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Richtungsweisend. So nennt Florian Schugardt das Spiel der Werderaner Handballer am kommenden Samstag gegen den Tabellenzweiten.
©  Julius Frick

Handball in Werder: Zwischen Euphorie und dem Machbaren

Die Handballer von Grün-Weiß Werder dominieren die Oberliga Ostsee-Spree und müssen sich nun auch mit dem Thema Aufstieg in die dritte Liga beschäftigen. Doch inwiefern wäre dieser überhaupt sinnvoll für den Klub, der eng mit dem Drittligisten VfL Potsdam zusammenarbeitet?

Der Rhythmus kommt Norbert Jäger bekannt vor. Alle drei Jahre sind die Handball-Männer von Grün-Weiß Werder in der jüngeren Vergangenheit aufgestiegen. „Wir haben drei Jahre in der Verbands- und dann drei Jahre in der Brandenburgliga gespielt. Jetzt sind wir drei Jahre in der Oberliga“, sagt der Präsident das Handballvereins. Wenn die Serie Gesetz ist, bedeutet dies am Ende der Saison: Aufstieg in die dritte Liga, dorthin, wo aktuell auch der VfL Potsdam spielt. Acht Spieltage vor Saisonende und mit sieben Punkten Vorsprung an der Spitze der Ostsee-Spree-Oberliga ist die Frage legitim: Was macht der Verein, wenn tatsächlich die sportliche Qualifikation für den Aufstieg geschafft wird?

„Wir müssen uns Gedanken machen“, gibt Jäger zu. Auch wenn es nicht zu erwarten gewesen sei, dass Werder ganz oben mitspielt, „haben wir jetzt keine schlechten Karten, Meister zu werden“, sieht der Vereinschef der Realität ins Auge. Die Gespräche mit Trainer Silvio Krause, der Stadt sowie den Sponsoren laufen seit Längerem, die Termindichte für klärende Runden nimmt zu. „In vier Wochen“, so Jäger, „wollen wir es entscheiden.“

Aktuelle Spielstätte für höhere Klasse grenzwertig

Es müsse eine Entscheidung sein, die dem Verein nicht schade und von diesem mitgetragen werde. Es ist nicht nur ein Spagat zwischen sportlicher Reputation und dem wirtschaftlich Machbaren. Der Aufstieg als berechtigter Lohn für eine sportliche Leistung sei das eine. „Aber die Rahmenbedingungen müssen auch passen“, sagt Jäger. Finanziell wäre die dritte Liga eine enorme Herausforderung.

Die aktuelle Spielstätte nennt er für eine höhere Klasse grenzwertig: Die Sporthalle des Ernst-Haeckel-Gymnasiums erlaubt offiziell 199 Zuschauer. Es wurde bereits überlegt, bei einem Aufstieg in der Potsdamer MBS-Arena zu spielen. „Aber wirklich Sinn macht das nicht“, zieht Jäger die Idee sofort zurück. „Wir können es nicht sportlich hier in Werder schaffen und dann in Potsdam spielen“, begründet er. Fans und Sponsoren könne man das kaum zumuten. „Wenn ich drei Wünsche in einem vereinen könnte, würde ich mir zum 1. September in Werder eine neue Halle wünschen.“ Doch wird sich dies nicht erfüllen, auch nicht zum 70. Geburtstag, den der Verein in diesem Jahr feiert.

Enge Kooperation mit Drittligist VfL Potsdam

Zudem müsse ein Aufstieg nicht zwingend attraktiver sein als der Verbleib in der Oberliga. „Wir haben bei jedem Spiel eine tolle Atmosphäre“, sagt Jäger und vermag nicht auszuschließen, dass sich das ändert, wenn Werder als Drittligist in Schwierigkeiten kommt, sich aufreibt und die Stimmung verloren geht. In der Oberliga ist Grün-Weiß einer der Taktgeber und wird auch in der kommenden Saison konkurrenzfähig sein. „Wir haben auch für das nächste Jahr eine Top-Mannschaft“, sagt Jäger. Erst vor wenigen Tagen unterschrieben drei A-Bundesliga-Talente des VfL Potsdam beim Oberligisten.

„Genau diese Nachwuchsarbeit haben wir uns auch auf die Fahnen geschrieben“, betont Jäger. Als Kooperationspartner arbeiten Grün-Weiß und der VfL seit Jahren eng zusammen. Unter anderem bietet sich dadurch die Möglichkeit, dass Potsdams A-Jugendliche bei Werder in der Oberliga wichtige Erfahrungen im Männer-Handball sammeln. „Gerade für diese jungen Spieler ist der Unterschied zwischen Ober- und dritter Liga zunächst recht groß“, weiß Jäger. Es gibt allerdings in der Kooperationsvereinbarung keine Klausel, „dass wir nicht beide in der gleichen Liga spielen dürfen“, erklärt Jäger. Ob das letztlich Sinn macht, sei eine andere Frage. Wünschenswerter sei es dann, „wenn der VfL in der zweiten Liga spielt und wir in der dritten“, sagt Jäger.

Spitzenspiel am Samstag gegen Verfolger aus Berlin

Florian Schugardt kennt beide Vereine sehr gut. 15 Jahre spielte er beim VfL, ehe er im vergangenen Sommer in seine Heimatstadt Werder ging, um dort seine Karriere ausklingen zu lassen. Vor allem die langen Busfahrten zu Auswärtsspielen, die er mit dem VfL in der zweiten und dritten Liga erlebt hat, werde er keinesfalls vermissen, sagte er bei seinem Abschied. Und nun vielleicht doch eine Rückkehr in Liga drei? „Ehrlich gesagt haben wir Spieler darüber noch gar nicht groß gesprochen“, sagt der 27-Jährige. Die Mannschaft freue sich über den bisherigen Saisonverlauf, wolle natürlich auch weiter gewinnen. „Aber wir schauen von Spiel zu Spiel“, sagt Schugardt.

Vor allem auf das kommende Spiel. „Das wird wegweisend“, so der Außenspieler. Der Tabellenzweite kommt in die Blütenstadt, und damit ein echter Wahrsager (18.30 Uhr). Die Handball-Spielgemeinschaft OSC-Schöneberg-Friedenau fügte im Hinspiel den Grün-Weißen mit 24:19 die bislang einzige Liga-Niederlage zu und gewann im Januar auch das Qualifikationsspiel zur Deutschen Pokalmeisterschaft des DHB. Sieben Punkte liegt Werder vor dem Verfolger, der allerdings zwei Spiele weniger hat. Ein Erfolg gegen die Berliner wäre ein Riesenschritt zur Meisterschaft, doch betonen Jäger und Schugardt unisono: „Der Weg ist noch lang.“ Mit dem Bad Doberaner SV, MTV Altlandsberg oder dem SV 63 Brandenburg-West kommen noch Mannschaften „auf Augenhöhe“, meint der Grün- Weiß-Präsident.

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