Basketball-Eurocup: Alba Berlin fliegt ins Finale
Die Berliner Basketballer siegen 87:81 in Andorra und schaffen es nach 2010 zum zweiten Mal ins Eurocup-Endspiel - trotz einer hohen Fehlerquote.
Wo die Berge etwas höher sind, ist die Luft bekanntlich dünner. Und weil der Berliner Teufelsberg höchstens als Hügel gelten darf, fragten sich die Spieler von Alba Berlin, ob ihnen im höher gelegenen Andorra wohl die Energie für ein intensives zweites Halbfinalspiel im Eurocup reichen würde. Das kleine Fürstentum, von Frankreich und Spanien umgeben, liegt bekanntlich in den Pyrenäen.
Tatsächlich bekamen die Berliner gegen ihren Gegner Morabanc Andorra La Vella denn auch viele Probleme, weil sie viele Fehler machten und ungewohnte Schwächen zeigten. Vor knapp 5000 Zuschauern reichte es trotzdem zu einem 87:81-Sieg (25:23, 26:19, 22:20, 14:19) – und damit zum zweiten Finaleinzug im Eurocup nach 2010. Im Endspiel wartet nun Valencia Basket auf die Berliner.
Die kleine Halle war trotz dieses Basketballfeiertages nicht ausverkauft; zeitgleich fand noch das EM-Qualifikationsspiel zwischen Andorras Fußballern und jenen aus Island statt. Die, die in die Basketballhalle gekommen waren, veranstalteten trotzdem einen ordentlichen Krach und sangen begeistert die Hymne vor Spielbeginn mit, gespielt auf einer rockig anmutenden Gitarre.
Tempobasketball war angesagt
Auch im Spiel der beiden Teams steckte anfangs viel Musik drin, und rockig war es obendrein. Tempobasketball war angesagt, eine Variante mit schnellen Pässen und schnellen Abschlüssen, die Alba eigentlich liegt. Aber wie dem Heimteam war auch den Berlinern die Nervosität anzumerken, sie wirkten etwas überspielt, überdreht fast schon. Und so streuten sich hüben wie drüben Ballverluste ein – nach zwei Vierteln sollten es 27 sein. Sie prägten das Duell in der Anfangsphase und auch noch darüber hinaus. 30 Fouls, die die manchmal etwas kleinlich pfeifenden Referees gaben, trugen ebenfalls nicht zu einer schönen Spielkultur bei.
Aber darum ging es an diesem heißen Europapokal-Abend ja nicht. Es ging schlicht darum, etwas Historisches zu schaffen. Die Chance dazu hatten Albas Spieler im ersten Spiel in Berlin gelegt. Wo die Luft weniger dünn ist und die Atmosphäre für Basketballspieler in den Vereinsfarben blau und gelb freundlicher. 102:97 war dieser Vergleich in Spiel eins ausgegangen, ein knappes Ergebnis. Nach einem solchen sah es in Andorra nach drei Vierteln überraschenderweise nicht aus. In den wichtigen Phasen waren die Berliner nämlich präsent. Luke Sikma und Peyton Siva führten gekonnt Regie und trafen auch aus schwierigsten Situationen, Siva sogar einen Dreier aus großer Distanz mit der Schlusssirene im zweiten Viertel. Aktionen wie diese gaben den Berlinern das Selbstvertrauen zurück, während dem Heimteam zwischenzeitlich erschreckend wenig gelang. Vor dem Schlussviertel hatte Alba sich jedenfalls eine 73:62-Führung erarbeitet, die zu Beginn des Schlussviertels auf 81:63 anwuchs. Ein komfortables Polster, dachten Albas Spieler wohl - und machten es nochmal unnötig spannend.
Denn plötzlich klappte bei den Gästen gar nichts mehr. Andorra kam Punkt für Punkt heran, während Alba jegliche Energie und Konzentration verloren ging. Die Halle tobte, sie wurde zur Hölle und Alba präsentierte sich in jener entscheidenden Phase wehrlos.
Speziell in den letzten beiden Minuten wurde es äußerst eng, weil die Gastgeber bis auf zwei Punkte herankamen. Rokas Giedraitis war es schließlich, der Alba aus der Hölle befreite. Ihm gelangen vier Punkte in Folge zum 87:81. Das nahm Andorra den Schwung und Alba flog fortan dem Finale entgegen. Die nötige Starthilfe hatte Peyton Siva gegeben, der mit 21 Punkten erfolgreichste Berliner Werfer. (Tsp)