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Die Figur stimmt beim 1. FC Köln. Den Abstieg konnten die gut proportionierten Spieler aber nicht verhindern.
© dpa

Abstieg aus der Bundesliga: 1. FC Köln: Et hätt noch immer jot jejange

Der 1. FC Köln verabschiedet sich würdevoll in die Zweite Liga – und plant bereits mit dem direkten Wiederaufstieg.

Als die Hoffnung auf ein Fußballwunder dahin war, fanden die soeben aus der Bundesliga abgestiegenen Profis des 1. FC Köln rasch den Trost, den sie in diesen Momenten der „vollkommenen Leere“, wie Torhüter Timo Horn es nannte, dringend gebraucht hatten. Die rund 3000 nach Freiburg mitgereisten Fans des FC bauten ihre Mannschaft, die nach der dramatischen 2:3-Niederlage beim Sportclub ihre letzte Minichance auf den Klassenverbleib verspielt hatte, wieder auf. Die Anhängerschaft des Traditionsklubs feierte Spieler und Trainer, als hätte der dreimalige deutsche Meister soeben einen großen Sieg errungen und stimmte den kölschen Gemütsklassiker der Bläck Fööss an: „En unserem Veedel“.

Es sind Momente wie diese, Momente der Gemeinsamkeit, die den Kölner Torhüter Timo Horn bewegten. Er, der seinen geliebten Arbeitsplatz trotz Ausstiegsklausel und reizvoller Angebote anderer Klubs nicht verlassen will, sagte: „Das Verhalten der Fans ist nicht in Worte zu fassen. Diesmal gehen wir als Einheit in die Zweite Liga.“

Köln steht zusammen und darf auch nach dem sechsten Erstligaabstieg darauf hoffen, dass es bei einem einjährigen Zweitliga-Intermezzo bleibt. Dafür sprechen die wirtschaftlichen und sportlichen Perspektiven des über 100 000 Mitglieder starken Effzeh, in dem der umsichtige und für Kölner Verhältnisse überaus gelassene Sport-Geschäftsführer Armin Veh schon vorsorglich ganze Arbeit geleistet hat. Veh konnte Horn sowie Kapitän und Nationalspieler Jonas Hector ebenso zum Weitermachen bewegen wie in der Winterpause den zweimaligen Zweitligaschützenkönig Simon Terodde und den französischen Spielmacher Vincent Koziello vom Wechsel in die Karnevalskapitale überzeugen. „Ansonsten müssen wir uns aber schon neu aufstellen und frische Kräfte reinbringen“, sagte Veh am Samstag, als die Kölner als Tabellenletzter und erster Absteiger dieser Bundesliga-Saison feststanden.

"Wir sind immer wieder aufgestanden"

Ein Facelifting wird dem FC gut tun, der als Europa-League-Teilnehmer in die Spielzeit aufbrach und sein Startkapital zum Entsetzen der Gefolgschaft rasch verpulvert hatte. Vehs Vorgänger Jörg Schmadtke und der langjährige Erfolgstrainer Peter Stöger konnten den tiefen Rutsch auch aufgrund eigener Versäumnisse nicht stoppen. Stögers Nachfolger Stefan Ruthenbeck schaffte erst am 17. Spieltag, als Köln mit gerade mal drei Pünktchen als Letzter dastand, den ersten vollen Erfolg. Es sollten weitere Siege folgen, die zu spät kamen, um noch den Turnaround schaffen zu können. „Wir sind immer wieder aufgestanden, das hat viel Kraft gekostet“, sagte Horn nach dem letztlich missglückten Kraftakt.

Als der Tiefpunkt in Freiburg erreicht und unumstößliche Tatsachen geschaffen worden waren, sagte der gebürtige Kölner Ruthenbeck„Die Fans sorgen dafür, dass wir mit Würde abgestiegen sind.“ Das war beim vorangegangenen Niedergang im Mai 2012 ganz anders, als Ultra-Horden den Rasen im Kölner Stadion stürmten, Pyroattacken zündeten und die Spieler übel beschimpften. „Damals hing eine schwarze Wolke über uns“, erinnerte sich Horn mit Grausen an die Jagdszenen in Müngersdorf.

Inzwischen ist der 1. FC Köln zu einem der wirtschaftlich am besten geführten Klubs im deutschen Profifußball aufgestiegen. Aus hohen Verbindlichkeiten ist eine Eigenkapitalquote von 40 Millionen Euro geworden. Auch in der Zweiten Bundesliga werden die Fans ihrem Effzeh die Bude einrennen. Alexander Wehrle, der Geschäftsführer Finanzen, rechnet mit durchschnittlich 40 000 Zuschauern bei den 17 Heimspielen des Aufstiegsfavoriten Nummer eins. „Im Erfolg macht man aber leider die größten Fehler. Das sind Dinge, aus denen wir lernen müssen“, sagte Timo Horn. Dies wird dann die Aufgabe von Markus Anfang sein, dem neuen, noch für Holstein Kiel tätigen Trainer. Auch er ist übrigens in Köln groß geworden.

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