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Berlins Trainer Aito Garcia Reneses setzt auf Talente - auch in heiklen Spielphasen.
© dpa

Alba Berlin: Aito Garcia Reneses: Der Bessermacher

Albas Trainer Reneses setzt auf die eigenen Talente, wenn das Spiel zu kippen droht. Dass kann wie gegen Bayern nach hinten losgehen, tut es aber meist nicht.

Das Spiel war eine Stunde vorbei, die Basketballer von Alba Berlin hatten gegen den FC Bayern München in der eigenen Halle mit 70:80 (45:43) verloren und damit auch die Tabellenführung an jene Bayern abgegeben. Da kam im VIP-Bereich der Arena am Ostbahnhof Albas Center Dennis Clifford durch die Tür. Der US-Amerikaner hatte gegen die Bayern sein bislang schlechtestes Spiel im Trikot von Alba gemacht. Clifford ist mit seinen 2,15 Metern eine imposante Erscheinung, nicht furchterregend, aber man möchte ihn nicht zornig erleben.

Für Frust und Zorn hätte es nach diesem Spiel am Sonntag einigen Grund gegeben. Doch Clifford lief schnurstracks auf eine treue Anhängerin zu, umarmte sie und lachte. Clifford und Alba – das war eine wesentliche Erkenntnis nach der Begegnung gegen Bayern München – sind ziemlich gut in der Niederlage, selbst wenn es eine schwere ist.

Das liegt ohne jeden Zweifel an einem Trainer, den dieser Klub in seiner 27 Jahre alten Geschichte noch nicht gesehen hat. Der Spanier Aito Garcia Reneses sagt nach jedem Spiel und sagte daher auch am Sonntag: „Es geht nicht um Sieg oder Niederlage. Es geht darum, dass die Spieler dazulernen.“ Derlei Sätze hören sich gut an und werden von vielen Trainern gesprochen. Das Besondere an dem 70 Jahren alten Reneses ist, dass er diese sympathische Auffassung, die sich im Grunde nicht mit dem schnelllebigen Spitzensport vereinbaren lässt, knallhart durchzieht.

Reneses steht über Dingen wie Sieg oder Niederlage

Am Sonntag etwa befanden sich die Berliner im dritten Viertel in einer heiklen Phase, der Gegner wurde immer stärker. Albas großes Talent Tim Schneider stand auf dem Parkett. Und dem 20-Jährigen wollte nichts gelingen. Seine Pässe kamen nicht an, in der Defensive war er überfordert. Und was machte Reneses? Er ließ Schneider weiterspielen, weiter schlecht aussehen, weil: Tim Schneider muss lernen, muss besser werden.

Alba verlor das dritte Viertel und konnte die Begegnung am Ende nicht mehr drehen. „Ich bin sehr zufrieden mit unseren jungen Spielern, weil sie das Maximum geben“, sagte Reneses später.

Der Spanier hat in seiner Profession als aktiver Basketballer und Basketballtrainer schon so viel erlebt und gewonnen, dass er ein wenig über den Dingen steht, auch über Sieg oder Niederlage. Und vermutlich liegt genau darin die Basis für die bislang erfolgreiche Spielzeit der Berliner. Sie müssen nicht gewinnen, dürfen das aber gerne – was sie dann auch häufig tun. Reneses scheint selbst Albas extrem ehrgeizigen Manager Marco Baldi mit seiner Art angesteckt zu haben.

„Wir wollen uns entwickeln“, sagte Baldi nach der Niederlage gegen die Bayern. „Zuletzt hat bei uns die Sonne geschienen. Jetzt regnet es halt mal ein bisschen.“ Doch dann klang wieder ein wenig der alte Baldi durch. Angesprochen auf das kommende Eurocupspiel am Mittwoch in Bilbao (20.30 Uhr), sagte er: „Die dürften uns besser liegen als Bayern.“

Eine klitzekleine Forderung an das Team war da schon in der Art herauszulesen, dass Albas Spieler auch gegen Bilbao gerne weiter lernen dürfen, aber dieses Mal dürfen sie auch sehr, sehr gerne wieder gewinnen.

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