Kritik aus Köpenick: 1. FC Union lehnt Fan-Konzept der Liga ab
Der Fußball-Zweitligist hat die Sicherheitskonzepte des DFB und der DFL abgelehnt. Das DFL-Konzeptionspapier „Sicheres Stadionerlebnis“ würde die Klubs zu sehr unter Druck setzen und ohne Beweise von einer Gewalt-Eskalation ausgehen.
Der Fußball-Zweitligist Union Berlin hat die derzeit in der Bearbeitung befindlichen Sicherheitskonzepte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) abgelehnt. Am gestrigen Nachmittag bezeichnete der Verein nach Gesprächen zwischen Präsidium und der eigenen Fan- und Mitgliedervereinigung das DFL-Konzeptionspapier „Sicheres Stadionerlebnis“ als „grundsätzlich nicht akzeptabel“.
DFL und DFB würden aus den aktuellen Tendenzen in den Stadien falsche Schlussfolgerungen ziehen und die Vereine mit der Androhung von Sanktionen zu sehr unter Druck setzen. Das Hauptargument, dass es derzeit eine Eskalation der Gewalt in und außerhalb der Stadien geben würde, sei gar nicht bewiesen. So fehle es an „einer nachvollziehbaren Aufschlüsselung der Verletztenstatistik bei Fußballspielen“.
Die Köpenicker bleiben damit Vorreiter im deutschen Profifußball, was die kritische Bewertung von Sicherheitskonzepten der DFL und des DFB betrifft. Die Berliner waren bereits im vergangenen Juli der Sicherheitskonferenz der 56 deutschen Profiklubs als einziger Verein ferngeblieben. Die Begründung: Über die Inhalte habe man im Vorfeld nicht mit der Fanszene diskutieren können.
Bis zum kommenden Montag um zwölf Uhr sollten sich alle Vereine zum neuen Positionspapier äußern. Union informierte vorab DFL und DFB und verschickte zwei Stunden später seine neunseitige Positionierung auch an die anderen Klubs. „Einige Vereine haben schon auf unsere Stellungnahme gewartet“, sagte Präsident Dirk Zingler, das Dokument ist auf der Homepage des Vereins nachzulesen. Union fordert beispielsweise den Dialog zwischen Anhängern und Verbänden, die Aufnahme von Fanvertretern in Entscheidungsgremien des DFB und der DFL sowie eine Stärkung von Fanprojekten. Die Berliner bieten an, Satzungsänderungsanträge für die Auswahl von Fanvertretern in Verbandsgremien auszuarbeiten. Zudem hofft der Verein, dass die Klubs differenziert mit Problemen der eigenen Fanszene umgehen können.