DAS SPIEL MEINES LEBENS: ROLF TÖPPERWIEN: 19. 03. 1986, Bayer Uerdingen – Dynamo Dresden 7:3 Rolf Töpperwien, 62, ehemaliger ZDF-Reporter
Aufgezeichnet von Benjamin Apitius. Noch vor dem Spiel verabredete ich mich mit Dresdens Trainer Klaus Sammer zu einem Einzelinterview nach der Pressekonferenz.
Aufgezeichnet von Benjamin Apitius.
Noch vor dem Spiel verabredete ich mich mit Dresdens Trainer Klaus Sammer zu einem Einzelinterview nach der Pressekonferenz. Ich erzählte ihm auch von dem Streit, der um diese Begegnung in der ZDF-Redaktion entbrannt war. Sportchef-Chef Dieter Kürten hatte für die Übertragung des anderen Spiels mit deutscher Beteiligung plädiert: die Quoten-Bayern gegen Anderlecht. Ich hatte jedoch heroisch für das deutsch-deutsche Duell gekämpft, trotz des relativ klaren 2:0 der Dresdner aus dem Hinspiel. Am Ende gab Kürten klein bei und raunte: „Aber Töppi, wenn das Ding nach 20 Minuten durch ist, dann brauchst du hier am Montag gar nicht mehr anzutanzen.“ Und so saß ich dann in der Grotenburg-Kampfbahn auf einem Holzstuhl zwischen den Trainerbänken und sah meine Felle davonschwimmen. Zur Pause stand es nach drei Halbzeiten 5:1 für Dresden, und Sammer rief mir im Vorbeigehen zu: „Na, Töpperwien, da stehen Sie am Montag wohl ohne Job da.“ Der Schweiß stand mir auf der Stirn. Doch dann folgte die wohl unglaublichste zweite Hälfte des vergangenen Fußball-Jahrhunderts. Damit hatte kein Sammer dieser Welt gerechnet. Kürten nicht. Und ich – zugegebenermaßen – auch nicht. Nach dem Spiel führte ich atemlos die berühmten Feier-Interviews mit Uerdingens Trainer Kalli Feldkamp und Matchwinner Wolfgang Funkel. Doch während der Pressekonferenz bekam ich dann plötzlich Skrupel. Sollte ich den Sammer nun wirklich noch zusätzlich quälen? Ich bin später auch Oliver Kahn nach seinen härtesten Niederlagen auf die Pelle gerückt, doch in diesem Moment hätte ich allein aus Anstand auf ein Interview verzichtet. Doch dann – und dass rechne ich ihm bis heute haushoch an – kam tatsächlich der Sammer auf mich zu und fragte nach meinen Fragen. Zum Abschied wünschte er mir dann einen triumphalen Montag in der Redaktion. Und den hatte ich, das können Sie mir glauben!
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