Berlin fehlen Rettungswagen: Alarm bei der Feuerwehr
Die Feuerwehr in Berlin hat immer mehr Rettungseinsätze, Reserven für Großeinsätze sind nicht mehr vorhanden. Dringend werden mehr Rettungswagen benötigt, und auch an Nachwuchskräfte mangelt es.
Der Bevölkerungszuwachs und das steigende Durchschnittsalter haben die Berliner Feuerwehr beim Rettungsdienst an ihre Grenzen gebracht. Ohne zusätzliches Personal und Rettungsmittel kann sie ihre Aufgaben nicht mehr ausreichend bewältigen, sagte Innensenator Frank Henkel (CDU) am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Reserven für Vorfälle mit großen Schäden seien nicht mehr vorhanden, ergänzte Landesbranddirektor Wilfried Gräfling.
Schon heute erreicht nur noch knapp jeder zweite Rettungswagen im Innenstadtbereich und jeder vierte in den Außenbezirken den Einsatzort innerhalb der angestrebten acht Minuten. 2013 ist die Zahl der Rettungseinsätze erneut um rund 12 000 auf 304 483 gestiegen.
Gräfling sieht darin auch ein Resultat der Sparmaßnahmen im Gesundheitssystem. Immer häufiger werde ambulant operiert, die Patienten erhielten den Rat, bei Komplikationen nach der Heimkehr die Feuerwehr zu rufen.
Mehr Frauen und mehr Migranten
Um ihre Aufgaben im Rettungsdienst ausreichend erfüllen zu können, benötigt die Feuerwehr laut Gräfling je nach Tageszeit bis zu 35 zusätzliche Rettungswagen. Mit den im Doppelhaushalt 2014/15 bewilligten 80 Zusatzstellen lassen sich aber nur sieben Wagen ganztägig oder 14 halbtags besetzen. Immerhin sollen die bisherigen Rettungssanitäter durch den neuen Ausbildungsgang des Notfallsanitäters besser qualifiziert werden und am Einsatzort auch Aufgaben übernehmen, die bisher dem Notarzt vorbehalten waren. Dadurch entstehen in den kommenden Jahren Mehrkosten von 35 Millionen Euro.
Um auch für weibliche Bewerber attraktiver zu werden, wird eine Aufteilung von Rettungsdienst und Brandbekämpfung in separate Bereiche erwogen. Verstärkt bemüht man sich um Kandidaten mit Migrationshintergrund. „Das Ansehen des Feuerwehrberufes ist in bestimmten ethnischen Gruppen sehr niedrig“, hat Gräfling festgestellt. So wirbt man jetzt in Kreuzberg gezielt um Nachwuchs.
Im nächsten Doppelhaushalt sei die Bewilligung weiterer Stellen nötig, sagte Henkel. Benedikt Lux (Grüne) warf ihm vor, die „desolate Lage“ der Feuerwehr zu „bagatellisieren“. Es gelte jetzt zu prüfen, ob andere Hilfsdienste und Privatfirmen in den Rettungsdienst einbezogen werden sollten.
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