es hitzig zu, Vladimir Stimac trat nach dem am Boden liegenden Marko Banic, der Berliner hielt seinen davonlaufenden Gegenspieler danach wiederum am Bein fest. Ansonsten blieben die Spieler verhältnismäßig fair, auch die Trainer Svetislav Pesic und Sasa Obradovic brüllten weniger als sonst herum. Nihad Djedovic zeigte sich unbeeindruckt von den Pfiffen, der frühere Alba-Spieler führten München mit 13 Punkten an. Doch von der Führung war seine Mannschaft so weit entfernt wie die mitgereisten Bayern-Fans, die hoch oben unter dem Hallendach saßen. Alba reboundete sogar besser als die statistisch reboundstärkste Mannschaft der Liga (36:28 am Ende) und lag zur Halbzeit mit 13 Punkten in Front.
Plötzlich stand es wieder 0:0
Nach dem Seitenwechsel wurde es nicht besser für die Münchner, die Leon Radosevic nach einem Dunking zweimal hart foulten. Nach den Freiwürfen stand es 47:30, Redding baute die Führung kurz darauf auf 19 Zähler aus. Dem Deutschen Meister drohte ein Debakel, doch plötzlich stand es wieder 0:0. Die Anzeigetafel war ausgefallen und zählte unter Gelächter erst wieder langsam den Spielstand hoch. Die Münchner schien der Anblick zu demoralisieren, die Berliner schnappten ihnen reihenweise die Bälle weg und schossen mit Schnellangriffen und klugen Kombinationen eine zwischenzeitliche 26-Punkte-Führung heraus.
Im Schlussviertel war das Spiel damit schon fast entschieden, näher als auf 20 Zähler kam Bayern nicht mehr heran, nach einem Dreier von Alex King waren waren es sogar 27 Punkte Vorsprung, kurz vor Ende sogar 28 Zähler. Die Münchner schienen müde gespielt. Und irgendwann konnte Mutapcic nicht mehr an sich halten.