1:1 gegen RB Leipzig: 1. FC Union Berlin tritt weiter auf der Stelle
Der 1. FC Union kam am Freitag nicht über ein 1:1 (1:0) gegen RB Leipzig hinaus. Die Fans hatten zu Beginn mit Schweigen gegen den ungeliebten Gast protestiert.
Pssssst. Ganz leise. War doch so ausgemacht. Aber wer kann schon still sein, wenn die eigene Mannschaft beinahe ein Tor schießt? Manchen Fans des 1. FC Union fiel es im Spiel gegen RB Leipzig schwer, das selbst auferlegte Schweigegelübde während der ersten 15 Minuten einzuhalten. Als zum Beispiel Bobby Wood den Ball gleich zu Beginn nur knapp am Tor vorbeisetzte. Ist dann aber doch noch gutgegangen mit dem Garnichtssagen und Garnichtssingen. Nach Ablauf der ersten Viertelstunde wurde es dafür umso lauter. Unions Fans zählten die letzten zehn Sekunden runter und plötzlich war es wieder da, das Tollhaus Alte Försterei. Viele der 21 283 Besucher waren wie angekündigt in union-roter Kleidung gekommen. In der besonderen Atmosphäre zeigten die Fußballer des Berliner Zweitligisten lange Zeit eine besondere Leistung, am Ende reichte es aber wieder nicht zum ersten Saisonsieg. Union tritt nach dem 1:1 (1:0) gegen RB Leipzig auf der Stelle. Es war das vierte Unentschieden im sechsten Spiel.
„Wir haben in der Defensive sehr viel richtig gemacht, leider aber auch einen Fehler, der bitter bestraft wurde“, sagte Unions Trainer Norbert Düwel.
Vieles erinnerte an die Szenerie vor fast genau einem Jahr. Damals gelang den Berlinern gegen Leipzig der erste Sieg vor einem enthusiastischen Publikum.
Union machte seine spielerische Unterlegenheit durch Einsatz wett
Der Protest gegen den neuen Lieblingsfeind ist für Unions Fans zum festen Ritual geworden. Aus ihrer Sicht ist RB kein gewöhnlicher Gegner. Weil er in erster Linie erschaffen wurde, um ein Produkt zu bewerben. Hinter RB steht ein Getränkehersteller aus Österreich, der die Geschicke im Klub stärker als sonst im deutschen Profifußball kontrolliert. So hatten Unions Anhänger unter der Woche Spruchbänder gebastelt, auf denen zu lesen war, was Leipzigs Fans vermeintlich alles vermissen. „Gewollte Mitsprache“, „Kommunikation auf Augenhöhe“ oder „Publikationsfreiheit“. Auf dem größten Banner stand: „Ein berauschender Abend durch Adrenalin, statt künstlich geschaffen mittels Taurin.“ Eine Anspielung auf eine gern verwendete Zutat des Getränkeherstellers.
Unions Fußballer gaben sich von Beginn an größte Mühe, den Abend tatsächlich zu einem berauschenden zu gestalten. Sie rannten, sie kämpften um jeden Zentimeter Rasen und machten ihre spielerische Unterlegenheit durch enormen Einsatz wett. Genauso hatte es sich Trainer Norbert Düwel erhofft. Seine Mannschaft verbarrikadierte sich tief in der eigenen Hälfte, die defensive Ordnung stimmte. Leipzig fiel es schwer, sich durch die vielbeinige Berliner Abwehr durchzuspielen. So resultierte das erste Tor des Spiels aus einer Standardsituation. Fabian Schönheim brachte den Ball hoch in den Strafraum zu Michael Parensen, der legte per Kopf quer auf den heranstürmenden Sören Brandy – und schon stand es 1:0 für den 1. FC Union.
Leipzig antwortete mit viel Ballbesitz und gefälligen Kombination. Ein Tor von Davie Selke wurde wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt.
An der spielerischen Überlegenheit der Gäste änderte sich auch in der zweiten Halbzeit nichts. Nur schien RB allmählich die Zeit davonzulaufen. Allerdings hatten die Berliner es abgesehen vom Spiel gegen 1860 bisher immer geschafft, einen Vorsprung nach der 80 Minuten noch zu verspielen. So kam es auch dieses Mal. Bei einer flachen Eingabe von Zsolt Kalmar konnte Unions Michael Parensen den heranstürmenden Nils Quaschner nicht entscheidend stören – 1:1. Die Fans auf der Waldseite trieben ihre Mannschaft noch einmal an, die aber hatte sich längst schon verausgabt.