Trainingslager im türkischen Belek: Abkehr vom Paradies
Nach den politischen Turbulenzen in der Türkei verzichten nicht nur viele Bundesligisten auf ein Trainingslager in Belek. Auch Hertha BSC fliegt definitiv nicht in das kleine Örtchen.
Das Trainingslager-Paradies in Belek hat ausgedient – und kann selbst noch nicht einmal etwas dafür. Nach den politischen Turbulenzen und mehreren Anschlägen in der Türkei geht der Trend bei vielen deutschen Klubs aus der Fußball-Bundesliga in diesem Winter dahin, die teils schon traditionellen Reisen an die türkische Riviera bleiben zu lassen. „Es ist selbstredend, dass die Türkei ausfällt“, erklärte Darmstadts Sportchef Holger Fach. Stattdessen geht es für seinen Verein Anfang Januar nach Alicante in Spanien.
Die Darmstädter stehen mit diesem Entschluss nicht allein da. Noch im Vorjahr gastierten sieben Bundesligisten sowie diverse Zweit- und Drittligisten in einem der zahlreichen Luxushotels im Örtchen Belek oder der näheren Umgebung. Die Gegebenheiten mit kurzen Wegen, vielen Fußballplätzen, guten Wetterbedingungen und günstigen Preisen gelten als ideal. Um das kleine Örtchen mit nur wenigen tausend Einwohnern sind riesige Hotelkomplexe entstanden. Nicht nur deutsche Fußballklubs haben diese Vorteile zu schätzen gelernt: Insgesamt kamen bisher bis zu 700 Teams jährlich nach Belek.
Auch Hertha BSC fliegt definitiv nicht in die Türkei
Doch nun kehren die Stammgäste ihrer Winterherberge gleich reihenweise den Rücken. Darunter ist auch Hertha BSC. Fünf Jahre in Folge hielten die Berliner ihr Wintertrainingslager in Belek ab, diesmal wird der Tabellenzweite definitiv nicht in die Türkei fliegen. Die Entscheidung über eine Alternative soll in den nächsten Tagen fallen. Auch der Hamburger SV, Hannover 96 und der Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart haben eine erneute Reise nach Belek bereits öffentlich ausgeschlossen. Bei Borussia Mönchengladbach deutet ebenfalls vieles auf einen Verzicht hin, nachdem die Entscheidung ursprünglich schon im September hätte fallen sollen, bis jetzt aber auf sich warten lässt.
Angesprochen auf die Gründe, weichen die meisten Vereine aus oder geben keine Stellungnahme ab. „Schlechte Trainingsbedingungen haben wir in der Türkei nie vorgefunden“, hieß es von Zweitligist VfL Bochum auf die Frage, ob der Ortswechsel mit dem Putschversuch und der aktuellen politischen Lage in der Türkei zu tun habe.
In den vergangenen Jahren wurde Belek im Januar für deutsche Klubs nicht nur zum Zentrum harter Trainingsarbeit, sondern auch zum Treffpunkt für Testspiele und Spieler-Verhandlungen. „So optimal wie in der Türkei wird es nicht mehr sein, weil es in Europa keinen Ort mehr gibt, wo 50 Mannschaften sind, wo man immer spielen kann, wo man mit dem einen oder anderen Spieler, an dem man Interesse hat, reden kann“, erklärte Holger Fach.
Nach den Turbulenzen in diesem Sommer gehen die Vereine allerdings Kompromisse zugunsten der Sicherheit ein. „Das ist eben der Preis aufgrund der politischen Situation“, sagte Fach. Wie sich die Situation in und um Belek künftig entwickelt, bleibt abzuwarten. „Ich hoffe und glaube, dass sich das für die nächste Saison wieder normalisiert“, sagt der ehemalige Nationalspieler Dieter Burdenski, der mittlerweile Reisen in die ganze Welt veranstaltet und vermittelt. „Aber wenn der Terror weitergeht, kann das auch längerfristige Auswirkungen haben.“ (dpa)
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