Cunha vergibt Riesenchance zum Ausgleich: 0:1 – Hertha BSC verpasst Punktgewinn gegen Bayern
Hertha BSC zeigt im Berliner Schneetreiben gegen den FC Bayern eine gute Leistung. Trotz großer Chancen verlieren die Gastgeber denkbar knapp.
Dodi Lukebakio, der Stürmer von Hertha BSC, ist so etwas wie der personifizierte Bayern-Schreck. In zweieinhalb Spielzeiten in der Fußball-Bundesliga hat der Belgier schon fünf Tore gegen den Rekordmeister erzielt, und am Freitagabend dauerte es nur 90 Sekunden, bis sich ihm die große Gelegenheit eröffnete, seinem Ruf erneut gerecht zu werden.
Nach einem feinen Pass von Vladimir Darida tauchte Lukebakio ganz allein vor Manuel Neuer, dem Torhüter des FC Bayern München, auf. Doch statt im Tor, zur frühen Führung für Hertha, landete der Ball nach seinem Schuss an Neuers Fuß.
Hertha war gut dabei. Hertha war den Bayern ein erstzunehmender Gegner, war nah dran, aber zur Sensation reichte es nicht. Durch ein 1:0 (1:0) feierten die Münchner vor ihrem Abflug zur Klub-WM in Katar ihren fünften Sieg hintereinander, während Pal Dardai auch das zweite Spiel nach seiner Rückkehr auf die Trainerbank verlor. Aber dafür, dass die Münchner im Moment nicht ihre Kragenweite sind, zeigten die Berliner eine ansprechende Leistung.
Dardai hatte einige überraschende Änderungen an seiner Startelf vorgenommen. Maximilian Mittelstädt und Peter Pekarik ersetzten Luca Netz und Lukas Klünter. Der erst 17 Jahre alte Netz stand nicht einmal im Kader. Außerdem spielte Darida für Mattéo Guendouzi. Nemanja Radonjic und Sami Khedira, erst zu Wochenbeginn verpflichtet, saßen zunächst auf der Bank.
Andere Dinge bleiben im Olympiastadion, wie sie auch vor dem Trainerwechsel bei Hertha waren. Im dritten Spiel hintereinander gab es einen Elfmeter, und zum dritten Mal hintereinander wurde er nicht verwandelt. Doch während es zuletzt die Berliner Krzysztof Piatek und Matheus Cunha waren, die scheiterten, erwischte es diesmal Robert Lewandowski von den Bayern.
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Nach knapp zehn Minuten hatte Herthas Torhüter Rune Jarstein Leroy Sané zu Fall gebracht. Lewandowski trat zum Strafstoß an. Lewandowski trippelte, wie er es immer tut. Lewandowski verzögerte, wie er es immer tut. Aber dann scheiterte er am gegnerischen Torhüter, wie er es selten tut.
Leise, aber unaufhörlich rieselte der Schnee ins weite Rund. Kurz bevor die Spieler zum Warmmachen aus den Kabinen gekommen waren, zogen die fleißigen Helfer mit einem riesigen Netz den Schnee vom Rasen. Aber je länger die erste Hälfte dauerte, desto weißer wurde der Untergrund. Das machte die Angelegenheit nicht einfacher, trotzdem – oder gerade deswegen – entwickelte sich die Begegnung zu einer durchaus amüsanten Angelegenheit.
Dazu trugen auch die Berliner bei, die sich keineswegs am eigenen Strafraum barrikadierten, sondern nach Ballgewinnen durchaus nach vorne dachten. Dann ging es immer schön flott Richtung Bayern-Tor, allerdings fehlte manchmal die letzte Überzeugung.
Das ist bei den Bayern anders. Nach 20 Minuten ließ Kingsley Coman Innenverteidiger Niklas Stark geschickt ins Leere rutschen. Diesen Vorsprung nutzte der Franzose zu einem Schuss von der Strafraumgrenze, der sich über Jarstein zum 1:0 ins Tor senkte, weil Stark den Ball noch entscheidend abgefälscht hatte.
Dardai musste zu Beginn der zweiten Hälfte zum ersten Mal wechseln, weil sich Jordan Torunarigha unmittelbar vor der Pause bei einem Foul an Sané so schwer verletzt hatte, dass er humpelnd den Platz verlassen musste. Omar Alderete rückte neu ins Team.
Der Rasen war zur zweiten Halbzeit wieder vom Schnee geräumt, was den Bayern erkennbar entgegenkam. Sie ließen den Ball nun routiniert kreiseln und hatten gleich nach Wiederanpfiff durch Serge Gnabry eine gute Chance. Mit seinem Schuss hatte Jarstein einige Mühe.
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Hertha fand in der ersten Viertelstunde nach der Pause kaum ins Spiel, so dass Dardai gar nicht anders konnte, als von außen einzugreifen. Für Piatek brachte er Radonjic, und für einen kurzen Moment durfte der Serbe vom perfekten Bundesligadebüt träumen. Nur Sekunden nach seiner Einwechslung traf er mit seiner ersten Ballberührung zum vermeintlichen Ausgleich. Doch umgehend ging die Fahne des Linienrichters hoch. Vorlagengeber Lukebakio hatte deutlich und zweifelsfrei im Abseits gestanden.
Mit dem flinken Radonjic aber kam in der Tat noch einmal mehr Zug in Herthas Spiel. Für die letzten zehn Minuten durfte dann auch noch Khedira aufs Feld. Nach zehneinhalb Jahren im Ausland feierte der Weltmeister sein Comeback in der Bundesliga. Ein erfolgreiches wurde es nicht mehr – nicht zuletzt deshalb weil Cunha zwei Minuten vor Schluss den Ball frei vor Neuer am Tor vorbeilupfte.