zum Hauptinhalt
Der nächste Klitschko? Jarmolenko (l.) sorgte mit einem Gerangel für Aufregung.
© dpa

Vor dem EM-Auftakt der Deutschen: 11 Dinge, die Sie über die Ukraine wissen müssen

Von Disziplinfanatikern und Kampfkünstlern. Wir haben 11 Dinge zusammengestellt, die Sie vor dem deutschen EM-Auftaktspiel über die Ukraine wissen sollten.

1. Die Ukraine hat sich zum ersten Mal für eine Europameisterschaft qualifiziert – und nimmt zum zweiten Mal an einer Endrunde teil. Vor vier Jahren war das Land gemeinsam mit Polen Ausrichter. Der damalige Spielort Donezk gehört inzwischen zur international nicht anerkannten Volksrepublik Donezk.

2. Die Ukraine hat noch nie ein Länderspiel gegen Deutschland gewonnen. Bisher trafen beide Mannschaften fünf Mal aufeinander. Zwei Mal gewann das DFB-Team, drei Spiele endeten unentschieden. So auch die bisher letzte Begegnung im November 2011. Im Olympiastadion von Kiew führten die Ukrainer bereits 2:0 und 3:1, am Ende mussten sie sich mit einem 3:3 zufrieden geben. Die Tore für das deutsche Team erzielten Toni Kroos, Simon Rolfes und Thomas Müller.

3. Die politischen Spannungen zwischen der Ukraine und Russland machen auch vor der Nationalmannschaft nicht Halt. Im vorläufigen EM-Aufgebot der Ukrainer stand kein einziger Spieler, der in der russischen Liga sein Geld verdient. Im endgültigen Kader für das Turnier sind es drei: Bogdan Butko (Amkar Perm), Jewgen Selesnjow (Kuban Krasnodar) und Olexandr Sintschenko (FK Ufa). 17 der 23 Spieler sind bei ukrainischen Klubs beschäftigt.

4. Im EM-Kader der Ukrainer steht auch ein guter alter Bekannter aus Deutschland. Nominell ist Anatoli Timoschtschuk, der von 2009 bis 2013 für Bayern München gespielt hat, immer noch Kapitän des Nationalteams. Der 37-Jährige, inzwischen bei Kairat Almaty in Kasachstan unter Vertrag, ist allerdings nur noch Ergänzungsspieler. „Er ist ein wichtiger Mann, auch in der Kabine“, sagt sein früherer Mitspieler Andrej Schewtschenko, der bei der EM Co-Trainer des ukrainischen Teams ist.

5. Schewtschenko hat alle EM-Tore für die Ukraine erzielt: nämlich genau zwei. Und beide in einem einzigen Spiel. Im ersten Gruppenspiel gegen Schweden sicherte er seiner Mannschaft vor vier Jahren den 2:1-Sieg. Die beiden folgenden Vorrundenspiele gegen Frankreich (0:2) und England (0:1) verlor die Ukraine, so dass sie sich 2012 bei ihrem EM-Debüt nicht fürs Viertelfinale qualifizieren konnte.

6. Schewtschenko ist einer von immerhin drei Ukrainern, die zu Europas Fußballer des Jahres gewählt wurden. Der Erste war 1975, also noch zu Sowjetzeiten, Oleg Blochin von Dynamo Kiew. Für denselben Klub spielte auch Igor Belanow, der 1986 den Ballon d’Or erhielt. Zudem belegte Schewtschenko bei den Wahlen 1999 und 2000 jeweils den dritten Platz.

7. Trainer der Ukrainer ist der 67 Jahre alte Michail Formenko, der 24 Länderspiele für die UdSSR bestritten hat. Er löste 2012 Oleg Blochin ab. Die Ukraine ist das zweite Nationalteam nach Guinea (1994), das er trainiert. Formenko gilt als Disziplinfanatiker. Das bekam unter anderem Marko Devic zu spüren. Der gebürtige Serbe nahm die ukrainische Staatsangehörigkeit an und kam bei der EM 2012 in allen drei Vorrundenspielen zum Einsatz, wird von Formenko jedoch nicht mehr berücksichtigt, nachdem er sich geweigert hatte, in einem Freundschaftsspiel gegen Kamerun aufzulaufen. Das Spiel fand am Tag seiner Hochzeit statt.

8. Die Ukrainer haben sich erst in den Play-offs für die EM-Endrunde in Frankreich qualifiziert. Gegner waren die Slowenen, an denen sie vor der EM 2000 noch gescheitert waren. Insgesamt stand die Ukraine zuvor fünf Mal in den Play-offs zu einer Welt- oder Europameisterschaft; nie konnte sie sich durchsetzen – auch im November 2001 nicht, als sie auf dem Weg zur WM 2002 an Deutschland scheiterte. Nach dem 1:1 im Hinspiel in Kiew gewann das DFB-Team das Rückspiel in Dortmund mit 4:1.

9. Die Ukraine ist seit sechs Begegnungen ungeschlagen. Die jüngsten vier Spiele hat das Team sogar gewonnen: gegen Zypern (1:0) sowie gegen die EM-Teilnehmer Wales (1:0), Rumänien (4:3) und Albanien (3:1).

10. Mit Andrej Jarmolenko und Jewgen Konopljanka verfügt die Ukraine über zwei außerordentlich begabte Offensivspieler. Die Stärke des Teams aber liegt eindeutig in der Defensive. In den zehn Qualifikationsspielen – unter anderem gegen Spanien – kassierte die Mannschaft von Trainer Formenko nur vier Gegentore.

11. Andrej Jarmolenko hat das Land Anfang Mai nicht nur mit seinen fußballerischen Fertigkeiten in Wallung versetzt, sondern auch mit seinen Kampfkünsten. Im Spiel zwischen Dynamo Kiew und Schachtjor Donezk löste Jarmolenko tumultartige Szenen aus. Erst stellte er seinem Nationalmannschaftskollegen Taras Stepanenko ein Bein, anschließend rangen und boxten beide miteinander. „Das ganze Land soll wissen, dass meine Freundschaft mit Jarmolenko beendet ist“, verkündete Stepanenko später; Jarmolenko wiederum musste sich öffentlich entschuldigen. Womit das mannschaftsinterne Problem angeblich aus der Welt geschafft ist. Stefan Hermanns

Zur Startseite